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Massenkarambolage: "Das hat es noch nicht gegeben"

259 Autos und Lastwagen sind innerhalb kurzer Zeit auf der A2 kollidiert – zehn Menschen in Lebensgefahr.

An einen Unfall dieser Dimension können sich die Beamten der Autobahnpolizei Braunschweig nicht erinnern. „Das hat es so noch nicht gegeben“, sagte ein Beamter. Und auch im bundesweiten Vergleich ist das, was am Sonntagabend auf der A 2 zwischen dem Autobahnkreuz Braunschweig Nord und der Anschlussstelle Hämelerwald geschah, nach Einschätzung der Beamten bisher wohl einmalig. Innerhalb kurzer Zeit kam es zu 73 Unfällen mit 259 beteiligten Fahrzeugen. 63 Personen wurden verletzt, zehn Menschen schweben in Lebensgefahr. Das ist die vorläufige Bilanz.

Gegen 18 Uhr 30 am Sonntagabend begann der Regen zu prasseln. Die Sichtweite der Autofahrer verringerte sich schlagartig auf wenige Meter. Kurz darauf bricht die Wolkendecke wieder auf. Das Sonnenlicht knallt auf die feuchte Fahrbahn, dichter Nebel steigt auf. In den folgenden Minuten verlieren im Bereich Lehrte mehrere Autofahrer die Kontrolle über ihre Fahrzeuge. Autos rutschen in den Grünstreifen, fahren aufeinander auf. Die Polizei registriert zunächst zehn Unfälle mit etwa 40 Beteiligten. Innerhalb weniger Minuten bildet sich auf der viel befahrenen Autobahn ein Rückstau von mehreren Kilometern. In Höhe des Autobahnparkplatzes Röhrse rasen 15 Autos am Stauende ineinander. 28 Menschen werden verletzt. Die Feuerwehren Braunschweig und Peine rücken für einen sogenannten „Massenanfall verletzter Personen“ aus.

Bereits während der Anfahrt der Einsatzkräfte gehen weitere Notrufe ein. Gegen 19 Uhr 20 kommt es zur nächsten Katastrophe. Fünf Personen schweben nach einer Massenkarambolage in Höhe Watenbüttel in Lebensgefahr. 15 Autos sind dort ineinandergefahren. Insgesamt wurden allein dort 38 Menschen verletzt. Bei Watenbüttel und auf dem Autobahnparkplatz Röhrse bei Peine errichtete die Feuerwehr Zelte zur Erstversorgung der Opfer. 28 Menschen wurden bei Braunschweig behandelt, weitere 34 bei Peine. Mit Rettungsfahrzeugen und Hubschraubern wurden Schwerverletzte von dort aus in Krankenhäuser nach Peine, Salzgitter, Wolfsburg, Lehrte und in die Medizinische Hochschule nach Hannover gebracht. „Es kommt nicht oft vor, dass wir solche Zelte aufbauen müssen“, sagt Manfred Breitenbach von der Feuerwehr in Braunschweig. Weil aber nicht ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung standen, um die zahlreichen Verletzten sofort abzutransportieren, haben wir uns für die Errichtung der Zelte entschieden, erzählt Breitenbach.

Für viele ist es ein nie gesehenes Unfallszenario gewesen. Noch viele Stunden nach der Massenkarambolage hat das Erlebte bei den betroffenen Autofahrern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Ich bin Richtung Braunschweig gefahren und bin regelrecht geschockt“, sagt eine Fahrerin. „Der Vollhorror“, sagt ein Pendler.

Vivien-Marie Drews[Katharina Grimpe], Marina Kormbaki[Katharina Grimpe]

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