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Stylist Marc Goehring rennt sich für Maxime Ballesteros den Kopf ein

© promo

"Les Absents" von Maxime Ballesteros: Der Fotograf, für den sich Berlins cool kids verbiegen lassen

Maxime Ballesteros pendelt auf einer schmalen Spur zwischen Schönheit, Abgrund und Trash.

Verrenkte, halbnackte Körper auf abgenutzten Polstermöbeln, getunte Autos, pink gefärbte Pudel und immer wieder Frauenfüße in High Heels, die eher Mordwaffen gleichen als Schuhen: Maxime Ballesteros macht Fotos, die nie gefällig sind, sondern grell, verstörend und oft eine Spur schäbig. Als könne er sich nicht entscheiden, ob er für Hochglanzmagazine oder doch lieber für Schmuddelheftchen fotografieren möchte.

Das ist natürlich der Grund, warum er von Ersteren so gerne gebucht wird: Aufträge von Dazed & Confused, Numéro, 032c – kaum ein Fotograf in Deutschland ist derzeit so erfolgreich wie Ballesteros.

Geboren in Lyon, kam er 2007 nach Berlin und wurde im Nachtleben der Stadt allgegenwärtig. Wo auch immer die Kunst- und Modeszene feierte, Ballesteros war mit seiner Kamera dabei, fotografierte und wurde jedermanns Liebling.

Dabei wäre er selbst wohl das interessanteste Motiv, immer komplett in Schwarz gekleidet, mit Lederjacke, Goldkettchen und Sonnenbrille, eine Mischung aus Türsteher- und SM-Look. Dazu passt es auch, dass Ballesteros mit Jennifer Gilpin verheiratet ist, der Gründerin des Berliner Modelabel DSTM, das vor allem durch Mode mit Fetisch-Elementen bekannt wurde. Alle neuen Kollektionen der Marke werden selbstverständlich von Ballesteros fotografiert.

Zwei unbekannte Schönheiten verknoten ihre Beine
Zwei unbekannte Schönheiten verknoten ihre Beine

© promo

Ohnehin sind seine Bildern stark sexuell. Wirklich erotisch sind sie dennoch nicht, dafür gibt es zu viele Brüche, zu viele Absurditäten. Da turnen Frauen in Latexanzügen auf einem Spielplatz herum, während im Hintergrund Touristen gaffen, und auf einem bestrapsten Oberschenkel macht es sich eine Vogelspinne gemütlich. Mit seinem skurrilen Blick auf die Welt erinnert Ballesteros an Juergen Teller, den deutschen Starfotografen, der Supermodels wie Kate Moss in dreckige Schubkarren setzt und, ebenso wie Ballesteros, mit einem unbarmherzig hellen Blitz fotografiert. Doch während Teller zeigen will, was unter der glatten Oberfläche ist, fällt es bei Ballesteros schwer, eine Verbindung zu den Fotografierten aufzubauen. Selten kann man ihnen in die Augen sehen, weil sie so verdreht sind, dass man nur das Weiße sieht, oder weil ihre Gesichter von Haaren oder Masken verhüllt sind. Die Begegnungen mit ihnen bleiben flüchtig, haben aber gerade dadurch einen flirrenden Reiz.

Nun versammelt erstmals ein Bildbald die Arbeiten von Ballesteros. Er trägt den Titel „Les Absents“, die Abwesenden. Auch der Fotograf selbst bleibt gerne abwesend. In einem Interview gab er vor Kurzem zu, in all den Jahren kein Deutsch gelernt zu haben. Er ist froh, seine Ruhe zu haben und nicht alles um sich herum zu verstehen. So weiß er gar nicht, was die Leute tuscheln, wenn er mit seinen Latexgestalten zum Fotoshooting in die U-Bahn steigt.

Der Bildband „Les Absents“ ist bei Hantje Cantz erschienen. Er kostet 35 Euro.

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