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Verzweifelt. Eine Angehörige wartet auf neue Informationen.

© AFP

Update

Malaysia Airlines - Flug MH370: Luftwaffe sah 45 Minuten nach Verschwinden eine Maschine an der Malaysischen Küste

Es ist ein mysteriöses Rätsel: Was geschah auf dem Flug MH370 von Malaysia Airlines? Mittlerweile beteiligen sich zehn Länder an der Suche nach der Maschine. Nun wird bekannt: Die malaysische Luftwaffe sah 45 Minuten nach Verschwinden eine Maschine über der nördlichen Straße von Malakka.

Vier Tage nach dem rätselhaften Verschwinden eines malaysischen Passagierflugzeugs mit 239 Menschen an Bord haben die Behörden das Suchgebiet noch einmal deutlich ausgeweitet. Auf Bitten der malaysischen Regierung schloss sich am Mittwoch auch Indien dem Einsatz an und ließ seine Küstenwache in der Andamanensee sowie um die Nikobaren-Inseln Ausschau nach Wrackteilen der Boeing 777 halten, wie das indische Außenministerium mitteilte. Damit beteiligen sich inzwischen zehn Länder in der Region an der Suche nach der Maschine von Malaysia Airlines.

Der Chef der malaysischen Luftwaffe bestätigte derweil einen Medienbericht, wonach das Militär am frühen Samstagmorgen rund 45 Minuten nach Verschwinden des Passagierflugzeugs vom Radar eine Maschine über der nördlichen Straße von Malakka und damit an der Westküste Malaysias entdeckt habe. Ob es sich dabei um die vermisste Boeing handle, sei aber noch nicht sicher, fügte Rodzali Daud hinzu. Das Gebiet liegt entgegengesetzt der Stelle östlich des Inselstaates, wo es den letzten Funkkontakt gab. Thailand und Indonesien, die ebenfalls an der Straße von Malakka liegen, teilten mit, ihre Flugsicherungen hätten keine außergewöhnlichen Flugbewegungen zu dem Zeitpunkt in der Region beobachtet.

Ein halbes Jahr vor dem mysteriösen Verschwinden von Flug MH370 aus Malaysia hat die US-Luftfahrtbehörde FAA vor „Rissen und Korrosion“ bei Flugzeugen der Boeing-777-Familie gewarnt. Die Probleme könnten zu einem „plötzlichen Druckabfall“ in der Kabine oder gar zum „Auseinanderbrechen“ des Flugzeugs in der Luft führen, heißt es in einem Entwurf für eine Direktive, der im vergangenen September in Umlauf gebracht wurde.
Der Grund für das Verschwinden der Maschine ist weiterhin völlig unklar. Die Behörden schließen einen Anschlag oder eine Entführung ebenso wenig aus wie technisches Versagen. Die Polizei prüft zudem, ob sich unter den Passagieren Menschen mit psychischen Problemen befunden haben könnten.

Touristinnen erzählen skandalöse Geschichten über Co-Pilot

Zwei Touristinnen haben unterdessen in Australien skandalöse Geschichten über den Copiloten des verschwundenen Malaysia Airlines-Flugzeugs erzählt. Der 27-Jährige habe mit ihnen bei einer früheren Gelegenheit während des ganzen Flugs, inklusive Start und Landung, im Cockpit herumgealbert und dort auch geraucht, hieß es in Medienberichten. Beides ist streng verboten.

„Wir sind schockiert“, teilte die Fluggesellschaft am Mittwoch mit. Die Vorwürfe würden sehr ernst genommen, hätten aber noch nicht überprüft werden können. Der 27-Jährige saß zusammen mit einem sehr erfahrenen Piloten im Cockpit von Flug MH370, der seit Samstag spurlos verschwunden ist. An Bord waren 239 Menschen.

Was tatsächlich mit der Maschine von Malaysia Airlines geschehen ist, darüber werden im Internet die wildesten Spekulationen und Verschwörungstheorien verbreitet. Die Boeing 777 sei möglicherweise von einem Meteoriten getroffen worden, heißt es da, oder zu einem stillgelegten Flughafen entführt worden. Auch ein irrtümlicher Abschuss durch Militärs wird hier nicht ausgeschlossen – 1988 hatte ein US-Kriegsschiff im Persischen Golf tatsächlich versehentlich einen iranischen Airbus mit einer Rakete zerstört.

Warum wird erst jetzt bekannt, dass die Maschine zur Straße von Malakka flog, wo Piraten ihr Unwesen treiben?

Inzwischen scheinen die Ermittler indessen ernsthafte Hinweise dafür zu haben, dass die Boeing 777 nach ihrem Verschwinden von den Radarschirmen gewendet hat und in niedriger Flughöhe in Ost-West-Richtung bis zur Straße von Malakka geflogen ist. Zeugen berichteten der örtlichen Polizei in Kota Bharu an der Ostküste, dass sie die Lichter einer tief fliegenden Maschine gesehen hätten.

Malaysische Medien zitieren den Luftwaffenchef, General Rodzali Daus, wonach die Luftraumüberwachung des Militärflugplatzes Butterworth auf dem militärischen Radar beobachtet hat, wie die Boeing das Festland überquerte. Sie sei zuletzt rund 70 Minuten nach dem offiziellen Verschwinden nahe der Insel Pulau Perak lokalisiert worden, die in der Straße von Malakka etwa auf halber Strecke zwischen Malaysia und dem indonesischen Sumatra liegt. Die Straße von Malakka ist eine stark befahrene Schifffahrtsroute, die wegen verbreiteter Piraterie umfassend überwacht wird. In Pilotenforen im Internet wird darüber spekuliert, dass die malaysischen Behörden nicht alle ihnen vorliegenden Erkenntnisse über den Flug MH370 publik machen. „Was genau wissen die Malaysier“ fragt dort ein Teilnehmer. Unweit südlich von Kota Bharu befindet sich die Luftwaffenbasis Gong Kedak, wo die elfte Staffel der Royal Malaysian Air Force mit russischen Su-30-Kampfflugzeugen stationiert ist.

Die Passagiere mit gestohlenen Pässen waren keine Terroristen

Bei den beiden Passagieren mit gestohlenen Pässen handelt es sich um die Iraner Pouri Nour Mohammadi, (19) und Delavar Seyed Mohammadreza (30). Beide waren mit ihren richtigen Pässen aus dem arabischen Doha (Katar) kommend nach Malaysia eingereist und mit den in Thailand gestohlenen Pässen eines Italieners und eines Österreichers an Bord des Malaysia Airlines-Fluges nach Peking gegangen. Von dort aus wollten sie weiter über Amsterdam nach Frankfurt und Kopenhagen reisen, offenbar um dort Asyl zu beantragen. Ein terroristischer Hintergrund liegt bei den beiden offensichtlich nicht vor. Die Tickets waren über einen Mittelsmann im thailändischen Pattaya bei China Southwest gebucht worden, die den Peking-Flug unter gemeinsamer Flugnummer mit Malaysia Airlines anbieten. Der Reisebürokunde hatte die jeweils preiswerteste Verbindung unabhängig von der Fluggesellschaft verlangt.

Malaysian Airlines hat inzwischen erste Angaben korrigiert, wonach fünf eingecheckte Passagiere nicht an Bord des Fluges MH 370 gegangen waren und deren Gepäck daraufhin wieder ausgeladen worden war. Tatsächlich seien vier Fluggäste nicht erschienen und auch keine unbegleiteten Koffer an Bord gelangt.

Ertönten wirklich Freizeichen bei den Mobiltelefonen?

Völlig rätselhaft bleiben Berichte, wonach bei Anrufen auf die Mobiltelefone von Passagieren und Crewmitgliedern ein Freizeichen zu hören war. Während des Fluges dürfen Handys normalerweise nur im „Flight Modus“ betrieben werden. Dann springt bei Anrufen – falls aktiviert – sofort die Mailbox an oder die Anrufer erhalten eine Ansage, dass das Telefon nicht erreichbar ist, sagt Julika Witte vom Informationszentrum Mobilfunk. Bei einem plötzlichen Absturz wäre kaum Zeit geblieben, die Telefone zu aktivieren. Wenn die Meldung richtig sein sollte, dass ein Freizeichen ertönte, hieße das, dass die Handys aktiviert wurden und die Empfänger noch lebten. Die Telekom teilte auf Anfrage mit, sie habe bei Anrufen kein Freizeichen gehört.

Die Boeing 777-200 ist mit dem ACARS-System ausgestattet, das bei Störungen von Bordsystemen automatisch Fehlermeldungen via Satellit an die Airline übermittelt. Vom Flug MH307 hat es weder solche Meldungen noch Notrufe gegeben. Zu den Spekulationen zählt auch eine Fehleinstellung des Kabinendrucks. Ist dieser zu niedrig, wird die Luft an Bord dünn. 2005 hatten die Piloten einer Boeing 737 der griechischen Helios Airways auf dem Flug von Larnaca nach Prag deshalb das Bewusstsein verloren. Die Maschine flog noch automatisch in die Warteschleife des Athener Flughafens ein und stürzte dann wegen Treibstoffmangels ab, alle 121 Menschen an Bord kamen ums Leben. (mit dpa, AFP, Reuters)

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