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Monarchie: Porträt: Fürst Albert II. von Monaco

Jahrzehntelang stand der gebildete Sportler im Schatten des Vaters. Jetzt nimmt er als Albert II. das Ruder in die Hand, um den "Luxusliner Monaco", den Felsen genannten Mini-Staat, in die Moderne zu steuern.

Monaco (12.07.2005, 13:47 Uhr) - Pomp und Protokoll scheinen dem neuen Fürsten des reichen Zwergstaates an der Côte d'Azur dabei eher zuwider zu sein. «Ich mag den Begriff der Krönung nicht sehr, es gibt ja auch keine Krone», sagt der 47-Jährige nonchalant. «Nennen wir es doch einfach einen Herrschaftsantritt in zwei Etappen.» So stand zunächst einmal seine Amtsübernahme als Familienfest an. Eine Zeremonie mit Gästen aus Adel und Politik folgt am Nationalfeiertag im November.

Vater Rainier III. war ein Patriarch und Patron, der zornentbrannt durch den Palast laufen und sich auch schon mal autoritär gebärden konnte. Der Sohn ist bereits dabei, einen anderen Stil einzuführen, will mehr Effizienz und kürzere Sitzungen, strebt «Transparenz» in dem früher doch arg als Geldwäsche-Paradies verschrienen Kleinstaat am Mittelmeer an. «Zweifellos» sei er vorbereitet auf das, was jetzt vor ihm liege, sagt der Mann, der nach dem Tod des Vaters die «Monaco AG» führen muss. Er hat in den USA studiert, in diversen Ämtern und Büros eine Menge Erfahrungen gesammelt und ist ziemlich viel gereist.

Als Kronprinz trieb er lieber Sport statt sich eine Ehefrau zu suchen - bei fünf Winterspielen war Albert im Bob-Team mit dabei, kam allerdings nie mit einer Medaille heim. Zwar war von Romanzen immer wieder mal die Rede, etwa von wiederholt wochenends per Helikopter eingeflogenen Damen. Albert machte, ganz anders als seine Schwestern Caroline und Stéphanie, jedoch nur selten aufregende Schlagzeilen.

Stille Wasser sind aber bekanntlich tief. Gerade rechtzeitig vor der Amtsübernahme hat Albert in einem Fall reinen Tisch gemacht und bestätigt, dass er der Vater des unehelichen kleinen Alexandre ist. Der aber nicht Prinz sein wird. Stark ausweichend äußert sich Albert indessen zu der Frage, ob vielleicht auch der Vaterschaftsanspruch einer Kalifornierin berechtigt sein könnte: «Darauf werden wir dann antworten, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.» Das ist kein Dementi.

Unabhängig von alledem will er sehr wohl noch heiraten und eine Familie gründen. Das versichert der Fürst, dem das Junggesellendasein nach eigenen Worten lange recht gut gefallen hat - so lange immerhin, dass auch gemunkelt wurde, er möge Frauen vielleicht nicht so sehr. Für die Monegassen ist entscheidend, ob der neue Besen wirklich gut kehrt und das Negativ-Image Monacos als Hafen für Geldschieber und Steuerflüchtlinge wegfegen kann, ohne das Fürstentum unattraktiv zu machen. Albert will, dass Monaco sich mehr nach außen öffnet, neue Investoren findet auf Spitzenfeldern wie Biotechnologie und Medizin.

Sein Mitarbeiterstab wird - nach 56 Jahren Herrschaft des Vaters - verjüngt, und der Palast soll weniger schwerfällig arbeiten. Monaco verbessert die Kommunikation, wobei der wenig sprachgewandte Fürst sich bei TV-Auftritten sehr schwer tut. Gefeiert werden so wie am Dienstag soll in Monaco natürlich weiterhin. Fürst Rainier ist tot, es lebe Fürst Albert - für Monaco beginnt eine neue Zeitrechnung. (Von Hanns-Jochen Kaffsack, dpa)

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