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Panorama: Nach dem großen Schnee

Die Niederschläge haben nachgelassen. Aber die Schneemassen machen den Bayern noch schwer zu schaffen

Passau - Die Lage in den bayerischen Krisengebieten bleibt weiterhin ernst, obwohl die Schneefälle am Samstag nachgelassen haben. Rund 6000 Helfer waren in Bayern im Einsatz, um einsturzgefährdete Dächer von der Schneelast zu befreien oder zugeschneite Straßen zu räumen. Ein Mann stürzte beim Versuch, eine Produktionshalle in Weißenstadt vom Schnee zu räumen, vier Meter tief und wurde schwer verletzt.

Weil Gefahrguttransporter die Straßen nicht passieren dürfen, gingen an mehreren Tankstellen die Treibstoffvorräte zu Ende. „Diesel ist bei uns fast völlig aus, und was wir noch haben, ist für die Einsatzkräfte reserviert“, sagte Carola Heiden, Tankstellenbetreiberin in Freyung. „Shell hat uns informiert, dass wir auch das ganze Wochenende keine Lieferung mehr bekommen werden.“ Der Landkreis Regen erteilte Ausnahmegenehmigungen für Gefahrenguttransporter, die hinter einem Schneepflug in einem Konvoi fahren, um die Tankstellen zu erreichen.

„Es gibt eine leichte Entspannung, die Kräfte werden mit Sicherheit noch übers Wochenende gebunden sein“, sagte ein Sprecher des Krisenstabes in Passau. In sechs Landkreisen herrschte Samstagnachmittag noch Katastrophenalarm. „In Lalling im südlichen bayerischen Wald fielen seit Dienstag 14 Zentimeter Wasser als Schnee vom Himmel, dies entspricht etwa 1,7 Metern Neuschnee“, sagte der Meteorologe Michael Hofstätter vom Wetterdienst Meteomedia.

Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) fuhr nach Passau, um sich ein Bild von der Lage zu machen. „Besser kann Katastrophenschutz nicht funktionieren“, bedankte er sich bei den Helfern. Er rechnete mit Schäden in Millionenhöhe. Ministerpräsident Edmund Stoiber und Innenminister Günther Beckstein besuchten die betroffenen Gebiete und kündigten in Deggendorf Finanzhilfen für die betroffenen Landkreise an.

Vielerorts traf inzwischen Hilfe aus anderen Bundesländern ein. Hessen und Thüringen schickten schwere Schneefräsen nach Bayern. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport sandte sechs Fahrzeuge und acht Mitarbeiter in das Katastrophengebiet.

Hauptproblem waren weiterhin teilweise meterhohe, tonnenschwere Schneeschichten auf einsturzgefährdeten Dächern. „Der neue Schnee drückt auf die unteren Schichten und pappt sie immer fester zusammen“, erläuterte Michael Bauer vom Deutschen Wetterdienst den so genannten „Gletschereffekt“. Wenn der Schnee tagsüber antaut und bei Nachtfrost nochmals dichter wird, verschärft sich das Problem: „Was bei den Gletschern in Jahrtausenden passiert, kann im kleinen Maßstab auch auf den Dächern vorkommen.“ Die Schneemasse verklumpt zu festem Eis. Sie ist dann mit einfachen Werkzeugen kaum noch zu entfernen. Und eine Schneehöhe von 1,5 Metern Schnee drückt auf jedem Quadratmeter mit dem Gewicht eines ganzen Autos auf die Dächer: Diesem Gewicht halten viele Bauten nicht stand.

In Sachsen und Hessen freute man sich vor allem über die angenehmen Seiten des Winters: Die Skigebiete bieten beste Bedingungen. Auf der Wasserkuppe in der Rhön kämpfen am Wochenende Snowkiter um den deutschen Meistertitel. dpa/Tsp

Durch den so genannten Gletschereffekt hat sich auf vielen Hausdächern in den letzten Wochen eine tonnenschwere Schneelast

gebildet. Der Schnee verliert immer mehr an Luft und wird zu hartem Eis – das immer schwerer zu entfernen ist.

Deshalb erfordert die Räumung inzwischen schweres Gerät – oder zumindest extrem viel Körperkraft . Tsp

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