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Zeichen der Trauer: Ehemann Radu arrangiert den Schleier von Margarita kurz vor der Beerdigung ihrer Mutter Anna im August 2016.

© Bogdan Christel/dpa

Nach dem Tod von Michael I.: Margarita, eine rumänische Königin ohne Reich

Sie wäre in der Reihenfolge des Königshauses die Nächste. Doch Margarita wird in Rumänien zwar Königin genannt werden dürfen - aber kein Reich regieren.

Dem Ende folgt auch in Königskreisen gemeinhin der Neuanfang. „Der König ist tot, es lebe der König!“, lautet seit Jahrhunderten die existenzsichernde Parole der europäischen Dynastien. Für Rumäniens Königshaus habe eine „neue Zeit“ begonnen, ließ nach dem Ableben von Rumäniens letztem König Michael I. am Dienstag denn auch dessen Nachfolgerin und älteste Tochter Prinzessin Margarita in einer Erklärung verbreiten: Von ihrem Vater inspiriert werde sie dessen „Arbeit fortsetzen und unsere Mission gegenüber dem rumänischen Volk erfüllen“.

Doch obwohl die Juniorchefin von Rumäniens Königshaus bereits 67Lenze zählt und dessen Geschäfte schon seit zwei Jahren kommissarisch führt, kann sich die in der Schweiz geborene und lebende Margarita von Rumänien auch nach dem Tod ihres 96-jährigen Vaters keinerlei Hoffnung auf eine Thronbesteigung machen: Eine Wiedereinführung der 1947 von den Kommunisten abgeschafften Monarchie steht im Karpatenstaat nicht zur Debatte.

Bis zur Beerdigung darf sie sich "Kronhüterin" nennen

Bis zur Beerdigung ihres Vaters am 16. Dezember darf Margarita den Titel der „Kronhüterin“ tragen. Danach darf sie sich Königin nennen – auch wenn sie über keine Regentengewalten verfügt. Doch ausbildungstechnisch erfüllt sie die Bedingungen für das Staatsfrauengeschäft durchaus. In Edinburgh studierte die in Lausanne geborene Königstochter einst Politik- und Naturwissenschaften – und war dort zeitweise mit dem späteren britischen Premier Gordon Brown liiert.

Zunächst in Großbritannien und später in Rom sollte Margarita für mehrere internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Welternährungsorganisation (FAO) arbeiten. Im Wendejahr 1989 gab sie ihre UN-Karriere auf, um sich in Genf für die von ihrem Vater ins Leben gerufene Hilfsorganisation für die rumänische Heimat zu engagieren. Ihren Vater, der sich im Schweizer Exil seinen Lebensunterhalt mit Geflügelzucht und als Börsenmakler verdient hatte, begleitete sie nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceausescu auch bei seinen ersten Reisen ins turbulente Nachwende-Rumänien: Eher misstrauisch reagierten die postkommunistischen Machthaber auf seine Heimkehr.

Unerwarteter Triumphzug des Exilmonarchen 1992

Genau ein Jahr nach der Hinrichtung von Ceausescu war der Exilkönig erstmals nach 43 Jahren am 25. Dezember 1990 nach Bukarest gereist – und nach wenigen Stunden wieder abgeschoben worden. Über eine Million Menschen jubelten ihm bei seiner zweiten Visite 1992 begeistert zu. Der unerwartete Triumphzug des Exilmonarchen ließ den damaligen Staatschef Ion Iliescu erneute Einreisen verschreckt verbieten.

Erst fünf Jahre später erhielt der Ex-König 1997 die rumänische Staatsbürgerschaft und damit das Aufenthaltsrecht zurück. Das Verhältnis der Republik zu seinem Ex-Regenten sollte sich hernach merklich entspannen. Dem 2001 erhaltenen Wohnrecht im Bukarester Elisabeth-Palast folgte die Rückgabe verstaatlichter Schlösser, Immobilien und Kunstsammlungen. Die derzeitige sozialistische Regierung hat nun gar einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der dem Kopf des Königshauses denselben Status und Privilegien wie Ex-Präsidenten sichern soll.

Auch dieses Königshaus hat schwarze Schafe

Für die Klatschpresse waren bisher weder Michael noch die seit 1996 mit dem Schauspieler Radu Duda verheiratete Margarita sonderlich ergiebig. Doch selbst ein entmachtetes Königshaus kommt kaum ohne schwarze Schafe aus. Bereits 2013 verlor Michaels dritte Tochter Irina den Titel einer Prinzessin wegen Betreibens illegalen Glücksspiels. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie in den USA illegale Hahnenkämpfe organisiert und dabei Alkohol verkauft und wurde deshalb von einem amerikanischen Gericht zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Und wegen eines von ihm nicht anerkannten Kindes verlor Margaritas Neffe, Nicolae Medforth-Mills, 2015 seinen dritten Platz in der rumänischen Thronfolge. Die Versuche Nicolaes, seinen Großvater noch einmal zu sehen, endeten im November nach der Weigerung des Todkranken mit einem Handgemenge und dem Rausschmiss durch das Personal.

Thomas Roser

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