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Panorama: Mission abgebrochen

Paramount trennt sich von Tom Cruise – wegen seines öffentlichen Auftretens

Diese Scheidung geht nicht von Tom Cruise aus. Der Filmriese Paramount hat seinen Star rausgeschmissen – weil dessen Eskapaden dem Geschäft schaden. Cruise selbst schiebt eine andere Erklärung hinterher. 14 Jahre lang hatten er und Geschäftspartnerin Paula Wagner unter dem Dach von Paramount eine eigene Firma zur Entwicklung von Filmprojekten betrieben, die ihnen zehn Millionen Dollar jährlich vom Mutterkonzern einbrachte, einer der lukrativsten Deals in Hollywood. Nun suche er mehr künstlerische Freiheit; die Arbeit werde künftig von zwei Equity Funds in New York und Los Angeles finanziert, die zwischen 100 und 300 Millionen Dollar jährlich für „hochwertige Projekte“ bereitstellen; er könne wählen, mit welchem Filmstudio er jeweils kooperiere. „Das war schon lange ein Traum von Tom und mir“, behauptete Wagner.

Doch offensichtlich waren Cruise und Wagner überrascht, als Paramount-Oberboss Sumner Redstone den Konflikt öffentlich machte. Der Chef des Konzerns Viacom, dem Paramount gehört, verkündete im „Wall Street Journal“: „Er ist ein großartiger Schauspieler. Aber wir glauben nicht, dass jemand, der künstlerischen Selbstmord begeht und dem Konzern finanziell schadet, seinen Platz bei uns hat.“ Cruises Lager reagierte verletzt und warf Paramount einen Mangel an Respekt vor. Über Monate hatte Hollywoods ältestes Studio mit Cruise über eine weniger lukrative Version des am 31. August auslaufenden Vertrags verhandelt.

Der wahre Hintergrund: Tom Cruise ist für Paramount nicht mehr so einträglich wie in den Jahren zuvor. In der Chefetage sieht man die Ursache in seinen umstrittenen öffentlichen Auftritten der letzten anderthalb Jahre. Filme mit Cruise von „Top Gun“ (1986) über „Krieg der Welten“ bis „Mission Impossible“ hatten über die Jahre drei Milliarden Dollar weltweit eingespielt. Doch „Mission Impossible III“ war finanziell enttäuschend. Mit 400 Millionen Dollar lagen die Einnahmen zwar deutlich über den Produktionskosten von 150 Millionen. Aber in Hollywood hatte man 100 bis 150 Millionen Dollar mehr erwartet. Cruise gilt als der Schuldige, sagt Redstone. Cruises öffentliche Äußerungen sind nicht mehr so kontrolliert, seit er sich 2004 von seiner Medienberaterin Pat Kingsley trennte. Ihre Arbeit übernahm seine ältere Schwester Lee Anne De Vette, wie Cruise selbst Scientology-Anhängerin. Seither verficht er deren Lehren weit ungenierter und liefert sich in Interviews Streitgespräche mit Reportern über den Glauben. In der „Today Show“ des Senders NBC griff er Schauspielkollegin Brooke Shields im Sommer 2005 an, weil sie bekannt hatte, sie habe Medikamente gegen ihre Depressionen genommen. Scientology lehnt Psychotherapie und Psychopharmaka ab. Als Gast in der TV-Show von Oprah Winfrey sprang er wie entfesselt auf dem Sofa herum und machte seiner damaligen Verlobten und jetzigen Frau Katie Holmes eine Liebeserklärung. Halb Amerika machte sich über diese Einlage lustig. „Er hat sich nie so gehen lassen, er ist zu weit gegangen“, sagte Redstone. Paramount ließ Cruise aus Helikoptern springen und Rennboot fahren, um die Aufmerksamkeit weg von der Person zurück auf den Schauspieler zu lenken. Doch insbesondere für junge Frauen ist er nicht mehr der Held, der er war.

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