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Mysteriöse Geldscheine: Rund 1500 "brüchige" Banknoten aufgetaucht

Es klingt wie ein Aprilscherz. In Deutschland sind Euro-Scheine im Umlauf, die auf mysteriöse Weise zerbröseln. Der Grund: Das Geld wurde mit einer bislang unbekannten Chemikalie getränkt.

Berlin - Seit der erste "brüchige" Zwanziger Ende Juni bei der Berliner Landesbank aufgetaucht ist, wurde nach Angaben der Polizei "aus dem Einzelfall eine ganze Lawine". Rund 1500 in mehrere Teile zerfallene Banknoten wurden sichergestellt, wie ein Sprecher der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main sagte. Die Scheine im Wert von fünf bis 100 Euro seien vor allem in Nord- und Ostdeutschland entdeckt worden. In einigen Fällen wurden diese in Filialen der Bundesbank bemerkt. Das Bundesinnenministerium stellte derweil klar, dass es sich nicht um Falschgeld handele.

Spezialisten der Landeskriminalämter (LKA) in Berlin und in Rheinland-Pfalz haben festgestellt, dass es sich in allen Fällen nicht um Produktionsfehler beispielsweise in einer Papierfabrik oder der Bundesdruckerei handelt. Die "Brüchigkeit" müsse vielmehr durch das Einwirken von Chemikalien, wie sie in Industriereinigern vorkommen, entstanden sein.

Das BKA ist eingeschaltet

"Ob es sich um ein unbeabsichtigtes Verschütten der Chemikalie handelt oder eine bewusste Manipulation, ist bislang nicht geklärt", sagte der Sprecher. Das Bundeskriminalamt (BKA) sei eingeschaltet worden.

Wer hinter diesem fast unglaublich klingenden Fall steckt, ist bisher völlig unklar. Im hauptstädtischen LKA laufen die Ermittlungen zusammen. Ein Polizeisprecher sagte: "Eine Straftat kann nicht ausgeschlossen werden." Derzeit liege jedoch kein Erpresserbrief vor. Auch ein Unfall beim Transport der Banknoten von der Bundesdruckerei zu den Banken sei als Ursache möglich.

Mindestens 17 Städte betroffen

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, die technischen Untersuchungen liefen. "Es fällt auf, dass bestimmte Bankautomaten Herkunft der Scheine sind", betonte er. Er gehe davon aus, dass die Zahl dieser Banknoten noch zunehmen werde. Derzeit würden Automaten kontrolliert und ausgetauscht.

Seit August tauchten immer mehr "gebrochene Noten", wie die zerstörten Scheine offiziell genannt werden, auf. Laut "Bild"-Zeitung soll es sich hauptsächlich um 50-Euro-Scheine handeln. Insgesamt sollen mittlerweile mindestens 17 Städte betroffen sein. Dem Blatt zufolge handelt es sich um Berlin, Potsdam, Karlsruhe, Würzburg, Frankfurt (Oder), Magdeburg, Kiel, Bad Mergentheim, Düsseldorf, Gießen, München, Cottbus, Rostock, Leipzig, Erfurt, Koblenz und Freiburg.

LKA Berlin: Gesundheitsgefährdung "unwahrscheinlich"

Chemiker vermuten laut Zeitung, dass die Scheine mit einem Sulfatsalz gepudert sind, das sich in Verbindung mit Feuchtigkeit, zum Beispiel durch Handschweiß, zu Schwefelsäure entwickele. Für diese Annahme spreche, dass sich die Scheine erst nach einiger Zeit auflösen.

Nach Einschätzung des LKA Berlin ist eine Gesundheitsgefährdung "beim normalen Umgang mit solchen Banknoten unwahrscheinlich". Die Wahrscheinlichkeit jedoch, eine solche Banknote beim Einkauf zu erhalten, ist Experten zufolge angesichts von etwa fünf Milliarden in Deutschland im Umlauf befindlichen Geldscheinen sehr gering. Wer solche verdächtigen Banknoten erhalte, solle diese in einen Umschlag packen und umtauschen, erklärte ein Bundesbanksprecher. (tso/ddp)

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