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Münster: Herzchirurgin wegen Affäre um angebliche Kunstfehler angeklagt

Monatelang wurde gegen Mediziner der Uniklinik Münster wegen angeblicher tödlicher Operationsfehler ermittelt - jetzt hat die Staatsanwaltschaft gegen eine Herzchirurgin und deren Lebensgefährten unter anderem wegen Verleumdung Anklage erhoben.

Die Staatsanwaltschaft Münster hat im Zusammenhang mit angeblichen Behandlungsfehlern in der Herz-Thorax-Chirurgie des Universitätsklinikums Anklage wegen Verleumdung gegen eine ehemalige Herzchirurgin der Klinik und deren Lebensgefährten erhoben. Der Medizinerin werde vorgeworfen, gemeinsam mit ihrem Freund anonyme Schreiben versandt zu haben, in denen sie dem Klinikum angebliche Fehler vorwarfen, die zum Tod von 13 Patienten geführt haben sollen, teilte die Behörde am Montag mit. Die Briefe wurden an die Generalstaatsanwaltschaft in Hamm, Angehörige von verstorbenen Patienten und Journalisten geschickt.

Durch die Vorwürfe sollte der Leiter der Herz-Thorax-Chirurgie nach Angaben der Staatsanwaltschaft diskreditiert und aus seinem Amt entfernt werden. Anschließend sollte die Medizinerin seinen Posten übernehmen. Dieser Plan schlug jedoch fehl, weil der Abteilung keine Fehler nachgewiesen werden konnten. Vielmehr stellte die Staatsanwaltschaft im November 2008 die Ermittlungen ein. Die Herzchirurgin wurde freigestellt und wechselte an das Herzzentrum Duisburg.

Mann schützt vermutlich seine Frau

Die Medizinerin und ihr Lebensgefährte müssen sich nun demnächst unter anderem wegen Verstoßes gegen das Bundes- und Landesdatenschutzgesetz, falscher Verdächtigung, Verleumdung sowie versuchter Nötigung vor Gericht verantworten. Der Lebensgefährte hat den Angaben zufolge die Tat bereits gestanden, jedoch erklärt, dass er die Briefe allein und ohne Beteiligung seiner Partnerin geschrieben und abgeschickt habe. Die Staatsanwaltschaft sieht darin allerdings eine Schutzbehauptung, um die derzeitige Stellung der Medizinerin nicht zu gefährden.

Das Uni-Klinikum Münster will nun in einem Zivilprozess Schadensersatzforderungen geltend machen. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden des Klinikums, Norbert Roeder, haben die erhobenen Vorwürfe zu einem zeitweiligen Rückgang der Patientenzahlen und finanziellen Einbußen von rund fünf Millionen Euro geführt. (nal/ddp/dpa)

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