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Nach der Loveparade-Katastrophe: Duisburg gedenkt der Opfer

Abschied von den Toten der Loveparade-Tragödie: Angehörige und Rettungskräfte beten mit Vertretern von Politik und Kirche. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hält eine bewegende Rede.

21 Kerzen für die 21 Opfer der Tragödie: In einer bewegenden Trauerfeier haben Angehörige, Rettungskräfte und Politiker am Samstag in Duisburg für die Toten der Loveparade gebetet. „Die Loveparade wurde zum Totentanz“, sagte der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, bei der zentralen Gedenkfeier in der Salvatorkirche. „Mitten hinein in ein Fest überbordender Lebensfreude hat der Tod uns allen sein schreckliches Gesicht gezeigt.“

Im Anschluss an die Trauerpredigten hielt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) eine bewegende Rede. Zahlreiche Trauernde hatten sich vor der Kirche und im Fußballstadion des Zweitligisten MSV Duisburg eingefunden.

Es sei schwer, angesichts des Todes Worte zu finden, sagte Kraft. Das Leben junger Menschen sei grausam und jäh beendet worden, sie seien aus ihren „Hoffnungen und Träumen, aus ihren Zukunftsplänen, Familien und Freundeskreisen“ gerissen worden. „Sie alle hatten ihre ganze Zukunft noch vor sich.“

Kraft, deren 17-jähriger Sohn auch auf der Loveparade war, sagte, sie könne nachempfinden, „was Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde durchlitten haben, die stundenlang auf ein Lebenszeichen warten mussten“. Allen Betroffenen sei man schuldig, das Geschehene lückenlos aufzuklären: „Wie konnte dies geschehen, wer trägt Schuld, wer ist verantwortlich?“

Die Regierungschefin würdigte auch den Einsatz von Ordnern und Einsatzkräften, von denen viele in der Kirche Anteil nahmen. Sie seien körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt gewesen und hätten „unter schwersten Bedingungen ihr Bestes gegeben, um Menschenleben zu retten“.

Mit gebrochener Stimme wandte sich Kraft an die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer: „Wir können Ihren Schmerz nicht ermessen und nicht lindern. Und doch bitte ich Sie, öffnen Sie Ihre Herzen für alle, die Ihnen Trost spenden wollen und Ihnen über den Verlust eines unersetzlichen, geliebten Menschen hinweghelfen möchten. Sie sind nicht allein.“

An der Trauerfeier nahmen neben Wulff und Merkel auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin teil. Aus der nordrhein-westfälischen Regierung wohnten Innenminister Ralf Jäger (SPD) und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) der Andacht bei. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte bundesweite Trauerbeflaggung angeordnet.

Seine Teilnahme abgesagt hatte Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), der in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten war und durch seine Teilnahme am Gottesdienst nicht provozieren wollte. Sauerland wird vorgeworfen, das Sicherheitskonzept für die Loveparade abgesegnet zu haben, obwohl es Lücken aufgewiesen habe.

Insgesamt 500 Gäste nahmen an der Trauerfeier in der Kirche teil. 200 ursprünglich für Angehörige reservierte Plätze wurden an Bürger vergeben, weil viele Betroffene nicht kommen konnten oder wollten. Nach den Predigten wurden zum Gedenken an die Todesopfer 21 Kerzen angezündet. Die Trauerfeier endete mit einem Gebet.

Vor der Kirche hatten sich mehrere hundert Besucher eingefunden. Die Beteiligung aus der Bevölkerung blieb aber deutlich geringer als erwartet. Aufgrund des erwarteten Ansturms wurde die Trauerfeier in das MSV-Stadion übertragen, wo sich nach Schätzungen der Polizei zwischen 1500 und 2000 Menschen versammelten. Am Nachmittag sollte sich ab 15 Uhr vom Hauptbahnhof aus ein Trauermarsch zur Unglücksstelle in Bewegung setzen.

Bei der Loveparade waren am 24. Juli durch eine Massenpanik 21 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 500 wurden verletzt. (dpa/ddp)

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