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Jackson

© dpa

Michael Jackson: Los Angeles wird zur Stadt des Engels

Volle Flugzeuge, ausgebuchte Hotels – die Fans strömen nach Los Angeles zur Trauerfeier für Jacko. Von den 1,6 Millionen, die ein Ticket haben wollten, dürfen aber nicht einmal 10.000 offiziell mittrauern.

Die Twitter-Gemeinde wusste es als Erste. „OMG, OMG, OMG, ich habe Tickets für die Trauerfeier für Michael Jackson!!!!“, textete Deka Motanyas außer sich vor Freude am Sonntag. „OMG“ steht für „Oh my god“. Die 27-jährige Arzthelferin aus San Francisco war einer von über 1,6 Millionen Fans, die sich für Tickets für die heutige Trauerfeier im Staples Center in Los Angeles registriert und einer von 8750 Fans, die tatsächlich gewonnen hatte. Twitter.com war ein Seismograf für das größte Medienereignis des Jahres. Zehntausende von Fans checkten mit stündlich größer werdender Spannung ihre E-Mails. Kaum fanden sie eine von AEG Live, dem Organisator der Trauerfeier und Eigner des Staples Center, vor, ließen viele dies ihre Freunde über Twitter wissen.

Wie David Gobaud. „Ich dachte erst, dass es ein Scherz ist“, twitterte der Student an der Stanford University. Dann machte er sich daran, sich um die Anreise zu kümmern. In Downtown Los Angeles rund um das Staples Center sind die Hotels nahezu ausverkauft. Fluggesellschaften melden Maschinen voll von Jackson-Fans, die Richtung Los Angeles fliegen. Vor dem Staples Center, wo die Feier stattfinden soll, versammeln sich seit zwei Tagen immer mehr Menschen. Die Polizei hoffte am Montag, dass sich der Ansturm in Grenzen hält. Vergeblich. Die Zahl der in die Stadt Strömenden soll in die Hunderttausende gehen. Wer kein Ticket hat, so raten die Veranstalter seit Tagen schon, möge doch im Internet oder am Fernseher die Feier verfolgen, die live übertragen wird. Das Gelände um die Multifunktionsarena soll weitläufig abgesperrt werden. „Sie werden nur in der brütenden Hitze auf der Straße stehen mit einer Menge anderer Leute, aber nicht in Hörweite des Staples Center“, warnte der Vizepolizeichef Jim McDonnell die herbeiströmenden Fans. Großbildschirme soll es nicht vor der Sportarena geben.

Bei den Fans stößt das auf taube Ohren. „Natürlich werde ich versuchen, so nah wie möglich heranzukommen und mit den vielen tausend Leuten um mich herum Michael feiern“, sagt Marco De Leon aus dem benachbarten Hollywood. „Es wird wie in einem Irrenhaus zugehen“, prophezeit der 33-Jährige. Das hätten sich die Veranstalter selbst eingebrockt. Statt die Zahl der Zuschauer zu beschränken, hätten sie einen Trauerzug durch die Stadt wie nach dem Tod von Prinzessin Diana abhalten sollen, schimpft der Fan.

Die erste Hürde auf dem Weg zum Jackson-Abschied hat Sascha Winterlich genommen. Am Freitag war der 21-Jährige aus Langenhagen bei Hannover nach Los Angeles gejettet, am Sonntag stand er erwartungsvoll vor dem Staples Center. „Ich kann das noch gar nicht fassen, dass ich jetzt live dabei bin“, freut er sich. „Am Dienstag will ich unbedingt zum Konzert.“ Eines der Lotterie-Tickets hatte der Deutsche aber noch nicht erhalten. Tausende Fans ziehen vor dem Eingang der Stapels-Sportarena auf. Die Studentin und Tänzerin Alicia Gordon reihte sich in eine lange Schlange vor einem riesigen Poster mit dem Bild des „King of Pop“ ein, wo man Abschiedsworte hinterlassen kann. „Ich stehe seit zwei Stunden an, das ist mir Michael wert. Wegen ihm bin ich Tänzerin geworden und das werde ich auf die Leinwand schreiben“, erzählt die 18-Jährige.

Auch Bärbel Dobermann aus Rostock hatte sich auf der fast vollgeschriebenen Wand in Englisch verewigt. „Thank You For Your Music, Michael“, hinterließ die Frau, die mit Ehemann und Freunden auch schon zu Jacksons Haus und zu seinem Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame gepilgert war. In Deutschland sind unterdessen 24 Singles und neun Alben von Jackson in die offiziellen Musik-Charts vorgestoßen, darunter „King Of Pop“ und „Thriller“ auf Platz eins und zwei. Beim Branchendienst „Media Control“ hieß es, man habe in 32 Jahren keinen derartigen Ansturm erlebt.

Während sich die Fans von Michael Jackson auf die Trauerfeier für ihr verstorbenes Idol vorbereiten, ist hinter den Kulissen der Kampf um Jacksons Vermögen entbrannt. Wie die Nachrichtenagentur AP aus Familienkreisen erfuhr, versuchten die Jacksons, eine Gerichtsanhörung zu verschieben. Dabei sollten die zwei Testamentsvollstrecker, die Jackson in seinem letzten Willen benannt hat, eingesetzt werden. Jacksons Angehörige wollen unter anderem mehr Zeit, um herauszufinden, ob nicht doch noch ein anderes Testament auftaucht. mit dpa

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