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Panorama: Montag fängt die Schule an

Die Obamas ziehen heute nach Washington um – aber zuerst einmal in ein Hotel

Ein berufsbedingter Umzug mit schulpflichtigen Kindern stellt Eltern vor Probleme. Nicht immer lassen sich die ersten Unterrichtstage und der Antritt des neuen Jobs harmonisieren. Da geht es der First Family Amerikas nicht besser als Durchschnittsbürgern. Die Obamas ziehen an diesem Sonntag nach Washington, am Montag beginnt der neue Alltag für die Töchter Malia (10) und Sasha (7) in der Privatschule Sidwell Friends, auf die auch Chelsea Clinton ging. Sie können aber noch nicht ins Weiße Haus. Das wird erst mit der Vereidigung Barack Obamas am 20. Januar ihr neues Heim.

In den 16 Tagen müssen sie sogar noch einmal umziehen. Denn Blair House, das Gästehaus des Präsidenten schräg gegenüber dem Nordeingang des Weißen Hauses, steht den Nachfolgern des Amtsinhabers traditionell erst ab dem 15. Januar zur Verfügung. Warum die Obamas nicht jetzt schon dort wohnen können und für welche anderen Zwecke die 14 Schlafzimmer gebucht sind, darüber rätseln Amerikas Medien: für einen überraschenden Staatsgast? Oder unbekannte Gäste der Bushs, etwa bei Abschiedspartys? Jedenfalls liege es nicht an mangelndem Entgegenkommen, betont Obamas Büro. George W. und Laura hätten sich in der Übergangszeit sehr hilfsbereit verhalten.

Am Freitag hatte der Weihnachtsurlaub der künftigen Präsidentenfamilie auf Hawaii geendet. Für zwei Tage waren sie in ihrem bisherigen Zuhause in Chicago, der 1,6 Millionen Dollar teuren Villa im Universitätsviertel Hyde Park, die Obama 2005 dank des lukrativen Buchvertrags für seine beiden Bestseller kaufen konnte. Von dort ziehen sie heute für elf Tage ins Hotel – Washingtons bestes Haus: das Hay-Adams. Es ist das nächstgelegene Hotel zum Weißen Haus, nur der Lafayette Park liegt dazwischen, und es wird von einem Deutschen geführt, dem 58-jährigen Hans Bruland.

Von Hyde Park nach Hay-Adams, das neue „Home away from Home“, üben sich Amerikas Medien in Alliterationen. Allerdings werden die Obamas dort nicht die Präsidenten-Suite beziehen. Die habe nämlich nur „1,5 bathrooms“ – übersetzt bedeutet das: ein volles Badezimmer und eine extra Toilette. Die Familie bekommt die „Federal Suite“ mit zwei vollen Bädern, Balkon und Blick aufs Weiße Haus. Deren regulärer Preis pro Nacht beträgt laut „Washington Post“ 6000 Dollar; bei der Präsidenten-Suite wären es 5000 Dollar gewesen. Die Zeitung ist sich aber sicher, dass die First Family preiswerter davon kommt. Ohnehin zahle sie nicht selbst. Die Rechnung werde aus privaten Spenden an das Komitee beglichen, das die Amtseinführung organisiert.

Normale Zimmer im Hay-Adams rangieren zwischen 795 und 995 Dollar pro Nacht, abhängig vom Blick aus dem Fenster und der Ausstattung. Derzeit wird die Aussicht auf das Weiße Haus von den Tribünen für die Zuschauer bei der Inauguration und die Medien verstellt. Dafür finden Hotelgäste in der Minibar einen saisonalen Artikel: einen Schokoriegel mit der Aufschrift „Inauguration 2009“ in blauem Staniolpapier. Italienische Bettwäsche gehöre zur Grundausstattung, so kann man lesen, und auch Gänsedaunenkissen. Die würden aber auf Wunsch durch hypoallergene Kopfunterlagen ersetzt – Malia, die ältere Tochter, hat mehrere Allergien. Das gilt bisher als Erklärung, warum die Nation noch nicht erfuhr, für welche Hunderasse sich die Obamas im Bezug auf den Welpen entschieden haben, der den Kindern als Entschädigung für die Belastungen des Wahlkampfs versprochen wurde. Vizepräsident Joe Biden hat übrigens einen deutschen Schäferhund für sich ausgewählt.

Raucher-Etagen gibt es im Hay- Adams. Ob auch das Stockwerk mit der Federal Suite dazu gehört, wurde nicht verraten. Barack Obama kann sich, wie man hört, eine gelegentliche Zigarette noch immer nicht verkneifen. Eigentlich hatte er seiner Frau Michelle versprochen, das Rauchen aufzugeben – als Preis für ihre Zustimmung zu seiner Präsidentschaftsbewerbung.

Ausschlaggebend für die Wahl des Hotels waren Sicherheitserwägungen. Es liegt innerhalb der Sicherheitszone für die Inauguration. Und es hat nur wenige Zugänge, was dem Secret Service die Überwachung erleichtert.

Seinen Namen hat das Hay-Adams von den Besitzern der beiden Häuser, die früher an dieser Stelle standen: John Hay, der in Abraham Lincolns Präsidialverwaltung gearbeitet hatte, und Henry Adams, ein Nachkomme des Präsidenten John Adams, hatten 1884 hier Residenzen errichtet. 1926 wurden sie abgerissen, um ein Appartementhaus zu bauen, aus dem bald ein Hotel wurde. Dort verkehrten Spitzenpolitiker wie die Roosevelts und Kennedys und Prominente wie der Atlantikflieger Charles Lindbergh.

Die Obamas kommen zwar vor allem wegen der Schule ihrer Töchter so früh nach Washington. Aber wenn er schon mal da ist, kann der künftige Präsident auch gleich mit der politischen Arbeit beginnen. Der Kongress tritt in dieser Woche zusammen. Barack Obama wird dort für sein neues ökonomisches Rettungspaket werben.

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