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Bart und Holzfällerhemd. Ashton Kutcher.

© dpa

Lumbersexuelle: Salafisten im Holzfällerhemd

Lumbersexuelle sind der neueste Trend, oder besser: der heißeste Scheiß der Saison, wie Trendbewusste heute sagen. Aber was unterscheidet den Lumbersexuellen jetzt von einem Spornosexuellen? Eine Glosse.

Sie erwarten, von dem Medium Ihrer Wahl, auf dem Laufenden gehalten zu werden, auch was die großen gesellschaftlichen Trends angeht, den, wie die zuständigen Scouts sagen, heißesten Scheiß der Saison. Die Erotik spielt dabei eine wichtige Rolle, und deshalb wird es nun höchste Zeit, den „Lumbersexual“ vorzustellen, auf deutsch: den Lumbersexuellen. Was kein Mensch versteht. Aber es mag der Hinweis helfen, dass wir in Deutschland solche Leute früher „Holzhackerbuam“ genannt haben.

Die galten schon damals als notorische Schürzenjäger, zusammen mit den Skilehrern und Rettungsschwimmern – aber zum globalen Erotik-Vorbild haben sie es erst in den letzten Monaten gebracht. Neu ist auch ihr wichtigstes Merkmal: der ungezügelte Rauschebart. Man könnte von Salafisten in Holzfällerhemden reden, aber das führt in die Irre, denn jeglicher Fanatismus ist dem Lumbersexuellen fremd.

Wert legt er hingegen auf stabiles Schuhwerk, sogenannte „Working Boots“, sowie auf passende Tools – ohne Englisch geht das hier leider nicht – also auf artgerechtes Werkzeug am Gürtel. Das könnten im Extremfall Axt und Motorsäge sein, aber wenn der echte urbane Lumbersexuelle mal was flachlegt, dann sind es ja keine Bäume. Also wird er ein wasserdichtes Smartphone oder so etwas bei sich tragen.

Es ist klar: Dieser Typ ist gerade dabei, den städtischen Hipster wegzuhacken, dem doch etwas latent Memmenhaftes anhängt. Vergessen ist der Spornosexuelle, also der Kerl aus der Muckibude, und auch der Metrosexuelle, jener David-Beckham-Typus, der sich mit der Tagescreme seiner Frau pflegte, muss nun leider gehen. Denn der Lumbersexuelle lässt von außen nur Regenwasser an sich heran.

Und natürlich die Tätowiernadel, die aus seinem Körper ein Gesamtkunstwerk entstehen lässt und symbolisch die Verbindung zur Welt der Hartmetall-Musik in allen Variationen öffnet. Spielt man ihm dagegen Lounge-Jazz vor, vergeht er wie ein Vampir in der Morgenmesse.

In gewisser Weise nähert sich dieser Typus einem bereits länger vorhandenen, nämlich dem Koch bzw. Gastrosexuellen, der allerdings aus beruflichen Gründen auf den ganz wuschigen Bart lieber verzichtet. Und auch an ihrer Ernährung lassen sich beide Gruppen klar unterscheiden. Während sich der Koch gern mit, wie er sagt, „geilem“ Fast Food mästet, ernährt sich der Lumbersexuelle naturnah: mit Holzhackschnitzeln.

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