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Fünfsternehotels und Segelyachten: Mallorca bekämpft Straßensex und Trinkgelage, um Luxusurlauber anzulocken.

© mauritius images

Mallorca setzt auf Imagewandel: Champagner statt Sangria

Bye bye Ballermann? Mallorca verändert sein Image und setzt neben einer Sittenkampagne auch auf Luxus. Mit Erfolg: Für 2015 wird ein neuer Urlauberrekord erwartet.

Die Hoteliers auf Mallorca sind zurzeit bester Stimmung, und das liegt nicht nur an den frühlingshaften Tagestemperaturen, die der Wetterbericht für Ostern verspricht. Viele von ihnen haben ihre Herbergen mit millionenschweren Investitionen in den letzten Monaten aufgerüstet. Sie nutzten die traditionell eher flaue Wintersaison, um ihre Drei-Sterne-Häuser in Vier-Sterne-Hotels zu verwandeln. Zudem sind an der Playa de Palma, die bisher eher als Billig-Reiseziel verschrien war, gleich drei Fünf-Sterne-Herbergen im Bau. Der Luxus ist nun auch am „Ballermann“ angekommen, an jenem Strand, der früher vor allem für die Besäufnisse aus Sangria-Eimern bekannt war. Doch das ändert sich gerade.

Die Tourismusbranche auf Mallorca will mit noch mehr Qualität punkten und sich gegenüber dem härtesten Mallorca-Konkurrenten am Reisemarkt, der Türkei, behaupten. Zur Imageoffensive gehört nicht nur die Verschönerung der Hotels, sondern auch der Kampf gegen den Schmuddel-Tourismus, welcher Mallorca regelmäßig Negativschlagzeilen beschert hat. Und der Imagewandel lohnt sich.

„Die Aussichten sind gut“, sagt José Ramón Bauzá, der Regierungschef der Balearischen Inseln, zu denen neben Mallorca noch Ibiza, Menorca und Formentera gehören. Und zwar gut in jeder Hinsicht: Mallorca boomt wie noch nie, viele Hotels sind schon über Ostern weitgehend ausgebucht. Und die Insel, welche 2014 bereits mit 9,7 Millionen Feriengästen aus allen Nähten platzte, erwartet für das laufende Jahr wieder einen neuen Urlauberrekord.

Am "Ballermann" werden gleich drei neue Fünf-Sterne-Hotels gebaut

Noch nie wurden auf der Insel so viele Hotels auf einen Schlag renoviert, geliftet oder von Grund auf neu gebaut. Diese Investitionsfreude wurde auch durch neue Gesetze angekurbelt: Den Hotelinhabern wird zum Beispiel erlaubt, ihre Bettenburgen zu erweitern oder zu erhöhen, wenn sie im Gegenzug ihre in die Jahre gekommenen Etablissements sanieren und gehobenen Gästebedürfnissen anpassen.

Auch die „Ballermann“-Partyzone im zur Inselhauptstadt Palma gehörenden Strandort El Arenal, in der sich hunderte Biergärten, Diskotheken, Nachtbars und Hotels aneinanderreihen, verändert sich. Die Polizei beginnt über Ostern wieder an der Promenade des „Ballermann“- Strandes Playa de Palma, die unerwünschten und verbotenen Sangria-Eimer einzukassieren, an denen sich so manche Trinkgemeinde so gerne berauscht hat. Auch sonstige Besäufnisse mit Bier oder Hochprozentigem sind auf Straßen, Plätzen und an Stränden inzwischen verboten. Ebenso wird die Straßenprostitution verfolgt. Es hat sich offensichtlich ausgeballert auf Mallorca – zumindest was den öffentlichen Raum betrifft.

Die Auswüchse des Sauf- und Sextourismus werden seit vergangenem Jahr mit Sittengesetzen und verstärkter Polizeipräsenz bekämpft. Und die Feriengäste bedanken sich für diesen Feldzug der guten Urlaubsmanieren, indem sie in immer größerer Zahl anreisen. Den Anfang beim Aufräumen machte die Vergnügungsmeile Playa de Palma, welche überwiegend von deutschsprachigen Touristen bevölkert ist. Nach den guten Erfahrungen zieht dieses Jahr die britische Party-Hochburg Magaluf nach, welche zur westlich Palmas liegenden Gemeinde Calvià gehört.

Zu den Anstandsregeln gehört gleichfalls, dass es schon seit 2014 in Palma untersagt ist, nur im Bikini oder in Badehose abseits der Strände und Promenaden bummeln zu gehen. Männliche Touristen, die zum Beispiel in Palmas Altstadt ohne Hemd über der Hose erwischt werden oder weibliche Feriengäste, die zu viel Haut zeigen, müssen entsprechend mit einem Bußgeld rechnen. Für diese leichte Ordnungswidrigkeit können zwischen 50 und 200 Euro fällig werden.

Die Touristenzahlen zeigen, dass die Sittenkampagne ankommt

Obwohl die meisten Besucher auf der Suche nach Sonne, Strand, Meer und grenzenlosem Urlaubsvergnügen auf die Insel kommen, sei der Proteststurm gegen das „Bikini-Verbot“ und andere Benimmnormen ausgeblieben, freut sich Palmas Tourismus-Stadtrat Álvaro Gijón: „Die Touristen verstehen das völlig.“

Aus den Buchungszahlen lässt sich in der Tat ablesen, dass Mallorcas Sittenkampagne ankommt und die Fiestafreunde nicht verschreckt – zumal die Party ja abseits der Straßen – also in Biergärten, Discos und Nachtclubs – weitergeht: Der Hotelverband erwartet in diesem Jahr die beste Saison der Geschichte auf der Insel, auf der die deutschen Urlauber fast die Hälfte aller ausländischen Feriengäste ausmachen. Gefolgt von den Briten, die das zweitstärkste Urlauberheer stellen. Spanische Urlauber müssen sich auf der zu Spanien gehörenden Insel fast einsam fühlen – mit etwas mehr zehn Prozent der Mallorca-Touristen sind sie hier so etwas wie eine Minderheit im eigenen Land.

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