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Am Mainzer Hauptbahnhof herrscht immer noch Chaos.

© afp

Mainz: Brüderle erklärt Bahn-Chaos zu "internationaler Blamage"

Das Stellwerkchaos am Mainzer Hauptbahnhof wird zum Thema im Wahlkampf. SPD-Kandidat Peer Steinbrück kritisiert Fehlplanungen bei der Deutschen Bahn. Und FDP-Mann Rainer Brüderle fordert eine grundlegende Umstrukturierung des Unternehmens.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat angesichts der chaotischen Zustände am Mainzer Hauptbahnhof eine grundlegende Umstrukturierung der Bahn gefordert. Im Zusammenhang mit den Zugausfällen wegen Personalmangels sprach Brüderle im Interview mit der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ von einer „internationalen Blamage“, einem „unglaublichen Zustand, für den die Menschen kein Verständnis haben“. „Hier wird eine ganze Region in Geiselhaft genommen“, kritisierte der FDP-Politiker. Es helfe jetzt nicht, einen Bahn-Vorstand abzusetzen, vielmehr müsse die Bahn-Struktur mit ihrer staatlichen Absicherung „grundlegend unter die Lupe genommen werden“, forderte Brüderle. „Ein freies Unternehmen im Wettbewerb könnte sich so etwas nicht leisten“, fügte er hinzu. In diesem Zusammenhang halte er auch den einst vertagten Börsengang der Bahn „zum richtigen Zeitpunkt für überlegenswert“. Brüderle unterstützte zudem den Vorschlag von FDP-Generalsekretär Patrick Döring, notfalls Bahn-Mitarbeiter aus dem Urlaub zu holen.

Steinbrück kritisiert die Deutsche Bahn

Massive Kritik an der Bahn kommt auch von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. „Hier wurde offenbar falsch gespart. Das rächt sich jetzt“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Die Bahn-Mitarbeiter zu bestrafen und aus dem Urlaub zurückzuholen, sei der falsche Weg. „Die Fahrdienstleiter brauchen auch ihre Erholung, sonst betreibt man Raubbau an ihnen. Sie sind nicht für diese Fehlplanung verantwortlich“, sagte Steinbrück. Von der Bahn forderte er schnelle Lösungen und Abhilfe. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) tue allerdings so, als gehe ihn das als Eigentümer der Bahn alles nichts an.

Am Mainzer Hauptbahnhof fallen derzeit regelmäßig Züge aus und der Regionalverkehr läuft nur eingeschränkt. Fernverkehrszüge wie ICEs werden teils umgeleitet oder halten an anderen Bahnhöfen. Von den üblicherweise 15 Mitarbeitern des Stellwerk-Fahrdienstes in Mainz sind fünf derzeit krank und drei im Urlaub.

DB-Vorstandsmitglied Volker Kefer hatte am Montagabend in der ARD gesagt, die Bahn werde die Zahl der Fahrdienstleiter weiter erhöhen. Entsprechende Beschlüsse seien bereits vor Monaten gefallen. Außerdem werde untersucht, „dass wir Fahrdienstleiter, die an anderen Stellwerken außenrum Dienst tun, zusätzlich ausbilden als Reserven“. Ohne entsprechende Schulung könnten „Fahrdienstleiter nicht einfach verschoben werden“, da sie Streckenkunde benötigten, führte Kefer aus. (dpa/afp)

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