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"Kreativ und interessiert": Cathy Hummels zu Besuch bei der Fashion Week in Berlin.

© dpa/Carstensen

Mode: Fashion Week in Berlin: Cathy Hummels: "Spott und Häme ziehen an mir vorbei"

Cathy Hummels ist gerade Dauerthema. Vor allem, weil EM ist und sie Spielerfrau. Dabei macht sie viel lieber Mode, wie sie unserem Autor erzählt hat.

Zwei Frauen sitzen auf einer Party zusammen, gegenüber hocken ihre Freunde. Die Männer und die Frauen reden jeweils über Sex. „Worüber redet Ihr?“, fragen die Frauen. „Fußball“, sagen die Männer, „Und ihr?“. Die Frauen: „Shopping.“ Super Strategie um weitere Fragen zu vermeiden, die Szene aus dem Film „Trainspotting“ bringt es 1996 auf den Punkt: Jungen spielen Fußball, Mädchen mögen Mode. Vermengungen sehen tradierte Geschlechterrollen nicht vor. Es sei denn, es geht um „Spielerfrauen“.

Über dieses Phänomen wird im Moment passend zur Fußball-EM viel geschrieben: Über Italia Walter zum Beispiel - die Ehefrau des verstorbenen Mannschaftskapitän von 1954, Fritz Walter - die „Mutter der Spielerfrauen“. Italia Walter war emanzipatorisch ihrer Zeit voraus, „die kann nicht kochen, die kann nicht nähen, die macht unseren Fritz fertig“, tadelte Trainer Sepp Herberger. Es wird geschrieben über den Sexismus der Begrifflichkeit, über Stil und Starallüren der Spielerfrauen. Und über Cathy Hummels.

Leicht hat es die Frau von Innenverteidiger Mats Hummels dabei nicht: Kritische Stimmen gibt es viele. Genauso viele wie öffentliche Auftritte der Bayerin: Cathy als Moderatorin, Cathy als Make-up-Profi mit Schminktipps zu den Länderspielen, Cathy als Modeexpertin mit selbst entworfenem Fanshirt – sich damit anzufreunden fällt manchem schwer. Trotzdem schreiben alle über sie. Mit Cathy selber sprechen aber nur die Wenigsten. Es ist auch gar nicht so einfach, ein Interview zu bekommen. Gerade zur EM, wenn sich auch die Spielerfrauen an gewisse Regeln halten müssen. Dabei wären die harschen Kritiker vielleicht überrascht, wie unaffektiert und klar sie von sich selber spricht. „Ich bin natürlich keine ausgebildete Designerin, das möchte ich ganz deutlich sagen“, sagt sie im Interview mit dem Tagesspiegel. „Aber ich bin kreativ und interessiert. Und wenn man das ist, kann man auch viel umsetzen.“

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Ja, die Polenflagge neben ihren Make-up-Tipps war versehentlich falsch herum abgebildet. Und ja, ein deutsches Straßenschild entlarvte, dass ihr Instagramfoto eben nicht „heute in Paris“ gemacht wurde. Vielleicht nur ein unglückliches Missgeschick. Aber es gibt durchaus Positives zu berichten: So hat Cathy eine recht schöne Kaschmirkollektion für die Bielefelder Marke The Mercer N.Y. entworfen. Und von ihrem limitierten Fanshirt sind laut Kooperationspartner Ebay immerhin schon mehr als 1.100 Stück über die digitale Ladentheke gegangen. „Modedesign ist auf jeden Fall etwas, das ich mir vorstellen könnte“, sagt sie. Schließlich war die Oma Designerin. Deswegen sei sie schon sehr früh mit Mode in Berührung gekommen.

Ein Vorbild hat sie auch schon: „Victoria Beckhams Weg ist total beeindruckend. Das hätte ihr früher niemand zugetraut“, sagt Hummels, „Ich finde es wichtig, dass Modemacher einen roten Faden verfolgen. Bei Victoria Beckham ist das die puristische Handschrift und die gefällt mir sehr." Groß denken tut der Karriere ja bekanntlich gut: Seit 2008 führt Victoria Beckham ihr Label unter eigenem Namen, das laut dem Branchenblatt Textilwirtschaft immerhin 60 Millionen Pfund wert ist, etwa 72 Millionen Euro also. Allerdings war Beckham eben nie einfach „die Frau von...“, war als Spice Girl vor ihrer Ehe mit dem britischen Fußballstar David Beckham Sängerin in einer der erfolgreichsten Girlgroups aller Zeiten. Die Loslösung vom ewigen Klischee der Spielerfrau dürfte für Beckham also weniger Thema gewesen sein, als für Cathy Hummels. Die geht mit dem Label aber entspannt um: „Ich habe mit dem Begriff an sich kein Problem. Mit der negativen Besetzung allerdings schon.“ Und mit den uncharmanten Artikeln? „Es gibt immer Leute, die dich gut finden, und Leute, die dich ablehnen. Mir ist wichtig, dass Kritik konstruktiv ist“, sagt sie, „Spott und Häme ziehen an mir vorbei.“

Mittendrin, statt nur dabei: Die Models Franziska Knuppe (rechts) und Eva Padberg posieren mit Cathy Hummels, der Ehefrau von Fußballer Mats Hummels, bei der Modepräsentation der österreichischen Designerin Marina Hoermanseder während der Berliner Fashion Week.
Mittendrin, statt nur dabei: Die Models Franziska Knuppe (rechts) und Eva Padberg posieren mit Cathy Hummels, der Ehefrau von Fußballer Mats Hummels, bei der Modepräsentation der österreichischen Designerin Marina Hoermanseder während der Berliner Fashion Week.

© dpa/Kalaene

Zeit sich zu grämen, hat sie nicht, schließlich sitzt sie bei vielen Schauen der Fashion Week in der ersten Reihe, schiebt neue Projekte an, und zwischendurch will ihr Mann auf der EM angefeuert werden. Letzteres sei aber längst nicht ihre Hauptaufgabe: „Mir ist wichtig, ich selbst sein zu dürfen und das zu machen, was mich beruflich erfüllt. Mich in der Beziehung auszuleben." Es sei ihr gegönnt.

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