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Modenschau mit Prominenz: Bei der Show von "Black Boss" ließ sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sehen - und ablichten: mit Model Sara Nuru.

© ddp

Fashion Week: Bei Boss ist ein Zelt nicht genug

Boss Black zeigt wie immer die aufwändigste Show der Fashion Week. Die Kollektion erfüllt dann auch die selbst gesteckten Ansprüche.

„Wer bei Hugo Boss nichts findet, hat ein Problem,“ sagte Claus-Dietrich Lahrs, der Vorstandschef des Metzinger Modekonzerns, einmal in einem Interview. Dabei bezog er sich darauf, dass sein Unternehmen ein breites Geschmacksspektrum abdeckt. Da gibt es die Luxussparte Boss Selection, das junge Label Orange, das dieser Tage bezeichnenderweise zusammen mit den großen Jeans- und Sportswearmarken auf der Bread & Butter ausstellt, das Golfbekleidungslabel Boss Green und die eher designorientierte Linie Hugo. Für die hatte der Konzern sogar einmal den belgischen Avantgardisten Bruno Pieters als Chefdesigner bestellt. Ein Experiment, das dann allerdings doch nicht lange währte.

Das Zentrum der Hugo-Boss-Welt bildet aber immer noch die Hauptlinie Boss Black, die ihre Kollektion für die Saison Frühjahr/Sommer 2011 am Donnerstag in Berlin vorstellte. Die ist solide, hochwertig und allgemein konsensfähig – quasi der Mercedes unter den Modemarken. Für Boss Black veranstaltete der Mutterkonzern wie gewöhnlich die aufwändigste Show der gesamten Fashion Week.

Das Zelt am Bebelplatz reicht den Metzingern dafür natürlich nicht aus. Seit sie in Berlin Modenschauen zeigen, haben sie sich immer andere, beeindruckendere Räumlichkeiten in der Stadt gesucht. Schließlich muss den geladenen Gästen auch etwas geboten werden. Das Große Tropenhaus im Botanischen Garten und den Hamburger Bahnhof hat der Boss-Konzern schon bespielt. Diesmal baute er sich seinen Veranstaltungsort gleich selbst.

Auf einer Brache am Gleisdreieck war in den vergangen Tagen eine ganze Zeltstadt aus dem Boden gestampft worden. Im Zentrum standen zwei riesige, weiße Zirkuszelte. In einem war der Laufsteg für die Modenschau aufgebaut, in das andere wurden nach der Show sämtliche geladenen Gäste zum Dinner gebeten.

Vorher stand aber natürlich noch die neue Kollektion auf dem Programm. Natürlich ist Boss Black nicht mit den Schöpfungen vieler anderer Designer vergleichbar, die im Rahmen der Fashion Week zeigen. Eine Marke, die im vergangenen Jahr immerhin 68 Prozent des gesamten Konzernumsatzes von knapp 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftete, sieht einfach anders aus als ein kleines Designerlabel. Sie wird so entworfen, dass sie zwar modisch aktuell ist, aber eben in erster Linie verkäuflich. Und so kennt außerhalb von Fachkreisen kaum jemand Kevin Lobo, der an der Spitze von Boss Black steht.

Die Kollektion erfüllt dann auch die selbst gesteckten Ansprüche: Den Boss-Kunden und -Kundinnen bietet sie im Grunde ein Rundumpaket. Von Freizeitmode mit leichtem Military-Einschlag über legere Anzüge – in der bodenständigeren Version einfarbig, in der dandyhaften Variante auch weiß mit blauen Nadelstreifen – bis zum glamourösen, mit glitzernden Pailletten besetzten Cocktailkleid ist alles dabei.

Auch hauchzarte Chiffonkreationen, die in dieser Woche bereits vielfach auf dem Laufsteg zu sehen waren, hatten ihren Auftritt bei Boss Black – allerdings nur als ein Akzent, der belegen soll, dass die Linie natürlich genau weiß, welche modischen Felder sie abzudecken hat. Modische Themen wirklich gestalterisch auszuloten, ist ein Luxus, den sich Boss Black nicht leistet – aber das ist eben auch nicht der Sinn der Sache.

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