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Der 1. April ist weltweit der Tag der Fake News.

© dpa

Matthies meint: Sorry, Welt, für den Kratzer!

Denn dieser Tag ist, wie wir heute sagen, der Welttag der Fake News. Doch aus der weltweiten Popularität der gefälschten Nachrichten wäre ein ganz anderer Schluss zu ziehen. Eine Glosse

Es ist selbst für aufgeschlossene Zeitgenossen schwer, den Überblick über all die verschiedenen Gedenk- und Aktionstage zu behalten – und erst recht, entsprechend zu handeln. Am gestrigen Freitag, dem 31. März, zum Beispiel hatten wir den Welttag des Back-ups. Na und, werden viele Menschen in Deutschland gefragt haben, ich backe nichts auf, ich kaufe meine Brötchen lieber frisch, und verschont mich doch bitte mit diesen Anglizismen. Und wegen dieser ignoranten Haltung wird dann unterlassen, was doch eigentlich gemeint war und so wichtig gewesen wäre: die Daten auf dem eigenen Computer zu sichern.

Zugegeben, das lässt sich auch heute noch nachholen. Und dass am Freitag auch der Welttag des Bunsenbrenners war, fällt sicher noch weniger ins Gewicht, denn das ist eine eher symbolisch gemeinte Geste für den naturwissenschaftlichen Nachwuchs. Generationen von Oberschülern haben sich vor ihm gefürchtet – aber heute ist er, leicht abgewandelt, sehr beliebt, um die knusprige Zuckerkruste auf der Crème brûlée zu erzeugen. Möglicherweise feiern wir also am 31. März 2018 schon den Welttag der Crème brûlée ...? Ich schweife ab, denn es geht ja hier ums Heute. Der 1. April nämlich ist weltweit völlig frei von gedenktechnischen Belastungen, er ist weder der Bekämpfung der Gürtelrose gewidmet noch der biologischen Vielfalt, weder dem Schutz des geistigen Eigentums noch dem unkaputtbaren Weltpostverein. In den Kalendern steht immer nur: Brauchtum.

Lasst uns doch am 1.April einfach mal die Wahrheit sagen!

Denn dieser Tag ist, wie wir heute sagen, einzig und allein der Welttag der Fake News. Jeder darf seine eigenen Wahrheiten erfinden und andere damit aufs Kreuz legen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen, selbst hochseriöse Zeitungen geraten in Versuchung. Nicht einmal eine Internetverbindung ist nötig, um so altbackene Sachen hinzukriegen wie den Zettel am Auto: „Sorry für den Kratzer!“ Der Besitzer wird aufgeschreckt um den Wagen rennen, wird den Lichteinfall prüfen, den Polierlappen holen und den Tag verfluchen, an dem er ... ach so, April, April! Ehrlich: Ganz seriöse Ratgeberseiten empfehlen solche Gemeinheiten bis heute, was wir aufs Schärfste missbilligen.

Aus der weltweiten Popularität der gefälschten Nachrichten wäre ein ganz anderer Schluss zu ziehen: Lasst uns doch am 1. April einfach mal konsequent die Wahrheit sagen! Mr. Trump: Wie wäre es mit einem Eingeständnis? „Es war der falsche Job, sorry, Welt, für den Kratzer!“ Würde uns freuen.

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