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Im ersten Halbjahr wurden 50500 falsche Euro-Noten sichergestellt.

© dpa

Matthies meint zu falschen Euro-Scheinen: Wir versuchen's doch lieber wieder mit Koks

Die neuen 20-Euro-Scheine sollen fälschungssicherer werden. Ganz sicher ist dabei nur: Zeigt Ihr Schein im Gegenlicht ein Porträt der Kanzlerin, handelt es sich um eine Blüte. Eine Glosse.

Kein Zweifel: Das ist ein Triumph für Europa. Ein Fenster wird sich auf den neuen 20-Euro-Scheinen öffnen, wenn man sie gegen das Licht hält, transparent wie das Licht der Ägäis. Und in diesem Fenster erscheint dann ein Porträt von Angela Merkel... Ach, was, Blödsinn: ein Porträt der Europa. Möglicherweise ist auch Zeus mit drauf, der in Gestalt eines Stiers die junge Dame bekanntlich entführt hat, aber darauf kommt es nicht an. Der neue Schein hat auch ohne ihn so viel Geflacker und Geflunker in bunten Farben, dass er als größtmögliche Annäherung an ein Videospiel ohne Video gelten darf. Ab 25. November bei Ihrer Bank.

Und wozu das Ganze? Damit die Geldfälscher irgendwann aufgeben und sagen, puh, wir versuchen’s doch lieber wieder mit Koks, das gibt nicht so viel Stress. Vorher müssen sie allerdings möglichst viel alte Scheine loswerden, und deshalb haben die deutschen Fahnder im ersten Halbjahr 50500 falsche Euro-Noten sichergestellt, so viele wie noch nie. Angeblich werden diese Blüten neuerdings sogar im Internet angeboten – leider behält die Polizei den Link für sich; Amazon ist es nicht.

Aber dafür nennt sie einen Namen: Die "Napoli-Gruppe" steckt dahinter, und die heißt nicht nur so, sondern erinnert uns daran, dass nicht nur in Griechenland das Bruttosozialprodukt auf tönernen Füßen steht. Und weit hinter Napoli tut sich das neue Reich des Bösen auf, China, wo sie neuerdings prima Hologramme basteln, die von den echten auf dem Euro-Scheinen kaum zu unterscheiden sind. Und auch die müssen nicht mehr von Kurieren in die Euro-Zone geschmuggelt werden, sondern sind ebenfalls im Internet zu haben.

Die Gefahr übrigens ist am größten bei 20- und 50-Euro-Noten, denn drunter lohnt sich die Sache nicht, und drüber wird zu genau hingeschaut. Deshalb ist die Methode auch für die Entschuldung ganzer Länder ungeeignet, denn das Defizit, beispielsweise, Griechenlands in kleinen Scheinen hätte ganz sicher nicht auf die Suzuki von Yanis Varoufakis gepasst. Experten empfehlen übrigens für die oberflächliche Falschgeldprüfung das Prinzip "Fühlen – Sehen – Kippen". Und Kippen, das ist eben das Geheimnis der neuen Zwanziger, die dann den Blick auf die holde Europa freigeben. Zeigt Ihr Schein ein Porträt dagegen doch ein Porträt der Kanzlerin, handelt es sich um eine Blüte. Obwohl man nie weiß, was Europa noch so an Überraschungen bereit hält.

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