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Stapelweise. Die Kleiderspenden der Caritas werden in Kartons sortiert.

© promo

Mode: Kleiderkammer Caritas: Anoraks für alle

Die Kleiderkammer der Caritas in Mitte sucht Ehrenamtliche zum Sortieren und Verteilen. Denn seitdem viele Flüchtling ins Land kommen, ist die gewohnte Organisation nicht mehr so einfach durchzuhalten.

An Kleiderspenden mangelt es der Caritas aktuell nicht. Das ist schon im Eingangsbereich der Hauptstelle in Mitte spürbar: „Im Moment haben wir einen Annahmestopp“, sagt die Frau am Empfang freundlich ins Telefon. Vielleicht sei in zwei Wochen wieder mehr Platz.

An dem fehlt es in der Residenzstraße tatsächlich: Bis unter die Decke türmen sich Kartons und Tüten in den kleinen Lagerräumen der Kleiderkammer. Seit vielen Jahren gibt der katholische Wohlfahrtsverband hier gebrauchte Kleidungsstücke an Bedürftige weiter, und eigentlich läuft das recht geregelt ab. Nach einer Terminvereinbarung kann eine festgelegte Menge an Kleiderspenden mitgenommen werden. Eine Jacke, eine Hose, ein Paar Schuhe.

Seit der Flüchtlingskrise ist diese Organisation nicht mehr so einfach durchzuhalten. Flüchtlinge, die jetzt vor allem warme Wintersachen benötigen, werden in der Kleiderkammer sofort bedient. Auch die prekäre Situation vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales fordert die Kleiderkammer: Mehrmals in der Woche kommen Caritas-Mitarbeiter, die dort im Einsatz sind, um ganze Kartons mit warmen Sachen abzuholen.

An eine vergleichbare Situation in der Vergangenheit kann sich Irena Urban nicht erinnern. Seit rund 20 Jahren leitet sie die Kleiderkammer hauptamtlich, außer ihr arbeiten hier nur Ehrenamtliche. Irena Urban ist immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die die vielen Spenden sortieren und in Kartons packen. Zu groß ist die Menge an Kleiderspenden, die die Caritas in der Residenzstraße täglich erreichen.

„Eigentlich ist es natürlich großartig, dass momentan so viele Leute spenden möchten“, sagt auch Susanne Brehm, die sich als Pressereferentin bei „Young Caritas“ um Projekte für Jugendliche kümmert. „Gleichzeitig sind viele Sozialverbände von diesen Massen überfordert.“

Gerade Berlin bietet viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Schon, wer mit wachen Augen durch die Stadt geht, kann helfen. „Es kommen aktuell sehr viele Menschen in Berlin an, die noch nicht wissen, wo es zum Beispiel eine Kleiderkammer gibt“, sagt Brehm. Mit ein paar Adressen im Kopf könne man helfen, wenn man in der U-Bahn jemanden in Sommerschuhen oder ohne Winterjacke sieht. Sicherlich sei hier ein besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, „Hilfebedürftigkeit ignorieren darf aber keine Option sein“, findet sie.

Es gibt viele Menschen, die ehrenamtlich helfen

Bei der Kleiderkammer gibt es aktuell 25 bis 30 regelmäßige Ehrenamtliche. „Zurzeit erleben wir auch verstärktes Interesse von Menschen, die sich eher projektbezogen engagieren wollen“, sagt Katja Eichhorn, die die Ehrenämter der Berliner Caritas koordiniert, Interessierte berät und sich aktuell besonders für eine bessere Supervision für Ehrenamtliche einsetzt.

Die Formen des Engagements unterscheiden sich je nach Alter. „An unseren Flashmobs nehmen sicherlich meist die Jüngeren teil, beim Seniorencafé betreut vielleicht eher der Ehrenamtliche ab 50“, sagt Katja Eichhorn.

Auch in der Kleiderkammer sind ältere Ehrenamtliche aktiv. Irena Urban würde sich über mehr Jüngere freuen, weil für ihre Ehrenamtlichen, die teilweise schon seit über zehn Jahren in der Kleiderkammer arbeiten und oft schon im Rentenalter sind, das Rangieren mit schweren Kartons und auch der Umgang mit der zurzeit sehr unübersichtlichen Situation nicht immer einfach ist.

Vor der Arbeit mit den Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern müsse jedenfalls niemand zurückscheuen, sagt Irena Urban. Sie erlebt die Flüchtlinge als sehr freundlich und über alle Maßen dankbar. „Ich habe oft das Gefühl, dass ein herzliches Dankeschön das erste deutsche Wort ist, was die Geflüchteten gelernt haben“, sagt sie. Darüber freut sie sich besonders, genau wie über jeden, der sich ehrenamtlich einbringen möchte.

Ärgerlich ist nur, wenn die Kleiderkammer für die Entsorgung von textilem Abfall missbraucht wird. Oft entpuppen sich die Spenden als kaputte oder stark verschmutzte Kleidungsstücke, unter anderem von Firmen, die Fehlproduktionen oder alte Lagerbestände loswerden wollen. Auch bei der Kleiderspende sollte das eigene Empfinden als Maß dienen und die Frage im Vordergrund stehen, ob die gespendeten Kleider auch für die eigene Garderobe in einem akzeptablen Zustand sind.

- Wer helfen will, kann sich bei Katja Eichhorn von der Berliner Caritas melden: k.eichhorn@caritas-berlin.de

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