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Panorama: Mit Standheizung gegen die Kälte

Von Wolfgang Drechsler, Kapstadt Theo Scholtz steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Fast 72 Stunden lang hat der Truckfahrer in seiner eiskalten Kabine festgesessen.

Von Wolfgang Drechsler,

Kapstadt

Theo Scholtz steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Fast 72 Stunden lang hat der Truckfahrer in seiner eiskalten Kabine festgesessen. Dann kämpfte sich ein Schneepflug zu ihm durch. Scholtz war letztes Wochenende mit seinem Laster in einer der entlegensten Regionen von Südafrika, dem Nordosten der Provinz Ostkap, unterwegs, als er in ein schweres Schneegestöber geriet und sich in einer hohen Schneewehe festfuhr. „Ohne meine kleine Heizung wäre ich elendig erfroren“, sagt er. Wenn die Sonne am frühen Abend hinter den schneebedeckten Hängen der Drakensberge unterging, startete Scholtz seinen Truck, um damit die kleine Innenheizung in Gang zu halten. „Ich habe nur gebetet, dass das Benzin reicht – und ich am nächsten Morgen wieder aufwachen würde“, sagt er. Andere waren weniger glücklich: Fünf Menschen, so die jüngste Statistik, sollen den Schneemassen und der Kälte zum Opfer gefallen sein, die in den letzten Tagen in den südlichen Teil der Kaprepublik und das Bergkönigreich Lesotho eindrang. Mehrere Bergpässe und Strassen sind noch immer gesperrt. Einige Ortschaften, darunter der Versorgungsposten Elliot und das kleine südafrikanische Skiressort Rhodes, waren bis vor kurzem von der Außenwelt abgeschnitten. Zahlreiche Bäume waren unter den Schneemassen abgeknickt und auf Strom- und Telegrafenmasten gestürzt. So schlimm waren Wind und Wetter in der Region, dass fast zeitgleich mit dem Schnee zwei Schiffe an der nahegelegenen Wild Coast der Transkei auf Grund liefen. Allerdings entstand dabei kein grösserer Schaden. Zur Wochenmitte konnten beide von Schleppern in den Hafen von East London gezogen werden.

Eigentlich sind Eis und Schnee in der Bergregion des Ostkaps und der Provinz KwaZulu-Natal nicht ungewöhnlich. Fast jedes Jahr kommt es hier zu Schneefällen. Dennoch überraschte das Ausmaß des Schneefalls selbst die Experten.

Verantwortlich dafür war nach Angaben des Wetteramts in Pretoria ein in den oberen Luftschichten feststeckendes Wettersystem, dass nicht, wie sonst üblich, nach Osten aufs Meer zog sondern plötzlich nach Westen ins Landesinnere wanderte. „Es war der schlimmste Schneefall in der Region seit 70 Jahren und wir erwarten hohe Tierverluste und Sachschäden“, klagt Rory O’Moore vom Landwirtschaftsverband der Provinz Ostkap.

Inzwischen hat die südafrikanische Regierung den besonders hart betroffenen Nordosten der Provinz zum Notstandgebiet erklärt und Finanzhilfen zugesagt. Viele Farmer haben einen Großteil ihrer Schafe und Rinder verloren.

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