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© AFP

Mode: London Fashion Week: Mit Trenchcoat in den Club

Die London Fashion Week war das Sprungbrett für viele große Designer. Beispiele sind John Galliano und Alexander McQueen. In diesem Jahr trumpften Christopher Bailey für Burberry und Christopher Kane auf.

„The next hot thing“ – dieser Satz prägt die London Fashion Week wie kein anderer. Hier stehen ganz junge Designer aus aller Welt im Mittelpunkt, die meisten sind Absolventen der wohl renommiertesten Modeschule der Welt, der Central Saint Martins. Ihr Ziel ist es, möglichst schnell Anna Wintour, der berüchtigten Chefin der US-„Vogue“, zu zeigen, was sie gelernt haben. London gilt als Ausgangspunkt für eine ganz große Karriere in der Mode. Die wird zum Leidwesen der Engländer meist in Mailand, New York oder Paris gemacht. Das ist die Kehrseite am „The next hot thing“ – die Anfänger werden so bejubelt und unterstützt, dass sie bald von einem großen Modehaus als Chefdesigner angeheuert werden. So ging es Anfang der Neunziger John Galliano, der bis heute bei Dior in Paris seine Verrücktheiten weiterführt. Auch Stella McCartney und Alexander McQueen waren am Saint Martins, arbeiteten für große Häuser und zeigen heute unter eigener Regie in Paris. Aber angefangen haben all diese Designer eben hier auf der London Fashion Week.

So wie Christopher Kane. Der Brite hatte nun schon sechs Saisons Zeit, so heiß zu werden, dass man auf seinen Entwürfen wahrscheinlich Eier braten könnte. Der 27-Jährige zeigte eine der besten Kollektionen der Fashion Week, wobei er diesmal auf sein Markenzeichen, die knallengen, in den Kurven betonten Minikleider verzichtete und stattdessen fast schon duftige Kleider mit einem großen Küchenkaromuster zeigte. Nicht nur Anna Wintour saß in der ersten Reihe, auch die Designerin Donatella Versace war aus Mailand angereist – Kane arbeitet für sie als Berater.

Was Christopher Kanes Stil ausmacht, weiß inzwischen jede modeinteressierte Britin. Für die britische Modekette Topshop hat er eine eigene Kollektion entworfen, die pünktlich zur Fashion Week in die Läden kam und bereits jetzt fast ausverkauft ist. Auch der griechischstämmige Österreicher Marios Schwab hat schon viele Angebote von großen Modehäusern bekommen. Noch fühlt er sich wohl in London, vielleicht auch weil er vom British Fashion Council, so etwas wie ein staatlich gefördertes Modeinstitut, das auch die Schauen ausrichtet, gerade zum dritten Mal in Folge mit einem Förderpreis ausgezeichnet wurde – wie übrigens auch Christopher Kane. Schwab, der Ende der neunziger Jahre in Berlin Modedesign studierte, weiß, wie modernes Design geht: Geschicktes neu Anordnen der Proportionen, Stofflagen übereinander legen und so weibliche Silhouetten formen. Die Kollektion kam so gut an, dass die Briten mal wieder um eines ihrer Talente bangen müssen: Das Label Halston lockt Schwab nun nach New York, im Februar wird er dort seine erste Kollektion für die Amerikaner zeigen.

Aber diesmal wurden in London nicht nur die jungen Designer gefeiert, sondern auch zwei Rückkehrer. Da ist zum einen Matthew Williamson, den man spätestens seit einer Kooperation mit der Modekette H&M auch in Deutschland kennt. Berühmt wurde er 1997, als er Kate Moss und Jade Jagger in seine psychedelisch bunten Hippiekleider steckte, kurz danach zog es ihn nach New York.

Den Höhepunkt und gleichzeitigen Abschluss der Fashion Week am Dienstagabend setzte aber keineswegs einer der wilden Jungen sondern das wohl bekannteste britische Modelabel – Burberry. Das Unternehmen lud ausnahmsweise zum Defiliée in seine Heimatstadt. Ausgerechnet seitdem der in Yorkshire geborene Engländer Christopher Bailey vor acht Jahren die Designleitung übernahm, hat Burberry nicht mehr in London sondern in Mailand seine Kollektionen vorgeführt. Dabei versteht es Bailey wie keiner der Burberry-Designer vor ihm, die zwei ikonischen und zutiefst britischen Stil-Symbole des Labels, das Karo und den Trenchcoat, immer neu zu verwandeln und begehrlich und somit modern zu machen. Diesmal konzentrierte er sich auf den Trenchcoat, dem er durch Zugabe von drapierten Stoffbahnen fast etwas antik-griechisches verlieh. „Ich habe etwas sehr altes mit etwas modernem verbunden“, sagte er. Er hält sich also an die Regeln, die schon seine Kollegen vor ihm auf der London Fashion Week befolgten: Stoffe und Schnitte so mischen, so das etwas Neues entsteht. So wickelte und verknotete er quer um den Oberkörper Stoffbahnen, oder ließ sie wie eine zusammengezogene Raffgardine als Rock auslaufen. All das in lieblichen Farbtönen wie Mintgrün, Babyblau, Vanillegelb und natürlich Trenchcoatbeige. Dass er so viel Stoff für seine Kollektion verbrauchte, war ein Geschenk an die London: „Ich wollte zeige, dass wir eine große Tradition haben, deshalb habe ich es so reich gemacht, zum 25. Jubiläum der Fashion Week.“

Die Zirkuskarawane zieht weiter
Christopher Bailey will nett zu allen sein. Der Designer ist auch deshalb ein Glücksgriff für seinen Arbeitgeber, weil er selbstverständlich die Party nach der Schau als Arbeit begreift und jede ihm hingestreckte Hand schüttelt, sich mit japanischen Einkäufern ablichten lässt und gern noch einmal seine Ideen erklärt. Unter den Gratulanten war auch die, ob ihrer sichtlich antrainierten Magerheit, viel gescholtene Victoria Beckham. Sie fand die Kollektion „fantastic“ – immerhin ein Lob einer Kollegin - die Fußballerfrau hat jetzt ihre eigene respektable Modelinie. Die neue britische Ikone, die aus Harry-Potter bekannte Schauspielerin Emma Watson stakste auf so hohen Highheels zum Gratulieren heran, dass sie eher wie ein verzweifeltes Reh als wie das neue Werbegesicht von Burberry aussah. Blendend gelaunt wirkte Liv Tyler, die immer in der Nähe des Designers blieb. Mit der Feier im neuen Hauptquartier in Chelsea übergab Christopher Bailey den Staffelstab der laufenden Modesaison weiter an Mailand.

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