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Münchner S-Bahn-Schläger: Weitere Festnahme nach Tötung

Nach der Tötung eines Mannes in einem Münchner S-Bahnhof ist ein dritter Tatverdächtiger gefasst worden. Dieser soll an der vorhergegangenen Auseinandersetzung im Zug beteiligt gewesen sein.

Er wollte helfen und wurde dafür von zwei jugendlichen Schlägern zu Tode geprügelt: Weil ein 50-Jähriger in einer Münchner S-Bahn Jugendliche vor einem Raub schützte, schlugen und traten die zwei Angreifer am Samstag brutal auf ihn ein. Der Geschäftsmann blieb bewusstlos liegen und erlag später seinen schweren Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt nun wegen Mordes gegen die 17 und 18 Jahre alten polizeibekannten Schläger. Sie sitzen in Haft.

Unterdessen ist ein dritter Verdächtiger festgenommen worden. Der 17-Jährige sei zwar offenbar nicht bei dem tödlichen Angriff auf den 50-Jährigen dabei gewesen, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem "Münchner Merkur". Er sei aber an der vorangegangenen Auseinandersetzung im Zug beteiligt gewesen.

Jede Hilfe kam zu spät

Die beiden Schläger hatten am S-Bahnhof Donnersbergerbrücke gemeinsam mit dem weiteren 17-Jährigen eine Gruppe von Jugendlichen angegriffen und Geld von ihnen gefordert. Die 13- bis 15-Jährigen stiegen dann in eine S-Bahn. Während der eine 17-jährige Angreifer zurückblieb, folgten die beiden anderen jungen Männer der Gruppe in die Bahn, drohten erneut und forderten Geld. Dabei ging es nur um kleine Summen, sagte der Chefermittler der Münchner Mordkommission, Markus Kraus, am Sonntag.

Der 50-jährige Fahrgast wurde Zeuge der Drohungen, wollte seine vier jungen Mitfahrer schützen und verständigte per Handy die Polizei. Den vier bedrohten Jugendlichen bot der Mann an, mit ihnen zum S-Bahnhof in Solln zu fahren und gemeinsam mit ihnen auszusteigen. Auf dem Bahnsteig in Solln folgten die beiden Schläger der Gruppe und attackierten den 50-Jährigen. Einen ersten Angriff konnte der Mann noch abwehren, doch dann war er den Schlägen und Tritten der beiden mutmaßlichen Täter wehrlos ausgesetzt. Sie prügelten so massiv auf ihn ein, dass er bewusstlos liegenblieb und später starb.

Die Staatsanwaltschaft München geht davon aus, dass sich die beiden Jugendlichen für den beherzten Einsatz des Mannes rächen wollten. "Seine jungen Begleiter konnten ihm nicht helfen", sagte Kriminalrat Kraus. Die Attacke auf dem Bahnsteig habe sich innerhalb weniger Minuten abgespielt. Die alarmierten Beamten kamen unmittelbar nach der Tat auf den Bahnsteig. Ein Passant versuchte den Mann wiederzubeleben, bis der Notarzt eintraf. Für den 50-Jährigen kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Die mutmaßlichen Täter sind deutsche Staatsbürger. Der 18-Jährige, der zur Tatzeit angetrunken war, ist wegen schwerer Körperverletzung, räuberischer Erpressung und Diebstahls vorbestraft, sagte der Münchner Staatsanwalt Laurent Lafleur am Sonntag. Die beiden Angreifer hatten sich nach der Tat in einem Gebüsch in der Nähe versteckt, wo sie von der Bundespolizei entdeckt und festgenommen wurden. Bei ihren Vernehmungen räumten sie zwar die Auseinandersetzung ein, wollten sich zur Tat selbst aber nicht äußern, erklärte die Polizei.

Politiker fordern härtere Strafen

Bayerische Politiker reagierten schockiert: Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, der Fall sei Anlass, darüber nachzudenken, was bei der Kriminalitätsbekämpfung verbessert werden könne. Opferschutz müsse immer vor Täterschutz gehen. Justizministerin Beate Merk (CSU) erklärte: "Wir werden diese Straftat mit aller Härte des Gesetzes verfolgen." Das Opfer habe den Kindern vorbildlich geholfen, betonte sie. "Besser hätte man es nicht machen können." 

Bayerns Innenminister Herrmann fordert wie Justizministerin Merk, das Erwachsenenstrafrecht im Regelfall auch auf 18- bis 21-Jährige anzuwenden sowie die Höchststrafe für schwerste Straftaten wie Mord und Mordversuch im Jugendstrafrecht von zehn auf 15 Jahre zu erhöhen. Die Berliner Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) entgegnete, eine Verschärfung des Jugendstrafrechts bringe "nichts". Wichtig sei es vielmehr, gemeinsam mit Jugendämtern, Polizei und freien Trägern auf Gewaltvermeidung zu setzen.

In der Münchner U-Bahn hatte es in der Vergangenheit wiederholt Übergriffe auf Fahrgäste gegeben. Ende 2007 war ein Rentner von zwei Jugendlichen lebensgefährlich zusammengeschlagen worden, weil er sie auf das Rauchverbot in der U-Bahn aufmerksam gemacht hatte. Im vergangenen Dezember hatten sechs Jugendliche einen 24 Jahre alten Mann und seinen drei Jahre jüngeren Bruder brutal niedergeschlagen und schwer verletzt. (ck/dpa/AFP)

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