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Panorama: Mandela eint die Welt

Staatschefs reichen einander die Hand in Johannesburg / Zehntausende nehmen singend und tanzend Abschied von Südafrikas Held.

Von Lutz Haverkamp

Berlin - Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Südafrika und nahezu die gesamte Welt Abschied von Nelson Mandela genommen. Zur Trauerfeier für den Friedensnobelpreisträger und südafrikanischen Ex-Staatspräsidenten versammelten sich amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs aus rund 100 Staaten im Johannesburger Fußballstadion. Dazu kamen zehntausende Südafrikaner, die Mandela trotz Regens stundenlang singend und tanzend die letzte Ehre erwiesen. Auf der ganzen Welt waren Flaggen auf Halbmast gehisst, Millionen verfolgten die Zeremonie im Fernsehen.

US-Präsident Barack Obama stellte den im Alter von 95 Jahren gestorbenen Anti-Apartheid-Kämpfer Mandela und sein Wirken in eine Reihe mit den Lebenswerken des indischen Staatsgründers Mahatma Gandhi, des US-Präsidenten Abraham Lincoln und des Bürgerrechtlers Martin Luther King. Die 27 Jahre im Gefängnis habe der Freiheitskämpfer genutzt, um seine Argumente zu schärfen und um seinen Wissensdurst an andere weiterzugeben. Mandelas Kampf gegen das rassistische Apartheid-System war nach den Worten des ersten schwarzen Präsidenten der USA auch ein Kampf der Südafrikaner. „Sein Kampf war euer Kampf. Sein Triumph war euer Triumph“, sagte Obama vor den jubelnden Teilnehmern der Feier im Stadion von Soweto. „Eure Würde und eure Hoffnung fanden Ausdruck in seinem Leben. Eure Freiheit und eure Demokratie sind sein geschätztes Erbe.“ Obama nannte Mandela einen „Giganten der Geschichte“.

US-Präsident Obama kritisierte aber, dass zu viele Staatschefs sich mit Mandelas Kampf für die Freiheit solidarisch erklärten, aber im eigenen Volk keinen Widerspruch duldeten.

Kurz bevor Obama seine Rede hielt, kam es im Stadion zu einer historischen Geste. Der US-Präsident schüttelte auf dem Weg zum Rednerpult die Hand des kubanischen Staats- und Parteichefs Raúl Castro – trotz der seit Jahrzehnten andauernden Spannungen zwischen beiden Ländern. Es war das erste Mal in den vergangenen 60 Jahren, dass sich Präsidenten der beiden Staaten die Hand gaben – abgesehen von einem zufälligen Aufeinandertreffen im September 2000 des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton mit Kubas früherem langjährigen Präsidenten Fidel Castro am Rande der UN-Vollversammlung in New York.

Die Redner übertrafen sich in ihren Reden mit Superlativen für Mandela. Brasiliens Präsidentin Dilma Roussef nannte ihn „ein Vorbild für alle, die Freiheit, Gerechtigkeit und Weltfrieden anstreben. Dieser große Führer gehört ins Pantheon der Menschheit.“ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte ihn ein „Leuchtfeuer der Hoffnung und der Menschenrechte“. Chinas Vizepräsident Li Yuanchao sagte: „Mandelas Geist wird ewig leben.“

Mandela, der in Südafrika auch liebevoll „Tata Madiba“ (Vater Madiba) genannt wird, hatte das Land aus der Apartheid in ein friedliches Zusammenleben geführt – nach 27 Jahren Gefängnis ohne Groll gegen seine Unterdrücker. „Du schwebst über der Welt wie ein Komet und hinterlässt ein Licht, dem wir folgen sollten“, würdigte ihn Mandelas Enkel Zozuko Dlamini.

Deutschland war bei der Trauerfeier im Johannesburger Soccer-City-Stadium durch Bundespräsident Joachim Gauck vertreten. Die Fußballarena spielte in Mandelas Leben eine große Rolle. Nach der Freilassung aus dem Gefängnis hatte er dort vor 23 Jahren seine erste große Kundgebung abgehalten. Das Stadion war auch Schauplatz seines letzten öffentlichen Auftritts – beim Endspiel der Fußball-WM 2010. mit dpa, AFP

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