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Panorama: "Mythos Diana": Die spektakuläre Ringvorlesung der Freien Universität ist als Buch erschienen

Zwei Jahre ist es her, dass die Freie Universität die wohl erfolgreichste Lehrveranstaltung ihrer Geschichte abgehalten hat: eine Ringvorlesung, die ein weltweites Medienecho auslöste. Nur zwei Monate nach dem Unfalltod der Prinzessin von Wales widmete sich ein interdiszipinärer Kreis von Wissenschaftlern dem "Mythos Diana".

Zwei Jahre ist es her, dass die Freie Universität die wohl erfolgreichste Lehrveranstaltung ihrer Geschichte abgehalten hat: eine Ringvorlesung, die ein weltweites Medienecho auslöste. Nur zwei Monate nach dem Unfalltod der Prinzessin von Wales widmete sich ein interdiszipinärer Kreis von Wissenschaftlern dem "Mythos Diana". Die Schnelligkeit, mit der der Vorfall und sein Nachhall Eingang in einen akademischen Diskurs fanden, war ein Novum.

Dem oftmals als schwerfällig verschrienen Wissenschaftsbetrieb wurde die hier bewiesene Flexibilität im Umgang mit dem Zeitgeschehen hoch angerechnet. Fernsehkameras und Mikrofone aus Tokio und New York, Buenos Aires und Belgrad - und selbstverständlich vor allem auch aus London - wurden auf den überlaufenen Hörsaal gerichtet. Die damals gehaltenen Vorlesungen sind nun als Buch erschienen.

Der Vorsprung, den die FU seinerzeit in der Auseinandersetzung mit dem Phänomen Diana hatte, ist in der Zwischenzeit freilich längst geschwunden. Fraglich ist nun, ob die Initiatorinnen des Projektes, die Wissenschaftlerinnen Sigrid Koch-Baumgarten und Sabine Berghahn, mit dem Buch an den Erfolg der Vorlesungsreihe anknüpfen können. Ihr Anliegen, wie es in der begleitenden Pressemitteilung heißt, ist in den zwei Jahren "das gleiche geblieben", und so umweht die Publikation nun genau jener etwas weltferne Geist, dessen Entstaubung seinerzeit so erfolgreich war. Die Aktualität und Direktheit der Auseinandersetzung stellte damals die eigentlich Attraktion des Projektes dar; das Wesentliche - die einzelnen wissenschaftlichen Beiträge - rückten dabei etwas in den Hintergrund. Der Veranstaltung wurde verschiedentlich auch der Vorwurf der Anbiederung des Wissenschaftsbetriebes an die Populärkultur gemacht. Jene Kritiker, die seinerzeit einen Verlust der universitären Seriösität befürchteten, sind möglicherweise durch die nun vorliegende Publikation besänftigt.

Jene allerdings, die sich von dem Buch eine zeitnahe und weitergehende Auseinandersetzung mit dem Mythos Diana erhoffen, werden vielleicht ein wenig enttäuscht. Die meisten Erkenntnisse sind inzwischen bekannt und hinreichend diskutiert worden; das nach zwei Jahren nicht mehr ganz so starke Interesse an Diana vermag das Buch nicht neu zu wecken. Der Qualität einzelner Beiträge zum Trotz scheitert das Buch vor allem an seinem selbstgesteckten Ziel, eine kritische Auseinandersetzung mit den medialen Aspekten des Falles Diana zu liefern. Die Erkenntnisse sind durchweg auf dem Stand von vor zwei Jahren.

Gleichwohl hat das Buch bleibende Erkenntnisse festgehalten, die unabhängig von der Aktualität Bedeutung haben. Davon zeugen herborragende Beiträge wie der von Rebekka Habermas, die die Selbstinszenierung Dianas mit dem Marienkult vergleicht, oder der von Birgit Sauer, die den Umbruch traditioneller Gefühlsarrangements bei den Trauerfeierlichkeiten analysiert. Spannend bleibt auch die Dekonstruktion der "Herzenskönigin" aus der Sicht der Psychoanalyse von Angelika Ebrecht.

Dekonstruktion hin oder her: Die kollektive Sehnsucht muss nicht nur als Problem gesehen werden. Sie bewirkte schließlich eine Reform der Monarchie.Sabine Berghahn, Sigrid Hoch-Baumgarten (Hg.), "Mythos Diana", Psychosozial-Verlag, Gießen.

Viola Lesep

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