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Nach Havarie: Japanische Walfangflotte bricht Expedition ab

Zwei Wochen nach einem Feuer auf ihrem Hauptschiff hat die japanische Walfangflotte ihre Expedition in der Antarktis abgebrochen und die Rückfahrt angetreten. Noch für dieses Jahr ist eine neue Fahrt angekündigt.

Tokio - Die Flotte aus sechs Schiffen sei auf dem Heimweg, gab die japanische Fischereibehörde bekannt. Der Brand auf dem Mutterschiff "Nisshin Maru" habe Teile der Schiffsausrüstung so stark beschädigt, dass sie nicht mehr eingesetzt werden könnten. Die Flotte war im November zu einer fünfmonatigen Fangexpedition aufgebrochen. Die Walfänger schafften etwas mehr als die Hälfte der geplanten Fangquote. Sie wurden dabei selbst von Tierschützern und der Umweltschutzorganiation Greenpeace gejagt.

"Nach Diskussionen über den Zustand des Schiffes in dieser Woche haben wir uns entschlossen, sie nach Hause zu holen", bedauerte der Leiter des staatlichen Walforschungsinstituts, Hiroshi Hatanaka, das vorzeitige Ende der Expedition. Die gesamte Situation habe sich unvorteilhaft entwickelt.

Ermittlungen zum Brand auf der "Nisshin Maru"

Die Fischereibehörde äußerte die Hoffnung, dass das Schiff bis zum Sommer für eine weitere Walfangfahrt wieder flott gemacht werden könne. Behördenchef Hideki Moronuki kündigte zudem Ermittlungen der Küstenwache zum Brand auf der "Nisshin Maru" an. Das Feuer war am 15. Februar ausgebrochen. Sechs Tage zuvor hatten radikale Umweltschützer der Organisation "Sea Sheperd" (Meeres-Hirte) Flaschen mit Chemikalien auf die "Nisshin Maru" geworfen. Die Wahrscheinlichkeit sei zwar "gering", aber nicht ganz auszuschließen, dass das die Brandursache war, sagte Moronuki.

Bei dem Feuer an Bord der "Nisshin Maru" war ein Seemann ums Leben gekommen. Da das Schiff rund 1,3 Millionen Liter Öl und Chemikalien zur Verarbeitung von Walfleisch mit sich führte, befürchteten Umweltschützer eine Katastrophe - nur hundert Kilometer von der Unglücksstelle entfernt befand sich eine große Pinguin-Kolonie. Japan hatte es abgelehnt, das Schiff von dem in der Nähe liegenden Greenpeace-Schiff "Esperanza" abschleppen zu lassen.

Aktivisten von "Sea Sheperd" setzten Belohnung aus

Greenpeace eskortierte die Walfangflotte nach eigenen Angaben aus den antarktischen Gewässern. Per Funk habe die Greenpeace-Besatzung den Japanern ihr Mitgefühl für den getöteten Seemann ausgedrückt, dies aber zugleich mit der Hoffnung verknüpft, dass die japanische Regierung die Walfänger "zum letzten Mal" in den Südpazifik zum Fang geschickt habe. "Zum Wohle der Umwelt, der Wale und der Besatzung, nie wieder", endete der Funkspruch demnach.

Weniger zuvorkommend hatten sich die Aktivisten von "Sea Sheperd" gezeigt. Die in Australien ansässige Organisation hatte zu Beginn der Jagd auf die Walfänger Ende Januar sogar eine eine Belohnung von 25.000 Dollar (rund 19.000 Euro) für Informationen über die Position der japanischen Flotte ausgesetzt.

Japan jagt die riesigen Meeressäuger angeblich "zu wissenschaftlichen Zwecken", denn nur dann erlauben Gesetze den Abschuss. Umweltschützer sowie Walfanggegner wie die USA, Australien und Neuseeland werfen Japan dagegen vor, den kommerziellen Walfang wieder offiziell zulassen zu wollen und die Wissenschaft nur als Deckmantel für die Versorgung der heimischen Supermarkt-Kühltruhen zu bemühen. Die Fangzahl für Zwergwale erhöhte Japan vor Kurzem von 440 auf 850. Die Flotte sollte 850 Minkwale und zehn Finnwale fangen; in den Kühlkammern der Schiffe landeten schließlich doch noch 505 Minkwale und drei Finnwale. (tso/AFP)

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