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Gut eingelegt. Auf dem Dachboden einer Diepholzer Wohnung wurde eine Mumie gefunden. Die Knochen sind wohl über 2000 Jahre alt. Die Bandagen jedoch frisch. Die Staatsanwaltschaft bemüht sich um Aufklärung. Foto: dpa

© dpa

Mythos des Mischwesens: Rätselraten um die Diepholzer Mumie

In Diepholz gibt eine bandagierte Leiche Rätsel auf: Ist sie aus dem alten Ägypten? Fiel sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer? Oder war es gar ein übernatürliches Wesen? Erich von Däniken schafft Abhilfe.

Berlin - Die Mumie lebt. Immer wieder auf’s Neue. Das war 1932 so, als Gruselgröße Boris Karloff im US-Horrorfilm „Die Mumie“ eben jene mit Bandagen und Stieraugen verkörperte. Und das ist auch so, wenn heutzutage ein Langzeit-Leichnam entdeckt wird.

Jüngst geschah das im niedersächsischen Diepholz. Anfang August war zufällig ein Sarkophag entdeckt worden, der eine Mumie beherbergte. Der zehn Jahre alte Sohn von Zahnarzt Lutz Wolfgang Kettler fand ihn auf dem Dachboden im Haus der Großeltern in Diepholz.

Und nun wird ihr viel zugeschrieben: Ein Gewaltopfer sei sie, oder eine tatsächliche Mumie, ein mythologisches Wesen gar. Die Bandagen der Mumie sind nach ersten Untersuchungen aus dem 20. Jahrhundert. Die Staatsanwaltschaft von Verden wurde eingeschaltet. In der Hamburger Gerichtsmedizin sollte geprüft werden, ob der Leichnam aus jüngerer Zeit stammt und der einbalsamierte Mensch möglicherweise einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. „Nach ersten Untersuchungen gibt es Hinweise, dass die Mumie 2000 Jahre alt ist“, sagte Staatsanwalt Lutz Gaebel am Mittwoch. Um ganz sicher zu sein, werde aber weiter untersucht. „Wenn die Ergebnisse dann so vorliegen, wie wir erwarten, ist es kein Fall mehr für die Justiz“, sagte Gaebel.

Daher habe die Polizei auch noch keine Ermittlungen aufgenommen. „Wir warten ab, bis wir wissen, wie alt die Knochen sind. Wenn sie mehrere hundert Jahre alt sind, wird nicht ermittelt“, sagt Polizeisprecher Frank Bavendiek. Was er jedoch schon sicher sagen kann: Erste Röntgenaufnahmen haben gezeigt, dass unter den Bandagen ein menschlicher Schädel wartet.

Was hätte auch sonst drunter sein sollen? Ein „Mischwesen“, mutmaßte die „Bild“-Zeitung gestern und zitierte den Schriftsteller Erich von Däniken. Däniken wurde mit Büchern berühmt, in denen er mythologische Geschichten aus Altägypten und Mexiko mit dem Glauben an Außerirdische in Verbindung setzt. Seine Theorie: Fremde Wesen haben vor mehreren tausend Jahren die Erde besucht, Skulpturen vergangener Hochkulturen zeugen davon. Wissenschaftler halten die Ideen des Hobby-Ägyptologen für konstruiert und verweisen stattdessen auf das Feld der Mythologie.

„Aber es gibt genügend Aufzeichnungen alter Gelehrter“, sagt Däniken dem Tagesspiegel. So habe schon der ägyptische Chronist Manethot um 400 vor Christus von seltsamen Mischwesen berichtet. Geflügelte Menschen seien das gewesen oder Löwen mit Menschenköpfen, die Sphingen. Aber, so gibt Däniken zu, Manetoth habe auch geschrieben, dass diese Wesen die Erde bereits vor über elftausend Jahren wieder verlassen haben. Wenn nun die Mumie aus Diepholz nur 2000 Jahre alt war, Dänikens Mischwesen aber in der Summe vor mehr als 13 000 Jahren durchs alte Ägypten wandelten – dann „kann unsere Mumie wohl doch nur ein Mensch sein“.

Fast sicher ist, dass die Mumie aus Nordafrika stammt. Der Großvater des zehnjährigen Mumienentdeckers war in den 1950er Jahren dort und hatte einige Sachen mitgebracht. Jahrzehntelang lagerten sie auf dem Dachboden. Lutz Kettler, Sohn des Souvenirjägers, hat nach eigenen Angaben mit seinem Vater nie darüber gesprochen. Und ist noch ein wenig skeptisch: „Aber wenn es sich tatsächlich bewahrheiten sollte, dass die Mumie tausende Jahre alt ist, wäre das sensationell.“ Bis dahin bleibt die Mumie – oder ihr Rätselraten um sie – höchst lebendig.

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