zum Hauptinhalt
Die Menschen in der tschechischen Kleinstadt Uhersky Brod trauern um die Opfer des Amoklaufs in einem Restaurant am Dienstag.

© dpa

Update

Mann erschießt acht Menschen und sich selbst in Restaurant: Uhersky Brod: Gedenken an Tote nach Amoklauf in Tschechien

Ein Amokläufer hat in einem Restaurant im Osten Tschechiens wild um sich geschossen und mehrere Menschen getötet und sich anschließend selbst hingerichtet. Sein Motiv ist unklar. Die Polizei stürmte die Wohnung des Täters, wo sich seine Frau verschanzt hielt. Die Kleinstadt Uhersky Brod steht unter Schock.

Mit einer bewegenden Trauerfeier ist in Tschechien am Mittwoch der acht Todesopfer des Amokläufers gedacht worden. Hunderte Trauernde verharrten in stillem Gedenken vor dem Restaurant „Druzba“ in Uhersky Brod, rund 250 Kilometer südöstlich von Prag. Sie zündeten Kerzen an. Die Tat sei nicht weniger schlimm als ein Terrorakt, sagte eine Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur. Der 62-Jährige Schütze hatte in der Gaststätte am Dienstag wahllos auf die Gäste geschossen und sich anschließend selbst getötet. Sieben Männer und eine Frau starben im Kugelhagel.

Die Polizei teilte inzwischen mit, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine aggressive Kurzschlusshandlung gehandelt habe. Der Täter müsse unter „großem psychischem Druck“ gestanden haben. Der tschechische Ministerpräsident drückte den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. „Das hat mich sehr stark getroffen, sagte der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka auf einer Südkorea-Reise dem Sender CT.

Verbot von Schusswaffen?

Es sei darüber nachzudenken, ob und wie sich solche Tragödien künftig vermeiden ließen. Schusswaffen dürften nicht in die Hände von psychisch labilen Menschen geraten. Der Stadtrat von Uhersky Brod hat nach Angaben von Bürgermeister Patrik Kuncar auf einer Sondersitzung erste finanzielle Zuwendungen für die Familien der Hinterbliebenen beschlossen.

Am Ort der Tragödie, einem Restaurant, sollten Angehörige, Anwohner und Politiker um 10.00 Uhr zu einem kurzen Gedenkakt zusammenkommen. „Wir stehen alle unter Schock“, sagte Bürgermeister Patrik Kuncar. „Es ist ein Geheimnis, warum er sich gerade diese Gaststätte ausgesucht hat“, sagte Staatsanwalt Roman Kafka dem Sender CT über den Täter. Der 62-Jährige habe Menschen ermordet, die mit seinen persönlichen Problemen nichts zu tun gehabt hätten.

Der Schütze besaß einen Waffenschein. Vor dem Hintergrund des Amoklaufs stelle sich die Frage, ob es nicht zu viele Waffenschein-Besitzer in Tschechien gebe, sagte Innenminister Milan Chovanec im Fernsehsender Prima. Nach offiziellen Angaben beträgt die Zahl der in Tschechien legal gehaltenen Handfeuerwaffen rund 760 000. Das Land hat knapp zehneinhalb Millionen Einwohner.

Verhandlungen mit dem Täter waren gescheitert

Der Amokläufer hat sich nach Eintreffen der Polizei selbst erschossen. Die Polizisten einer Spezialeinheit hätten von der Schusswaffe keinen Gebrauch gemacht, als sie das Restaurant stürmten, teilte ein Polizeisprecher am Mittwoch mit. Nachdem Verhandlungen mit dem Täter am Dienstag gescheitert waren, habe sich die Polizei zur Stürmung entschlossen.

Polizisten sichern den Tatort des Amoklaufs in der tschechischen Stadt Uhersky Brod
Polizisten sichern den Tatort des Amoklaufs in der tschechischen Stadt Uhersky Brod

© dpa/Dalibor Gluck/CTK Photo

Der 62 Jahre alte Schütze hatte im Restaurant „Druzba“ mit zwei Pistolen wahllos auf die Gäste geschossen. Unter den Getöteten sind nach Angaben der Polizei eine 43 Jahre alte Frau und sieben Männer im Alter zwischen 27 und 66 Jahren. Eine 37-jährige Frau habe den Angriff mit Schussverletzungen überlebt, erklärte der Sprecher.

Auch die Wohnung des Täters wurde von Polizisten gestürmt. In dem Reihenhaus hatte sich die Ehefrau des Mannes verbarrikadiert, wie die Agentur CTK in der Nacht zum Mittwoch berichtete. Die offenbar verwirrte Frau sei zu einem Krankenwagen geführt und weggefahren worden. Die Polizei wollte die Wohnung nach möglichen weiteren Waffen durchsuchen.

Motiv weiter unklar

Zum Motiv für die Bluttat konnte die Polizei weiter nichts sagen. Die Stadt Uhersky Brod liegt rund 250 Kilometer südöstlich von Prag nahe der Grenze zur Slowakei. Innenminister Chovanec schloss einen Terrorakt aus und sprach von der Tat eines verwirrten Einzeltäters. Dessen Motiv war offen.

Das Reihenhaus des Täters in Uhersky Brod, in dem sich dessen Frau verschanzt hielt, ist von der Polizei abgesperrt worden, nachdem sie es gestürmt hatte.
Das Reihenhaus des Täters in Uhersky Brod, in dem sich dessen Frau verschanzt hielt, ist von der Polizei abgesperrt worden, nachdem sie es gestürmt hatte.

© dpa

Es sollen bis zu 25 Schüsse gefallen sein, sagte Bürgermeister Patrik Kuncar. Der Schütze stamme aus dem Ort und sei möglicherweise geistesgestört gewesen.

Zum Zeitpunkt des Überfalls sollen sich etwa 20 Menschen in dem Restaurant aufgehalten haben. Ein Augenzeuge berichtete im Fernsehen, dass der Mann in das Restaurant eingedrungen sei und wild um sich geschossen habe. Offenbar hatte er kein konkretes Ziel.

Das Restaurant befindet sich an einer Hauptstraße, die vollständig gesperrt wurde. In der Nähe ist ein großer Freizeitpark.

Ein Polizist sichert den Tatort in Uhersky Brod.
Ein Polizist sichert den Tatort in Uhersky Brod.

© dpa

Die südmährische Stadt Uhersky Brod hat etwa 17 000 Einwohner. Sie liegt am Fluss Olsawa unweit der Grenze zur Slowakei, rund 250 Kilometer südöstlich von Prag und ist bekannt für ihre Waffenindustrie und ihre Auto-Rallies. (Tsp/AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false