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Nach Loveparade-Katastrophe: Ketchup-Attacke auf Duisburger OB Sauerland

Viele sehen Duisburgs OB als Schuldigen der Loveparade-Katastrophe. Nun wurde er Opfer eines Ketchup-Anschlags. Der Bericht über mögliche Polizeifehler bei dem Unglück bleibt zunächst unter Verschluss.

Mehr als drei Monate nach der Loveparade- Katastrophe ist der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland bei einem Auftritt mit Ketchup attackiert worden. Bei der Einweihung eines Platzes in Duisburg-Rheinhausen sei ein Zuhörer am Mittwoch plötzlich vorgesprungen und habe dem CDU-Politiker Ketchup ins Gesicht und auf die Jacke gespritzt, berichtete ein Stadtsprecher. Sauerland blieb unverletzt, musste aber die Kleidung wechseln.

Bei der Loveparade auf einem ehemaligen Güterbahnhofsgelände waren Ende Juli in Duisburg 21 Menschen erdrückt und totgetrampelt worden. Sauerland wird verantwortlich gemacht, weil die Stadtverwaltung die Veranstaltung genehmigt hat. Viele Bürger fordern seinen Rücktritt. Der Angreifer trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „21 Verstummte klagen an“. Andere Zuhörer hätten den Mann zurückgedrängt. Als ein Polizist dazukam, habe Sauerland ihm deutlich gemacht, dass er keine Strafverfolgung wünsche, sagte der Sprecher. Der Angreifer sei „namentlich bekannt“ und schon länger in der Duisburger Lokalpolitik aktiv. Er blieb nach der Attacke vor der Rednerbühne stehen. Sauerland wischte den Ketchup ab und setzte seine Rede fort, wie Augenzeugen berichteten.

Schon kurz nach dem Unglück hatten in Duisburg gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Veranstalter, Polizei und Stadt begonnen. Um die Klärung der Abläufe bemüht sich die Duisburger Staatsanwaltschaft in einem Mammutverfahren mit zahlreichen Ermittlern, über 700 Vernehmungen und Bergen von Akten und Fernsehaufzeichnungen. Wie lange dieses Verfahren noch dauert, konnte Behördensprecher Detlef Nowotsch am Mittwoch nicht sagen. Ein Bericht über das Einsatzverhalten der Duisburger Polizei am 24. Juli sei zwar fertig, bleibe aber bis auf weiteres unter Verschluss. Die Staatsanwaltschaft Duisburg sehe bei einer Veröffentlichung des Berichts ihre weiteren Ermittlungen gefährdet, sagte Nowotsch.

Gegen den Duisburger OB hatte es wegen der Genehmigung der Loveparade auf einem völlig ungeeigneten Gelände bereits einen Abwahlantrag gegeben, der Mitte September aber im Rat der Stadt scheiterte. Sauerland weist eine Schuld der Stadt an der Katastrophe zurück. Bei öffentlichen Auftritten Sauerlands gibt es immer wieder Pfiffe und Buhrufe - so auch am Mittwoch unmittelbar vor der Attacke. (dpa)

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