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Panorama: Miss Sonnenstudio

Jurastudentin, Schönheitskönigin, Wohltäterin, Folterin – der tiefe Fall der Kumari Fulbright

Waffennarren, die jüngst einen Jahreskalender von Subguns.com erstanden, bekamen in den vergangenen Tagen einen gehörigen Schreck. Konnten sie sich zunächst doch kaum sattsehen an der Frau im knappen, schwarzen Latexbikini. Ein Sturmgewehr schwenkend blickt Kumari Fulbright lasziv-verführerisch vom Kalenderblatt.

Dann jedoch tauchte in den amerikanischen Medien ein „mug shot“ – ein Polizeifoto – auf, das Fulbright wie eine zornige Irre mit abstehenden Haaren und verzerrtem Gesicht aussehen ließ. „Ich habe Angst“, entfuhr es einem Blogger, der sich jedoch nicht entscheiden mochte, ob er mehr Angst vor dem waffenbewehrten Pin-up-Girl oder der jungen Frau hat, die angeklagt ist, ihren Ex-Freund entführt und gefoltert zu haben.

Frauen und Waffen, seufzte mancher Mann. Doch so einfach ist die Geschichte von Kumari Fulbright nicht, die vor ihrer Verhaftung als Schönheitskönigin Schlagzeilen machte. Ihr tiefer Fall beschäftigt die amerikanische Öffentlichkeit.

Die 25-Jährige wurde Anfang des Jahres im Bundesstaat Arizona inhaftiert – wegen bewaffneten Überfalls, Entführung und schwerer Körperverletzung. Mitangeklagt sind drei Männer.

Die blonde Frau soll einen ehemaligen Freund in ihr Haus in Tucson, Arizona, gelockt haben. Während die junge Frau unter dem Vorwand verschwand, sich „frischmachen“ zu wollen, wurde der 24-Jährige von drei Männern in der Wohnung überwältigt und mit Kabel und Klebeband gefesselt. Sie nahmen ihm Brieftasche und Handy weg.

„Frischgemacht“ tauchte Fulbright schließlich wieder auf und bewies, dass sie nicht nur beim Foto-Shooting eine Waffe zu halten weiß. Sie fuchtelte mit einer Pistole herum und drohte das Opfer zu erschießen. Wütend biss sie ihn schließlich in den Arm und stach ihn mit einem Fleischermesser ins Ohr. Zehn Stunden dauerte die Tortur, sagt der Mann, bevor er sich selbst befreien konnte. Das Opfer, dessen Identität die Polizei geheim hält, schnappte sich die Pistole. Ein Schuss ging los, wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.

Der Mann konnte aus Fulbrights Wohnung flüchten, schrie um Hilfe und rettete sich in ein Nachbarhaus. Die Polizei nahm Fulbright und einen ihrer Helfer fest. Die beiden anderen Männer, zwei Brüder, sind flüchtig, und die Polizei geht davon aus, dass sie sich aus den USA abgesetzt haben.

Nach Aussagen des Opfers, das selbst kein Unschuldslamm ist – der Mann wurde vergangenen März wegen Körperverletzung und Ruhestörung angeklagt – handelte es sich um einen Racheakt. So wollte sich Fulbright Schmuck zurückholen. Schmuck, von dem sie glaubt, dass das Opfer ihn ihr gestohlen hat.

Es ist eine reichlich bizarre Geschichte. Denn bevor Fulbright in der Zelle landete und erst nach einer Kaution von 50 000 Dollar wieder auf freien Fuß kam, führte sie das Leben einer jungen Frau, die auf dem besten Weg war, eine Karriere als Juristin zu machen. Sie engagierte sich für Obdachlose und umsorgte in ihrer Freizeit Rentner im Altenheim. Doch Fulbright, die an der University of Arizona Jura studiert und für das „Arizona Journal of International and Comparative Law“ schreibt, hatte ehrgeizigere Pläne. Sie wollte mit Gesicht und Körper Kasse machen. „Meine einzige Aufgabe ist es, süß auszusehen“, bekennt sie auf ihrer Myspace-Website.

Dafür bewarb sie sich bei Schönheitswettbewerben und wurde 2005 tatsächlich zur Miss Pima County und Miss Desert Sun in Arizona gewählt, eine Art „Miss Sonnenstudio“. Keine Titel, die automatisch zur großen Karriere als Model führen. Doch sie hat Träume und einen älteren Freund, der sie mit Schmuck beschenkt. Irgendwann nimmt ihr Leben eine falsche Wendung. Aus dem freizügigen Freund wird schließlich ein Ex-Freund. Zudem geht ihr der Schmuck verlustig, den ihr das Opfer ihrer Racheaktion gestohlen haben soll.

All dies wird natürlich von Fulbrights Anwalt, Tom Hartzell, bestritten. Er verweist auf die früheren Verfehlungen des Opfers und erklärte gegenüber „ABC News“, dass ihn dies nicht gerade zu einem „glaubhaften Zeugen“ mache. „Wir sind gespannt darauf, dass die Wahrheit ans Licht kommt“, bekräftigte Hartzell. Wie die Racheaktion rechtlich für Fulbright ausgehen wird, ist ungewiss. Sicher ist, dass ihre Karriere als Schönheitskönigin beendet ist und sie auch nicht mehr den „Congeniality Award“ – eine Auszeichnung für besonderen Charme – gewinnen wird. Welche Konsequenzen der Kalenderhersteller zieht, ist ebenfalls unbekannt. Jeff Hawley, der Besitzer von Title2Media, der den Kalender für Subguns produzierte, zeigte sich schockiert: „So ein nettes Mädchen.“

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