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Panorama: Mode für Millionen

Heinz Oestergaard starb im Alter von 86 Jahren

Er war der erste deutsche Modeschöpfer, der mit der Industrie zusammenarbeitete. Heinz Oestergaard, 1916 in Berlin geboren, gründete 1946 einen kleinen Modesalon in seiner zerbombten Heimatstadt. Haute Couture schien ihm jedoch keine Zukunft zu haben; ihn interessierte vor allem Mode, die vielen Frauen zugänglich sein sollte. Weiblich, leicht und frisch wirkten die Kleider, die er in den Fünfzigern und Sechzigern entwarf; von Prüderie und Steifheit hielt er wenig. Seine Experimente mit den weichen Kunststoffen Cupresa und Cuprama im Auftrag der Farbenwerke Bayer entsprachen nicht den konservativen Stilvorgaben, die in den früher Fünfzigern aus der Modehauptstadt Paris kamen, doch bunt bedruckt überzeugten sie die Frauen, die im Alltag praktisch und kleidsam angezogen sein wollten.

In den Fünfzigern war Oestergaard der Liebling der Berliner Gesellschaft; Hildegard Knef und Maria Schell, Romy Schneider und Conny Froboess kauften bei ihm. Er besaß Ateliers mit rund 300 Mitarbeitern und arbeitete unermüdlich. Neben seiner Haute Couture entwarf er zwei Mal jährlich Kollektionen mit bis zu 250 Stücken sowie Exportkollektionen mit etwa 50 Modellen.

1967, nachdem die Berliner Konfektion durch den Mauerbau zusammengebrochen war, zog Oestergaard nach München und konnte im selben Jahr seinen Wunsch umsetzen, „Mode für Millionen“ zu machen, indem er modischer Berater des Quelle Versands wurde. Auch die bundesweit einheitliche Polizeiuniform und die weithin sichtbare orange Arbeitskleidung des ADACStraßendienstes entwarf er. Oestergaard besaß ein untrügliches Gespür für die Anforderungen von alltagstauglicher Bekleidung. 1985 zog er sich aus der Mode zurück, um Glas, Möbel und Teppiche zu entwerfen. Gestern ist der „Demokrat der Mode“ im Alter von 86 in Bad Reichenhall gestorben. S.N.

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