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Panorama: Moskauer Fernsehturm: Ein Symbol ist gefallen

Polizisten halten noch immer Wacht am ausgebrannten Moskauer Fernsehturm. Das Areal ist weiträumig abgesperrt.

Polizisten halten noch immer Wacht am ausgebrannten Moskauer Fernsehturm. Das Areal ist weiträumig abgesperrt. Der Autoverkehr wird umgeleitet und selbst Journalisten mit Presseausweis können nicht bis zur Unglücksstelle vordringen.

Während Feuerwehrleute ihre Arbeit am Dienstag beendeten, begann eine Debatte über Abriss oder Renovierung des Prestige-Bauwerks. Informationsminister Michail Lessin sagte, das Moskauer Wahrzeichen solle vollständig renoviert werden. Ingenieure hätten bezüglich der Einsturzgefahr Entwarnung gegeben. Der Leiter der Moskauer Feuerwehr sagte dagegen, ein Einsturz sei "theoretisch möglich".

Als Symbol des Fortschritts ist der Fernsehturm durch den Brand allerdings längst gefallen.

Nach einem Bericht des Innenministeriums hatte der Bau seit seiner Errichtung 1967 schwere Sicherheitsmängel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb wegen Fahrlässigkeit. Der Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow, sagte Russland weitere "technische Katastrophen" voraus. Laut Nachrichtenagentur ITAR-TASS kritisierte er, in den vergangenen zehn Jahren sei kein Geld in die Renovierung der Infrastruktur geflossen.

Lessin kündigte vor der Presse an, der 537 Meter hohe Sendeturm werde nach der Renovierung wieder vollständig für alle Übertragungsdienste zur Verfügung stehen. "Es gibt keine Probleme mit dem Turm", sagte er. In drei bis fünf Tagen sei die Arbeit getan. Gleichzeitig gab er zu, das Feuer habe Russland "Hunderte Millionen Dollar" gekostet.

Der Fernsehturm sei trotz des mehr als 24-stündigen Brandes nicht einsturzgefährdet, hieß es nach der Inspektion des Bauwerks durch Fachleute und der Sitzung einer Untersuchungskommission. Die Stabilität sei nicht bedroht, sagte Lessin. Der technische Zustand des Turms "ist absolut sicher", zitierte ihn Interfax.

Auch der Minister für Katastrophenschutz, Sergej Schoigu, betonte, die Stahlbeton-Konstruktion des Turms habe dem Feuer standgehalten und sei nicht verformt. Möglicherweise sollten die weiträumigen Absperrungen rings um den Turm bald aufgehoben werden. Der Leiter des Staatskomitees für Bauwesen, Anwar Schamusafarow, inspizierte am Dienstag das weitgehend ausgebrannten Bauwerk und sprach sich für eine Renovierung aus.

Experten des Staatskomitees für Bauwesen hatten zunächst einen Abriss des gesamten Turms für wahrscheinlich gehalten. Fast alle 180 Stahlseile, die die Betonkonstruktion im Inneren sicherten, seien zerstört, hieß es. Einer der verantwortlichen Bauingenieure des 1967 fertig gestellten Fernsehturms empfahl, zumindest die etwa 150 Meter lange Stahlspitze abzubauen.

Ursache des Brandes war nach vorläufigen Erkenntnissen ein Kurzschluss in einem Sendeverstärker. Tschetschenische Rebellen stellten im Internet den Brand als einen in ihrem Auftrag verübten Anschlag dar. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte indessen mitgeteilt, es gebe keine Anzeichen für Brandstiftung.

Unter schwierigsten Bedingungen bargen Rettungsmannschaften bislang drei verstümmelte Leichen aus einem abgestürzten und zertrümmerten Aufzug. Zuvor waren die Behörden von vier Toten in dem aus mehr als 200 Meter Höhe abgestürzten Schnelllift ausgegangen.

Bis Dienstag seien aus dem Lift die verstümmelten Leichen eines Feuerwehrmannes, einer Fahrstuhlführerin und eines Installateurs geborgen worden, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass. Die Bergungskräfte vermuteten keine weiteren Toten in der Kabine. Mit Schweißgeräten räumten die Feuerwehrleute Metalltrümmer, Aufzugseile und herabgestürzte Gegengewichte zur Seite, um die Leichen bergen zu können.

Der bis zur Unkenntlichkeit zerfetzte Leichnam des Feuerwehrmannes konnte nur anhand seines Funkgeräts identifiziert werden. Die Liftführerin hatte nach russischen Zeitungsberichten erst zwei Tage vor dem verheerenden Brand geheiratet.

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