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Leute haben sich als Elmo verkleidet und laufen durch die Straßen von New York.

© AFP

Nach der großen Debatte: Mitt Romney löst Empörung bei Sesamstraßen-Fans aus

Trauer und Wut hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney bei Sesamstraßen-Fans ausgelöst. Sie sind alarmiert von seiner Bemerkung, im Falle seiner Wahl werde der Sender PBS keine staatlichen Zuschüsse mehr bekommen. Vor allem im Internet meldeten sich die Anhänger der Sendung zu Wort.

Überraschend hat US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney das erste TV-Duell in Denver dominiert. Energisch, wortgewandt, informiert und aggressiv drängte der Herausforderer Präsident Barack Obama ins passive Abseits. Ein Sieg auf ganzer Linie? Mitnichten. Romney zog mit einem einzigen Satz den geballten Zorn der Fangemeinde der "Sesame Street" auf sich und löste einen Shitstorm im Internet aus. Dabei schlug sich der Herausforder überraschend gut. Ob Arbeitsmarkt, Haushalt, oder Gesundheitsreform - Romney glänzte im Scheinwerferlicht des Fernsehstudios. Doch dann sagte er den einen fatalen Satz: „Ich mag PBS und ich liebe Big Bird - aber ich werde die Subventionen trotzdem streichen“. Romney werde nicht weiterhin Geld für Sachen ausgeben, für deren Bezahlung er Geld aus China leihen müsse. Hierzulande ist Big Bird besser bekannt unter dem Namen Bibo, der quietschgelbe Riesenplüschvogel der Kinderserie „Sesamstraße“: Er singt, tanzt, dichtet, läuft Schlittschuh und fährt Einrad. Der Protagonist der Unterhaltungsserie ist einer von zwei Muppets mit einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame hat. In den USA ist Big Bird auf PBS (Public Broadcasting Service) zu sehen. Nach der Aussage Romneys soll der Sender im Falle seines Sieges keine finanzielle Unterstützung mehr bekommen. Der Republikaner werde staatliche Subventionen für den Öffentlichen Rundfunk streichen, um die Löcher im Haushalt zu stopfen. Der nichtkommerzielle Sender jedoch ist auf die staatliche Finanzspritze angewiesen. PBS gilt in seiner politischen Berichterstattung als unabhängig und als wichtiger Säule in der US-Medienlandschaft. Während Romney nach dem TV-Duell noch siegesgewiss strahlte, löste die unbedachte Äußerung im Internet bereits einen Sturm der Entrüstung aus. Romneys Sparvorhaben stoßen bei der Internetgemeinde auf Unverständnis. Der Kandidat werde von einer Gang von Kleinkindern mit Plastik-Baseballschlägern überfallen werden, kündigte Twitter-Nutzer Eche Madubuike im Kurznachrichtendienst an. „Wehe, wenn Du jemals, jemals Big Bird bedrohst!“ Eli Clifton postete: „Obama hat (Osama) Bin Laden getötet. Romney würde Big Bird einen Hieb versetzen.“

Solidarisch forderten die Fans: „Rettet Big Bird“. Mehr als 80-mal meldete sich auch der von der Entlassung bedrohte Protagonist selbst im sozialen Netzwerk. Er werde 2016 an der Seite von Herman Cain zur Präsidentenwahl antreten, so seine Drohung. Dem Nutzer FiredBigBird („Der gefeuerte Bibo“) folgten innerhalb weniger Stunden mehr als 27.000 Twitternutzer. Auf Facebook veröffentlichten Mitglieder manipulierte Fotos - etwa in Gestalt eines arbeitslosen Bibo mit Bettelschild. Auch die Sesamstraße meldete sich im Namen seines Protagonisten bei Twitter zu Wort. „Bettzeit ist für mich in der Regel um 19.45 Uhr, aber ich war gestern hundemüde und schon um 19 Uhr eingeschlafen. Habe ich gestern Nacht irgendwas verpasst?“

Die Entrüstung um Romneys Äußerung machten das 90-minütige Duell der beiden Kandidaten zum meist getwitterten politischen Ereignis der Geschichte. Mehr als zehn Millionen Tweets wurden innerhalb von eineinhalb Stunden verschickt. Rund 20 Minuten nach dem Angriff auf Big Bird erreichte der Twitter-Sturm mit knapp 160.000 Mitteilungen pro Minute seinen Höhepunkt. Während Obama die Ankündigung beim Duell, die finazielle Unterstützung für PBS einzustellen, noch unkommentiert ließ, meldete sich der Präsident am Donnerstag bei seiner Wahlkampftour in Denver zu Wort und machte sich über seinen Herausforderer und dessen Drohung lustig. "Gott sei Dank nimmt es endlich jemand mit Big Bird auf. Uns war nicht klar, dass Big Bird das staatliche Haushaltsdefizit verursacht."

Von Luisa Rische

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