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Creme, Grau, Schwarz - und vor allem: gut kombinierbar. Ein kleiner Ausschnitt aus der Blue-Motion-Kollektion.

© Jette Joop

Design beim Discounter: Jette Joop macht Mode für Aldi Süd

Lagerfeld bei H&M, Jette Joop bei Aldi Süd, ein Trend setzt sich fort. Mit ihrer Kollektion "Blue Motion" wird die Designerin ab sofort für lange Schlangen an den Discounter-Kassen sorgen. Angst um ihren Namen hat sie nicht. Der Trend gehe generell zum Mix - auch von teuer und billig.

Frau Joop, der Countdown für Ihre Kollektion für Aldi Süd läuft.

Ja, am 5. April wird in Düsseldorf die Modenschau sein. In einer Filiale auf der Kö.

Bei Aldi?

Ja, man kann es kaum glauben, aber an dem Abend verwandelt sich die Aldi-Süd-Filiale in einen Laufsteg.

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Nachdem es bei „H&M“ Sitte geworden ist, mit namhaften Designern zusammenzuarbeiten, geht Aldi-Süd denselben Weg. Ab kommender Woche wird die Kollektion von Jette Joop unter dem Namen „Blue Motion“ in mehr als 1800 Filialen verkauft. Die Idee mit dem Catwalk in Supermarkt sei ihre Idee gewesen, sagt Jette Joop, sie sei bekannt dafür, dass sie sich gern mit Ideen in ihre Projekte einbringe. Die Models, die die Kollektion zeigen, sind Bewerberinnen aus Heidi Klums TV-Castingshow. Die seien schön und wüssten, wie man sich bewegt, sagt Jette Joop, die aber nur gelegentlich mal hinschaut, wenn die Sendung läuft.

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Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Aldi Süd?

Ich mache viel Corporate Fashion, Industriedesign, Uniformen, für Rewe, Air Berlin zuletzt auch für die Telekom, und die Firma, die meine Uniformen produziert hat, war auch mit Aldi Süd in Kontakt und hat uns zusammengebracht.

Was war Ihre Reaktion?

Ich habe mich über Aldi Süd sehr intensiv informiert und eine Nacht drüber geschlafen. Das Unternehmen hat ja einen strengen Code of Conduct, was Umweltverschmutzung und Mitarbeiterrechte bei der Produktion von Textilien angeht.

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Seit knapp zehn Jahren ist Aldi Mitglied der „Business Social Compliance Initiative“ (BSCI), die seit 2003 für die Einhaltung von Normen steht, wie sie die Internationale Arbeitsorganisation vorsieht. Die BSCI basiert vor allem auf Selbstverpflichtungen der teilnehmenden Unternehmen, wofür sie von der „Kampagne für Saubere Kleidung“ und dem Südwind-Institut kritisiert wird. Seit 2010 hat Aldi Süd darüberhinaus eine Selbstverpflichtung erarbeitet, die „Aldi Corporate Responsibility-Policy“.

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Jette Joop nimmt Aldi weniger als preisbestimmenden Lebensmittel- denn als beliebten Textilanbieter wahr: Der Konzern rangiert unter den größten zehn der Branche. Sie sagt: „Da gehen die Menschen hin, da ist Traffic. Und mal so gesprochen: Haben diese Kunden es nicht verdient, dass die Sachen mal richtig chic sind?“ Sie lacht, das soll nicht arrogant klingen. Hochwertig und bezahlbar, das sei das Ziel gewesen, sagt sie. Zur Kollektion gehören Blusen, Cardigans, eine Hose, ein Kleid, viel Grau, Schwarz, Creme, wenig Prints, dazu Accessoires. Produziert wird in „sehr großer“ Stückzahl. Auch damit erklärt die Designerin die niedrigen Preise, die zwischen 9,99 Euro und 19,99 Euro liegen.

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Was war an dieser Kollektion anders als bei der Arbeit für Ihre eigene Marke? Hatten Sie eine andere Frau vor Augen?

Nein, gar nicht. Ich denke mir nie eine bestimmte Frau, für die ich etwas entwerfe. Die Sachen müssen sitzen und funktionieren. Da bin ich ganz Industriedesignerin. Bei den Stewardessen von Air Berlin war vor allem die Bewegungsfreiheit wichtig. Bei Aldi gab es im Handwerklichen ein paar Beschränkungen: Es durften nicht zu viele Nähte werden und nicht zu viele Details.

In den Märkten gibt es keine Umkleiden. Hat sich das aufs Design ausgewirkt?

Wir haben die üblichen Größenläufe beibehalten, so dass die Kundinnen, die dort häufiger Kleidung kaufen, wissen, was ihnen passt. Und für die Neukundinnen, mit denen gerechnet wird, hoffen wir, dass die bei den Preisen zur Not vielleicht verschmerzen können, wenn etwas nicht passt. Dann gibt man es an eine Freundin weiter, denke ich mir.

Erwarten Sie Hamsterkäuferinnen, die mit Ikeataschen kommen und Ihre Mode dutzendweise einkaufen?

Oder mit Pradataschen! Das wäre doch noch besser.

… ja, aber …

… doch, das passt. Die Modewelt ist im Umbruch, wie die Trendforscherin Li Edelkoort gesagt hat: Fashion is dead. Jeder trägt, was er will. Warum nicht Aldi-Hose und Guccibluse? Das geht alles.

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Der Aufbruch von Gepflogenheiten betrifft laut Jette Joop nicht nur die Kombination von teuer und billig, es betrifft auch das Einkaufen selbst. Shoppingausflüge ins Center hätten ihre Attraktivität verloren. Preisvergleiche fallen im Internet leichter, da werde dann auch gekauft. Zudem sei es vielen Frauen angenehmer, neue Sachen zu Hause anzuprobieren. Seit März verkauft Jette Joop auch über den Shoppingkanal QVC und ist mit den ersten Ergebnissen sehr zufrieden.

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Sie fürchten also nicht, dass die Kooperation zwar Aldi Süd aufwertet, Ihre eigene Marke aber negativ beeinflusst?

Gar nicht. Wir machen das auch nicht als Marketing-Gag, wir nehmen diese Kooperation sehr ernst. Und Aldi ist Kult. Wir haben einiges Feedback von Kundinnen erhalten, die sich sehr auf die Kollektion freuen. Unser Sympathielevel bei der Konsumentin ist auf alle Fälle gewachsen.

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