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Moskau: 40 Lesben und Schwule festgenommen

Alles lief ungefähr so, wie es von allen Seiten angekündigt worden war. Bei der Kundgebung von Lesben und Schwulen vor dem Eurovision Song Contest in Moskau hat die russische Polizei alle 40 Demonstranten festgenommen.

Teilweise im Würgegriff zwangen die Sicherheitskräfte die Teilnehmer der nicht genehmigten Kundgebung vor der Lomonossow-Universität am Samstag in Busse und einen vergitterten Gefangenenwagen. „Wir sind friedliche Menschen und wollen so leben wie andere auch“, rief eine Frau bei ihrer Festnahme. Auch ein US-Bürger sowie ein Brite wurden nach Angaben der Deutschen Presseagentur dpa abgeführt. Im Gegensatz zu früheren Homosexuellen-Kundgebungen wurde offenbar niemand verletzt.

Der Eurovision Song Contest (ESC) hat eine große Fangemeinde unter Schwulen und Lesben. Es gehört zur Tradition des Wettbewerbs, dass am Austragungsort Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit feiern.

Bei der Kundgebung hatten Demonstranten Plakate entrollt, auf denen die Einhaltung der Menschenrechte für Schwule und Lesben gefordert wurde. Mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten der Spezialeinheit OMON machten regelrecht Jagd auf die Männer und Frauen. Zuvor hatten bereits russische Extremisten gedroht, am Finaltag Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit anzugreifen.

Der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, bezeichnete das Vorgehen der Polizei gegen die friedlichen Demonstranten als Skandal. „Alle Eurovisionsteilnehmer und die übertragenden Fernsehanstalten sind aufgerufen, jetzt ihren Protest zum Ausdruck zu bringen“, sagte der Grünen-Politiker. Beck war 2006 in Moskau bei einer verbotenen Parade zum internationalen Christopher-Street-Day von einem Extremisten mit einem Faustschlag im Gesicht verletzt worden.

Bei der Kundgebung vor der Universität wurde auch der Vorsitzende des russischen Homosexuellen-Verbands, Nikolai Alexejew, an Händen und Füßen in ein Polizei-Fahrzeug gezerrt. „Wann, wenn nicht jetzt zum ESC, sollen wir auf unsere schlimme Lage aufmerksam machen, auf Ausgrenzung, Behördenwillkür und Gewalt“, hatte Alexejew der dpa im Vorfeld der Kundgebung gesagt.

In der russischen Gesellschaft wird das Zurschaustellen von Homosexualität als unmoralisch und verwerflich verurteilt. Auch innerhalb der Schwulen- und Lesbenszene des Landes besteht wenig Bereitschaft zum öffentlichen Auftritt.    Zahlreiche Fernsehteams beobachteten die Auflösung der Demonstration. Die Polizei versuchte, die Medien mit Gewalt vom Ort der Auseinandersetzung zu vertreiben.    Die Moskauer Stadtverwaltung bestätigte die Festnahme von 40 Aktivisten und lobte die Vorgehensweise der Einsatzkräfte. „Die Moskauer Polizei hat angemessen und im Rahmen des Gesetzes gehandelt.“ Moskaus populistischer Bürgermeister Juri Luschkow hatte frühere Kundgebungen von Schwulen und Lesben als „satanische Handlungen“ bezeichnet. Luschkow weiß bei seinen Tiraden den größten Teil der Bevölkerung auf seiner Seite. mit dpa

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