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Das Denkmal "Der Mut" auf dem Geländer der Brester Heldenfestung.

© dpa

Nach Protest aus Weißrussland: CNN löscht Liste hässlicher Denkmäler

Mut zum Rückzieher: Der US-Fernsehsender CNN hat die Liste der "hässlichsten Denkmäler" der Welt gelöscht. In Russland und Weißrussland kam gar nicht gut an, dass ein Antikriegsmonument in Brest mit aufgeführt war.

Von Matthias Meisner

Es gibt Bücher über "öde Orte", auch Empfehlungen zu den 100 Top-Reisezielen, die man angeblich gesehen haben muss. Und für ein paar Tage gab es kürzlich auch eine Liste der weltweit elf hässlichsten Denkmäler, erstellt von CNN. Doch die hat der amerikanische Fernsehsender ziemlich rasch wieder gelöscht. Denn die witzig gemeinte Aktion war missglückt - auf der Liste der elf Denkmäler tauchte auch das Mononumt "Muzstvo" ("Der Mut") auf dem Gelände der Brester Heldenfestung auf, ein Mahnmal an die Opfer im Zweiten Weltkrieg.

Der US-Sender schrieb auf seiner Homepage im Internet, der Ende Januar veröffentlichte Bericht über die hässlichsten Denkmäler sei zurückgezogen worden, weil er nicht dem Standard entspreche, der von CNN erwartet werde. Die Erwähnung des Denkmals "Der Mut" in der Liste habe in Russland und Weißrussland vermeidbare Empörung ausgelöst. CNN entschuldigte sich für die Aktion, die als "humorvoller Blick" auf die Denkmal-Architektur weltweit gedacht gewesen sei. "Wir erkennen an, dass das Monument eine tiefe und entscheidende Symbolwirkung birgt für die Soldaten, die ihr Leben gaben, um die Nation zu verteidigen", erklärte der Sender weiter.

Über die Schönheit des Denkmals "Der Mut" - der Stahlbeton-Klotz ist 34 Meter hoch - lässt sich möglicherweise tatsächlich streiten. Aber für Politiker in Russland und Weißrussland geht es nicht um Fragen der Ästhetik. In beiden Ländern wurde heftig gegen die CNN-Denkmalliste Stimmung gemacht. Am vergangenen Freitag bestellte das weißrussische Außenministerium den interimistischen Geschäftsträger der USA in Minsk, Ethan Goldrich, in die Behörde ein. Der US-Diplomat sei über die "riesige Entrüstungswelle" aufgeklärt worden, die die Liste "bei einfachen Bürgern und in der zivilen Öffentlichkeit" ausgelöst habe, meldete anschließend die staatliche weißrussische Nachrichtenagentur Belta: "Belarus hat im Zweiten Weltkrieg jeden dritten Einwohner verloren. Daher ist jede Erinnerung an Heldenmut und Selbstaufopferung unserer Menschen für uns heilig."

Zuvor hatte die weißrussische Botschaft in Washington ein Protestschreiben an die CNN-Redaktion geschickt. Auch Politiker in Russland drückten in deutlichen Worten ihren Unmut aus. Igor Morosow, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses im Oberhaus des russischen Parlaments, schlug im Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Novosti vor, die CNN-Kabelsendungen in Russland "als Vorbildmaßnahme" zu sperren. Die Bewertung des Monuments "Der Mut" in der weißrussischen Stadt nahe der Grenze zu Polen sei "beleidigend für das ganze russische Volk", sagte Morosow. Das zur Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg errichtete Denkmal sei "Grundlage für unsere Auffassung zu Patriotismus, Heldentum und Heimatliebe". Der Menschenrechtsbeauftragte des russischen Außenamtes, Konstantin Dolgow, twitterte, die CNN-Wertung sei "zynisch und empörend".

"Der Mut" ist das zentrale Denkmal auf dem Gelände der Brester Festung. Mitte der 1960er Jahre hatte die gesamte im 19. Jahrhundert errichtete Festungsanlage den Titel "Heldenfestung" erhalten. Vor dem Denkmal brennt eine ewige Flamme. Vormittags werden Schüler dorthin zur Ehrenwache beordert.

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