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Fanggut. Plastiktüten in großer Zahl verschmutzen das Meer und gefährden die Meerestiere.

© Foto. dapd

Müll: Die Ostsee: Ein Meer von Plastik

Fischer fahren aus und finden Müll in den Netzen. Vor allem entlang der stark befahrenen Routen sind die Gewässer verschmutzt. Jetzt wird ermittelt, wie viel Plastik in der Ostsee treibt.

Einen Lenkdrachen hat er geborgen, eine Regenjacke, einen Farbeimer und jede Menge Plastiktüten; nicht unbedingt die natürlichen Bewohner der Ostsee. Fischer Gunnar Gerth-Hannsen hat sie dort trotzdem herausgezogen auf seinen Fahrten von Burgstaaken aus. Wenn der Fehmarner seine Netze einholt, findet er immer wieder solchen oder anderen Müll darin, insbesondere aus Plastik. Den Müll hat er zuletzt einen Monat lang gesammelt. Und etwa einen Kubikmeter zusammenbekommen.

In der Nordsee landen jährlich etwa 20 000 Tonnen Abfall. Wie viel es in der Ostsee sind, darüber gibt es noch keine Zahlen. Mit einem Pilotprojekt wollen der Naturschutzbund (Nabu) und das Duale System Deutschland (DSD) in Zusammenarbeit mit den Fischereigenossenschaften Fehmarn und Heiligenhafen das Müllaufkommen in dem Binnenmeer ermitteln.

Im Rahmen von „Fishing for Litter“ sammeln 15 Schiffe den Müll, den sie beim Fischen mitfangen, beschreibt Kim Detloff, Referent für Meeresschutz beim Nabu, das Projekt. Entscheidend sei, dass die Fischer „nicht als Müllautos auf dem Meer“ rausfahren. Sie sammeln nur den Abfall, den sie sowieso in ihren Netzen finden. In den Häfen Burgstaaken und Heiligenhafen stellt der örtliche Entsorger Müllcontainer bereit. Wenn die voll sind, kommt das DSD zum Einsatz: Es sortiert die Abfälle, ermittelt die Mengen und analysiert, ob sie recyclingfähig sind, wie Sprecher Norbert Völl sagt. „Fishing for Litter“ kommt aus den Niederlanden, wo es seit 2003 in der Nordsee läuft. Auch Schottland und England sind im Rahmen von Kimo, ein Zusammenschluss von Kommunen, der sich dem Schutz der nordeuropäischen Meere widmet, daran beteiligt.

Hauptverursacher des Abfalls sind in einigen Regionen wohl die Schifffahrt und die Fischerei, meint Nabu-Mann Detloff. Vor allem entlang der stark befahrenen Routen seien die Gewässer verschmutzt. Seine Hinterlassenschaften ins Meer zu werfen ist auch nicht grundsätzlich verboten. Laut des Internationalen Übereinkommens zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe, MARPOL, dürfen Abfälle wie Holz, Glas, Metall und Papier in angemessenem Abstand zur Küste im Meer entsorgt werden. Lediglich Plastik muss immer an Bord bleiben.

Viele Kunststoffprodukte landen trotzdem im Meer. An der weltweiten maritimen Verschmutzung verenden dann Vögel, die kleinere Plastikteile mit ihrer natürlichen Nahrung verwechseln. „So verhungern viele Vögel mit vollem Magen oder sterben an inneren Verletzungen“. Auch Fische ernähren sich fälschlicher Weise von Plastik, wenn sie es für Plankton halten. Und Seehunde, Delfine und Schildkröten verfangen sich in den im Meer entsorgten Fischernetzen.

Auch Schifffahrt und Fischerei drohen Schaden, durch kaputte Netze und Schiffsschrauben etwa. Fänge außerdem, die nicht mehr verkauft werden können. Letzteres sieht Benjamin Schmöde, Prokurist der Fischereigenossenschaft auf Fehmarn, aber eher gelassen: „Fangausfälle hatten wir noch nicht.“ Abgeschleppte Schiffe wegen blockierter Schiffsschrauben allerdings schon.

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