zum Hauptinhalt
Pia Douwes

© Barbara Braun

Musical: Pia Douwes - die wahre Sissi

Diesen Augen kann man kaum entgehen: Pia Douwes spielt Elisabeth - Sontagabend ist große Premiere von Harry Kupfers Musical-Inszenierung.

Seit Wochen prangen sie von Plakatwänden in ganz Berlin. Durchdringend, stechend, kühl wie Edelsteine, dazu ein schmaler, gerader Mund, der keinen Widerspruch zuzulassen scheint. Das Bild von Pia Douwes als Kaiserin Elisabeth vermittelt vor allem eines: Ernst. Nichts könnte weiter entfernt sein von dem Kindchenschema der Sissi, die in Gestalt der jugendlichen Romy Schneider bis heute in den Köpfen der Deutschen spukt. Doch was Pia Douwes hier verkörpert, dürfte der historischen Wahrheit wesentlich näher kommen als alle Sissi-Filme.

Das Leben der Elisabeth von Österreich war nicht eitel Sonnenschein, die Kaiserin war unglücklich in ihrer Rolle, vernachlässigte ihre Familie, verausgabte sich auf rast- und sinnlosen Reisen und wurde schließlich, mehr aus Zufall, von einem italienischen Anarchisten ermordet. Michael Kunze (Buch) und Sylvester Levay (Musik) haben, als sie 1992 das Musical „Elisabeth“ schrieben, den Charakter entsprechend dunkel und zerrissen angelegt. Schon damals hieß die Hauptdarstellerin Pia Douwes. Es war für sie der Durchbruch zur ganz großen Musical-Karriere.

1964 in Amsterdam geboren, war früh klar, dass Pia Douwes fürs Musical bestimmt war. Als 19-Jährige wollte sie tanzen, ging alleine nach London, suchte eine Schule und fand sie in den Gelben Seiten. Sie tanzte mit verstauchtem Fuß vor – und wurde genommen. Über Nebenrollen im „Little Shop Of Horrors“ und „Cats“ arbeitete sie sich zu der Rolle vor, die bis heute ihre Karriere definieren sollte.

Als Elisabeth feierte sie in Harry Kupfers Aufführung im Theater an der Wien große Erfolge – und an ihrer Seite Uwe Kröger als Tod, der mit diesem Musical ebenfalls seine große Karriere startete. Die Wiener waren ganz vernarrt in das Stück, es lief dort neun Jahre, obwohl es gerade nicht den gängigen Sissi-Klischees entspricht.

Ob es mit dem Hang zum Morbiden zu tun hat, den man den Wienern nachsagt? Denn der Tod als eigene Figur, und noch dazu als Liebhaber, prägt das Musical ja ganz wesentlich. Allerdings wurde „Elisabeth“ auch andernorts ein Kassenschlager, vor allem in Japan, und damit zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Musicals aller Zeiten.

Als sich Pia Douwes 2002 vorerst von der Rolle verabschiedete, hatte sie die Elisabeth über 900-mal gespielt. Andere Figuren lockten, darunter die Eva Perón in „Evita“ – wieder eine Herrscherin – und Rollen in „Chicago“, „Die drei Musketiere“ und „Cabaret“.

Doch offensichtlich ist ihr die österreichische Kaiserin ans Herz gewachsen. Wenn Harry Kupfer heute Abend im Theater des Westens seine Neuinszenierung von „Elisabeth“ präsentiert, wird sie wieder auf der Bühne stehen und sich entscheiden müssen zwischen ihrem Gatten Franz Joseph und den Verlockungen des Todes.

Theaterblut hat sie ja, immerhin ist sie eine ferne Verwandte von Doris Day. Und wenn sie nicht gerade singt und spielt, dann ist sie Jurymitglied in diversen Shows im niederländischen und deutschen Fernsehen, in denen neue Musicalsänger gecastet werden.

Damit die ihre Karriere nicht wie sie über die Gelben Seiten beginnen müssen.

„Elisabeth. Die wahre Geschichte der Sissi“, Theater des Westens, bis 28. September täglich dienstags bis sonntags.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false