zum Hauptinhalt
Würger von Ipswich

© dpa

Mordprozess: Der "Würger von Ipswich" vor Gericht

Heute beginnt in in England der Prozess gegen den ehemaligen Gabelstaplerfahrer und Schiffssteward Steve W., der in einer Mordserie kurz vor Weihnachten 2006 fünf Prostituierte erwürgt hatte. Das Gericht soll nun auch klären, ob den den dreifachen Vater ähnliche Motive wie einst "Jack the Ripper" zu den Morden trieben.

Die Opfer hießen Gemma, Tania, Anneli, Paula und Annette. Als sie dem Mann begegneten, den die Medien später den "Würger von Ipswich" nennen sollten, waren sie zwischen 19 und 29 Jahre alt. Alle fünf Frauen hatten das selbe Problem: Ihre Drogensucht trieb sie auf den Straßenstrich. Von diesem Montag an steht in Ipswich der 48-jährige Steve W. vor Gericht, der die Prostituierten erwürgt und nackt in der Umgebung der kleinen Stadt im Osten Englands abgelegt haben soll.

Mehr als ein Jahr, nachdem die Mordserie kurz vor Weihnachten 2006 Aufsehen erregte, glauben die Ermittler genügend Beweise für eine Verurteilung zu lebenslanger Haft vorlegen zu können. Der angeklagte Gabelstaplerfahrer und ehemalige Schiffssteward selbst hat bislang jede Schuld von sich gewiesen - zuletzt in einem Brief aus der Untersuchungshaft. Wirklich sicher ist nur eines: "Das Interesse der Öffentlichkeit und der Presse an dem Verfahren ist überwältigend", sagt Julie Crosby, die Sprecherin des Ipswich Crown Court. "Wir  mussten deshalb den Zugang zum Gerichtssaal streng regulieren."

Ähnliche Motive wie Jack the Ripper?

Einige Reporter haben bei einer Auslosung Sitzplätze direkt im großen Verhandlungssaal des Gerichtes zugeteilt bekommen. Dutzende andere werden das Verfahren auf einer Videoleinwand in einem Nebengebäude verfolgen. "Auch für meinen Mandanten hat das Recht auf einen fairen Prozess ohne Vorverurteilung oder Beeinflussung zu gelten", mahnte Verteidiger Paul Osler die Medien. 

Nur wenig ist bisher über die Ermittlungen gegen Steve W. in die Öffentlichkeit gedrungen. Rätselhaft erscheint vor allem, was den mutmaßlichen Mörder zu seinen Taten getrieben haben könnte. War es Hass auf die Prostituierten, die im Rotlichtviertel von Ipswich in unmittelbarer Nachbarschaft seines Hauses auf Freier warteten? Spielten Minderwertigkeitskomplexe oder Versagensängste eine Rolle, wie sie schon bei den "historische Vorgängern" des "Würgers von Ipswich" vermutet wurden? "Jack the Ripper", der nie gefasst wurde, waren 1888 im Londoner East End fünf Prostituierte zum Opfer gefallen.

Vorliebe für Armeekleidung

Neun Jahrzehnte später begann Peter Sutcliffe, der "Yorkshire Ripper", seine Mordserie. Er brachte bis zu seiner Verhaftung 1981 mindestens 13 Frauen um, ebenfalls zumeist Prostituierte. Gott habe ihm die Bluttaten befohlen, behauptete der Frauenmörder, der zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Manche Berichterstatter haben charakterliche Ähnlichkeiten zwischen Sutcliffe und Steve W. ausgemacht. Beide seien Eigenbrötler, hieß es. "Steve ist ein stiller Kerl, der alles für sich behält", erzählte der Chef seines Golfclubs.

Doch das macht den dreifachen Vater natürlich genauso wenig zu einem Mörder wie seine Vorliebe für Armeekleidung, die ihm den Spitznamen "Soldat" eintrug. Auch dass Steve W. zwei gescheiterte Ehen hinter sich hatte und zum Zeitpunkt seiner Festnahme mit einer Frau zusammenlebte, die von den Vorwürfen gegen ihn völlig überrascht wurde, ist kaum hilfreich bei der Suche nach einem möglichen Motiv.

Thomas Burmeister[dpa]

Zur Startseite