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Panorama: Mit dem Pegel steigt die Angst

An den Ufern des Mississippi versinken die Dörfer – in zwei Wochen erreichen die Fluten New Orleans

In Clarksville am Mississippi haben sie vermutlich noch Glück gehabt. Flussaufwärts an diesem mächtigsten Strom der USA sind bereits vier Deiche gebrochen. Ein Teil der Fluten ergoss sich in die angrenzenden Felder. Ohne diese lokalen Katastrophen wäre der Pegel des Flusses noch höher und seine Zerstörungskraft weiter abwärts noch furchterregender. Aber von „Glück“ wollen sie in Clarksville nichts hören. Die Einwohner mussten zusehen, wie immer mehr Teile ihres Ortes in den Fluten versanken: der neue Riverfront Park am Ufer, die Kirche, die Bank und das älteste Gebäude der 1817 gegründeten Gemeinde, die „American Legion Hall“.

Seit Tagen nun zieht die Angst im Mittleren Westen südwärts, den Überschwemmungen stets ein bisschen voraus. Im Fernsehen kann das ganze Land verfolgen, welche Wassermassen sich die Flüsse hinabwälzen. In spätestens zwei Wochen werden sie, rund 2500 Kilometer weiter, New Orleans erreichen. Wie groß die Gefahr dort sein wird, wie viel Hochwasser in der Stadt ankommt, die vor drei Jahren vom Hurrikan „Katrina“ zerstört wurde, vermag derzeit niemand zu sagen. Es hängt von zu vielen Variablen ab: dem Regen, der Widerstandskraft der vielen Deiche unterwegs. Derzeit konzentrieren sich die Katastrophenschützer noch auf drei Staaten im Norden: Iowa, Illinois und Missouri. An bis zu 26 Deichen sagen sie Brüche oder Überspülungen voraus, so ungewöhnlich hoch sind die Flusspegel.

Im Farmstaat Iowa hatte die Katastrophe vor einer Woche nach schweren Unwettern und Rekordregenfällen ihren Lauf genommen. Dort sinken die Wasserstände und hinterlassen neben den Verwüstungen so viel gesundheitsgefährdenden Schmutz, dass die geflohenen Einwohner nicht in ihre Häuser zurückkehren und mit dem Aufräumen beginnen können. Das Leben in den Städten an Iowas Flüssen stehe still, sagt die Bürgermeisterin von Iowa City, Regenia Bailey.

Iowas Flüsse münden samt ihrem Hochwasser in den Mississippi; er bildet die Grenze zu Illinois und dann die zwischen Illinois und Missouri. Dort ist jetzt neben unzähligen kleinen Orten wie Clarksville die Millionenstadt St. Louis bedroht. Stündlich steigt der Pegel unter den Brückenbögen. Präsident George W. Bush will die Region heute besuchen.

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