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Kennedy

© dpa

Mordtheorien: Was bringt der Kennedy-Safe ans Licht?

Am 22. November 1963 fällt US-Präsident John F. Kennedy einem Anschlag zum Opfer. Fast 45 Jahre nach dem Mord von Dallas tauchen plötzlich neue Dokumente auf. Die Theorien über ein Komplott erhalten neue Nahrung.

Die Entdeckung geheim gehaltener Unterlagen zum Mord an John F. Kennedy haben die Spekulationen über den Tod des populären Präsidenten neu entfacht. Der Bezirksstaatsanwalt von Dallas, Craig Watkins, präsentierte am Montag Gegenstände und Dokumente zum Attentat und zu den geheimnisumwitterten Folgeereignissen vor gut 44 Jahren, deren Existenz bisher unbekannt war. Er fand sie im Dienstsafe seines Vorgängers Henry M. Wade, der die Ermittlungen gegen Jack Ruby, den Mörder des Kennedy-Mörders Lee Harvey Oswald, geleitet hatte. Staatsanwalt Wade hatte bis 1987 amtiert und war 2001 gestorben.

Nach den offiziellen Ermittlungen war Oswald ein verwirrter Einzeltäter. Vom sechsten Stock des Schulbuchmagazins in Dallas, wo er angestellt war, erschoss er Kennedy am 22. November 1963 , als der auf der Straße im offenen Wagen vorbei fuhr. Zwei Tage später erschoss Ruby Oswald auf dem Bürgersteig, als der aus dem Polizeiwagen stieg, der ihn zur Vernehmung brachte. Um diese Abläufe ranken sich Verschwörungstheorien. Eine der häufigsten besagt, Kennedy sei Opfer eines CIA- Komplotts. Der Geheimdienst habe Oswald als Einzeltäter vorgeschoben. Seine Ermordung durch Ruby sei Teil des Cover-up.

In dem Safe fanden sich Kleidungsstücke von Oswald, ein ledernes Pistolenholster und zwei Schlagringe, die der Oswald-Mörder Ruby bei seiner Verhaftung bei sich trug, sowie die mehrseitige Abschrift eines angeblichen Gesprächs zwischen Ruby und Oswald. Dieser Dialog soll im Nachtclub „The Carousel“ in Dallas spielen, der Ruby gehörte. Demnach verabredeten Oswald und Ruby, Kennedy zu ermorden, um den Bossen des organisierten Verbrechens einen Gefallen zu tun.

Die US-Medien halten das Dokument nicht für authentisch, sondern für den Teil eines Filmmanuskripts. Oswald und Ruby hätten sich, erstens, gar nicht gekannt. Das hätten die Ermittlungen ergeben und ebenso die nachfolgende Untersuchung der Warren-Kommission, die den Verschwörungstheorien nachging. Daran erinnert die „New York Times“. Zweitens wirkten Passagen des Dialogs, als seien sie nicht dem wahren Leben entnommen. Als Oswald Ruby laut Transkript vorschlägt, Kennedy zu ermorden, antwortet Ruby: „Das wäre aber nicht patriotisch.“ Drittens fand sich im Safe der Vertrag für ein Filmprojekt, unterschrieben vom früheren Staatsanwalt Wade. Ein solcher Film kam nie zustande. Die Gründe sind nicht bekannt.

Auch der Streit, ob Oswald und Ruby sich kannten, ist ein zentraler Punkt der Verschwörungstheorien. Carroll Jarnagin, ein Staatsanwalt in Dallas mit Alkoholproblemen, hatte behauptet, er habe Rubys Nachtclub „The Carousel“ mit einer Stripperin besucht. Sie hätten Oswald und Ruby dort zusammen gesehen und ihre Verabredung zum Mord an Kennedy belauscht. Diese Darstellung wurde von den Behörden und der Warren-Kommission als unglaubwürdig verworfen. Die Funde in Wades Dienstsafe befeuern die Spekulationen nun erneut.

Craig Watkins, der Finder, markiert einen Generations- und Stilwechsel. Er ist der erste schwarze Bezirksstaatsanwalt in ganz Texas. Er stellte die Unterlagen, wie er sagt, sofort nach deren Entdeckung auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor, um Verdächtigungen der Geheimniskrämerei entgegenzutreten, die bisher alle Untersuchungen des Kennedy-Mordes begleitet hatten. „Die Informationen sind zu bedeutend, als dass wir sie für uns behalten durften“, begründete er, warum er an die Öffentlichkeit ging, bevor Spezialisten die Authentizität der Fundstücke untersuchen konnten.

Experten für den Kennedy-Mord wie Max Holland oder Gerald Posener loben die Entscheidung, fügen aber hinzu, das werde die Verschwörungstheorien nicht stoppen. Die einen fragten, warum die Unterlagen so lange geheim blieben. Andere sagten, wenn die Unterlagen keine neuen Erkenntnisse bringen, belege das nur, dass die wichtigen Beweise längst vernichtet worden seien. Die Funde sollen einem Museum übergeben werden.

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