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Minicabs: Ist das alte Londoner Taxi überholt?

Sie gehören zu London wie der Buckingham Palace und Big Ben: die legendären schwarzen Taxis. Doch nun fürchten die Fahrer der eleganten Limousinen um ihre Existenz. So genannte Minicabs – gewöhnliche Autos mit spezieller Taxi-Lizenz – machen ihnen Konkurrenz.

Im Gegensatz zu den schwarzen Taxis, die man auf der Straße anhält, müssen die Minicabs telefonisch oder übers Internet gebucht werden.

Zumindest die Strecke vom Londoner Flughafen Heathrow in die Innenstadt ist bislang den schwarzen Taxis vorbehalten. Der Vorschlag der Flughafengesellschaft, auch dort Minicabs zuzulassen, bringt die angestammten Taxifahrer auf die Palme. „Was man mit den Minicabfahrern machen sollte? Das kann ich Ihnen sagen, auch wenn es klingt wie aus dem Mittelalter: Verbrennen und öffentlich hinrichten“, erregt sich der Fahrer eines schwarzen Taxis, während er gerade seinen Nachmittagstee trinkt - an einem Taxistand aus dem vorletzten Jahrhundert an der Themse. Bereits im Februar nahm er an einer Demonstration auf dem Trafalgar Square gegen die unliebsame Konkurrenz teil. „Und das werden wir wieder und wieder machen“, droht er. „Irgendwann wird es uns genauso ergehen wie den roten Doppeldeckerbussen und den roten Telefonzellen“, sagt ein Kollege. Auch sie prägten einst das Straßenbild und mussten Neuerungen weichen.

Die schwarzen Taxis seien veraltet und gingen nicht mit der Zeit, werfen die Minicabfirmen den Traditionalisten vor. Mit modernen Satellitennavigationssystemen könnten die Minicabs Passagiere günstiger befördern. „Wenn sie sich nicht weiterenwickeln, dann werden sie aussterben“, sagt John Griffin, der Chef des größten Londoner Minicabunternehmens Addison Lee. Die schwarzen Taxis könnten eine Menge von den Minicabs lernen, sagt er und verweist auf das millionenteure Buchungssystem seiner Firma, das die Kunden per SMS über die zu erwartende Ankunftszeit des bestellten Wagens informiert.

Noch gelten die schwarzen Londoner Taxis als die besten der Welt. Ihren guten Ruf verdanken sie vor allem der ausgezeichneten Ortskenntnis der Fahrer. Alle müssen in einer Taxiprüfung beweisen, dass sie jede Straße der Millionenstadt kennen. Die Fahrer der Minicabs hingegen lassen sich von ihrem Navigationssystem durch die Stadt leiten. 2002 wurden die ersten Minicabs zugelassen. Inzwischen sind etwa 50 000 in London unterwegs, schwarze Taxis gibt es nur halb so viele. Steve Wright vom Verband der Minicabfahrer sagt: „In 20 Jahren wird man darüber lachen, dass man sich vor nicht allzu langer Zeit an die Straße stellen und darauf hoffen musste, dass ein freies Taxi vorbeikommt.“ AFP

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