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Neues vom Planeten Mode: T-Shirts mit Salz und Pfeffer

Grit Thönnissen über kompostierbare Kleidung aus Burladingen.

Wolfgang Grupp ist ein Held. Erst rettet er die deutsche Textilverarbeitung vor dem endgültigen Aussterben, jetzt kompostiert er auch noch seine eigenen T-Shirts. Herr Grupp ist der Mann mit dem Vatermörderkragen und den scharf geschnittenen Anzügen, der in Talkshows immer erzählen muss, warum seine Mitarbeiter in Burladingen und nicht in Bangladesch für ihn arbeiten. Wenn er mal selbst keine Zeit hat, schickt er einen Schimpansen als seine Vertretung ins Fernsehen, der erzählt kurz vor der Tagesschau Wissenswertes über Grupps’ Firma Trigema.

Früher hat er, also Wolfgang Grupp, immer auf etwas Neues gewartet. Zum Beispiel, dass der Kaki- den Marinelook ablöst. Dann hat er umgerüstet und beim Trend mitgemacht. Aber so einfach ist das heute nicht mehr. Statt geringelter T-Shirts gibt es heute die Nachhaltigkeit, und die ist zum Glück kein Fähnchen im Winde. Damit können sich die Modefirmen jetzt für den Rest ihres Lebens beschäftigen.

Warum das so ist, hat Wolfgang Grupp jetzt erklärt: Weil der Mensch keine Trends mehr braucht, sondern kompostierbare T-Shirts. Schon seit 2006 werden die auf der Schwäbischen Alb produziert und seit dem vergangenen Jahr auch für modebewusste Lohas in den deutschen Großstädten. Dafür arbeitet er mit der jungen Berliner Designerin Mona Ohlendorf zusammen. Gemeinsam wollen sie bald ein Einzelhandelsgeschäft in Berlin aufmachen.

Das System, nach dem in Burladingen diese T-Shirts gemacht werden, heißt „Cradle-to-Cradle“. Das bedeutet, dass alles, was mit dem Produkt zu tun hat, abgebaut werden kann und in einen ewigen Kreislauf eingeführt wird. Verkürzt ist das, wie wenn man einen Apfel isst, den Apfelbutzen in den Garten wirft und dann irgendwann dort ein Apfelbaum wächst, an dem wiederum Äpfel wachsen, die man isst und so weiter und so fort. Natürlich hat Wolfgang Grupp in Burlandingen keinen riesigen Komposthaufen aus T-Shirts angelegt, und es gibt auch keine Baumwollfelder auf der Schwäbischen Alb.<NO1>Die Modeindustrie ist halt geübt darin, immer früher zu spüren, was die Menschen umtreibt und was sie als nächstes wollen. Theoretisch sind das ökologisch wertvolle Kleidung, beim nächsten Einkauf muss aber erst noch der Schnapper geshoppt werden – kost ja nichts. Als Kompensation regt man sich ein wenig über Kinderarbeit oder verschmutzte Flüsse in Fernost auf, ob wohl die bösen Unternehmen, wieder Kinder, die T-Shirts nähen ließen.

In der Sendung „Hart aber fair“, selbstverständlich war auch Grupp eingeladen und erzählte von seinen Mitarbeitern aus Burladingen und von seinem kompostierbaren T-Shirt, ging es um das schlechte Gewissen. Da wurde vorgerechnet, dass ein normales deutsches Brötchen in den vergangenen zehn Jahren sehr viel teurer geworden ist, während ein normales Kleidungsstück immer billiger wird.

Aber die Idee ist gut und wir wollen ja alle mithelfen, dass es der Welt besser geht. Wir finden es auch wichtig, dass in Deutschland die textilverarbeitende Industrie wenigstens in Burladingen weiterbesteht. Und wenn man die T-Shirts von dort irgendwann mit gutem Gewissen nicht nur anziehen, sondern auch noch essen kann – umso besser.

- Siehe unten stehendes Interview

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