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Meine Frau, ihr GARTEN…: Die Angst der Sonnenblumen

Natürlich“, hat meine Frau geantwortet, als ich sie fragte, ob sie ab und zu mit ihren Pflanzen reden würde, „vor allem mit denen draußen im Garten“. Nun tut sich draußen gerade wenig, wenn man von den paar Schneeglöckchen absieht, die ein wenig verloren in der Kälte rumstehen und nicht so aussehen, als ob sie zu einer Unterhaltung aufgelegt wären.

Natürlich“, hat meine Frau geantwortet, als ich sie fragte, ob sie ab und zu mit ihren Pflanzen reden würde, „vor allem mit denen draußen im Garten“. Nun tut sich draußen gerade wenig, wenn man von den paar Schneeglöckchen absieht, die ein wenig verloren in der Kälte rumstehen und nicht so aussehen, als ob sie zu einer Unterhaltung aufgelegt wären. Ich habe trotzdem nachgehakt. „Und was erzählst du denen so?“ – „Dies und das“, hat sie erwidert, „,wie siehst du denn aus’ oder ,schön bist du geworden’, so was eben.“ Fand ich rührend, und ich habe mir die Frage verkniffen, ob ihre Pflanzen denn antworten.

Ich habe auch mehr aus wissenschaftlicher Neugier gefragt, weil ich gerade ein neues Buch lese: „Was Pflanzen wissen“, verfasst vom amerikanisch-israelischen Biologen Daniel Chamovitz (Hanser-Verlag). „Dieses Buch wird Ihren Blick auf den Garten für immer verändern“, verspricht die Zeitung „Guardian“ auf dem Umschlag. Ich weiß nicht, ob ich das will.

Genauer geht es darum, was Pflanzen wahrnehmen. Und zumindest in einem Punkt wartet das Buch mit einer schweren Enttäuschung auf: Es spricht vieles dafür, dass sie stocktaub sind. Obwohl es immer wieder Experimente gab, die das Gegenteil zu beweisen scheinen. Nach eingehender Überprüfung ist sich Chamovitz aber sicher, sie alle verraten nur etwas über den Geschmack der beteiligten Forscher, denn die Ergebnisse korrespondieren stark mit deren individuellen musikalischen Vorlieben. Versucht haben sie alles, indianische Flötentöne, Mozart (soll beides positiv wirken), die Beatles, Led Zeppelin und die Talking Heads (alles eher nicht so gut). Das Einzige, was Chamovitz für stichhaltig hält: Pflanzen reagieren womöglich empfindlich auf den Schalldruck intensiver Schlagzeugsoli.

Denn sensibel, dafür gibt es eindeutige Belege, sind Pflanzen. Sie alle können das Licht sehen, der Teufelszwirn riecht die Tomate, wächst schneller, wenn er sie ertastet hat. Limabohnen informieren ihre Nachbarn, wenn sie angeknabbert werden. Und die meisten Pflanzen reagieren empfindlich auf Berührung, allzu häufiges Streicheln hemmt ihr Wachstum. Das ist evolutionär auch leicht zu erklären: Wenn ein Baum immer wieder vom Sturm gezaust wird, sagt er sich doch, bleib ich mal lieber klein und stämmig.

Wer nun glaubt, Pflanzen bleiben wenigstens immer still stehen, weil, sie sind ja angewurzelt, der irrt. Schon Darwin hat nachgewiesen, dass Bohnenkeimlinge tanzende Bewegungen ausführen, sehr langsam, aber immerhin. Die polnische Biologin Maria Stolarz fand sogar heraus, dass eine Sonnenblume, versengt man eines ihrer Blätter, beinahe doppelt so schnell kreist wie sonst. Das klingt nach Angst.

Angesichts dieser Beweislage mag man sich mit der Taubheit der Flora gar nicht abfinden. Nun, vielleicht hat bisher einfach noch niemand die richtige Tonlage getroffen. Andreas Austilat

…, ich

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