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Panorama: Mein Garten Eden: Möbel für draußen

Die ersten Sonnentage! Ich liege auf dem Liegestuhl unter meinem Apfelbaum und schaue direkt hinauf in den zart bewölkten blauen Frühlingshimmel.

Die ersten Sonnentage! Ich liege auf dem Liegestuhl unter meinem Apfelbaum und schaue direkt hinauf in den zart bewölkten blauen Frühlingshimmel. Es stört mich nicht, dass das Polsterteil hinter meinem Rücken Flecken hat und an zwei Stellen auch aus der Naht gegangen ist. Ich sehe es ja nicht. Was ich sehe, sind dicke rosarote Knospen am Baum, Büschel von Narzissen im Gras und eine goldbraune Hummel, die meine Nase kreuzt. Alles ist so schön.

Wenn es regnet, blicke ich von der Terrassentür auf eine Bank, deren Plastikteile zwar nicht verrotten, aber gräuslich geworden sind sie schon mit der Zeit: verblichen, stumpf. Ebenso die vier Gartenstühle. Beim Tisch stört mich der sichtbare Verfall am wenigsten. Da kommt eine Decke drauf, die bis zum Boden reicht, fertig. Die rostigen Tischbeine sind verschwunden.

Eigentlich müsste alles endlich mal erneuert werden. Und da fügt es sich, dass täglich Kataloge ins Haus fallen mit herrlichen Abbildungen von Sesseln mit verstellbaren Lehnen und schwellenden Polstern, von Gartenleuchten, von Teichen und Brunnen ("Beruhigendes Gemurmel übertönt lästiges Alltagsgeräusch - eine Oase im Garten"), von Südsee-Sonnenschirmen, von Fröschen, Enten und Gnomen aus wetterfes-tem Steinguss.

Neuerdings kann man sogar aus Stein gehauene Figuren von den Osterinseln kaufen. Sie kosten allerdings 890 DM. In Euro nur 300. Da wird man schon nachdenklich, um nicht zu sagen: begehrlich. Denn der Geschmack, steht in irgendeinem dieser prächtigen Kataloge, endet nicht in der Wohnung. Gerade im Garten, der vielen Blicken preisgegeben ist, sollte er sich zeigen.

Also, da muss sich was bei mir ändern. Es gibt so wunderschöne Möbel fürs Freie, aus Teak, Bambus oder ganz fein geflochtener Binse, aus Taiwan oder England. Nur meine sind vom Supermarkt, und noch dazu elf Jahre alt. Die Zeit, in der man draußen saß mit einer Kerze in der Chiantiflasche ist auch längst vorbei. Man hat heute handgeformte Japan-Lampions, die man in Bäume hängt oder, falls man bloß einen Balkon hat, an den unteren Teil des Geländers vom Balkon einen Stock höher. Für den Tisch hat man geheimnisvoll leuchtende Öllämpchen wie sie einst die klugen und die törichten Jungfrauen hatten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt - Hauptsache, es ist teuer.

Da ist zum Beispiel die schöne Gartengießkanne von Joop!, kostet allerdings 350 DM.

Ich habe nicht mal Jeans von Joop! É Soll ich meinen Garten so verwöhnen? Dass er womöglich noch glaubt, er ist der Park von Sanssoucis? Ich liege im Liegestuhl und grüble. Das Grübeln wird hart und härter, weil ich ja in dieser Position - wie gesagt - nicht die geschmacklichen Defizite meiner Garteneinrichtung sehe. Es liegt sich eigentlich noch gut auf dem alten Gestell. Und die Sitzecke ist kein Hingucker, aber sie bricht vorläufig nicht zusammen. Während die Hummeln summen und die Blüten über mir sich schon ein bisschen weiter öffnen, beschließe ich, die Polster in die Reinigung zu bringen. Die offenen Nahtstellen kann ich selber nähen, wenn ich mal Zeit habe. Gähn. Das Leben ist schön.

Ursula Friedrich

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