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Tausende haben die Nacht in Zelten verbracht.

© AFP

Nach schwerem Erdbeben: Nachbeben erschüttern Nordostitalien

Rund 3000 Menschen verbringen die Nacht in Zeltlagern. Laut ADAC gibt es allerdings keine Einschränkungen für Touristen.

Sant’Agostino di Ferrara - Nach dem schweren Erdbeben in Nordostitalien fürchten sich die Bewohner der Region vor Nachbeben: Viele verbrachten die Nacht in Zelten, in ihren Autos oder Turnhallen. Die Behörden bemühten sich unterdessen, den entstandenen Schaden an Wohnhäusern, Verwaltungsgebäuden, Schulen und Kirchen abzuschätzen.

„Leider gehen die Nachbeben weiter, und das macht den Menschen Sorgen“, sagte der Präsident der Region Emilia Romagna, Vasco Errani, dem Fernsehsender Sky TG24. „Damit müssen wir umgehen, weil es auch einen psychologischen Aspekt gibt. Als Folge beschleunigen wir die Überprüfungen der Gebäude.“ Der italienische Ministerpräsident Mario Monti brach seine Gespräche auf dem Nato-Gipfel in Chicago vorzeitig ab und kehrte nach Italien zurück.

In der betroffenen Region nördlich von Bologna regnete es am Montag. Mitarbeiter des Zivilschutzes errichteten auf Fußballplätzen Zeltlager zur Unterbringung von rund 3000 Menschen, die nicht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten oder wollten. „Ich habe wirklich Angst“, sagte Donatella Gadda, als sie am Montagmorgen in ihre Wohnung ging, um Decken zu holen. Der Zivilschutz hat ihr Wohnhaus für sicher erklärt, trotzdem übernachtete sie in ihrem Auto. „Ich wohne im zweiten Stock. Man muss die Treppe hinuntergehen, um herauszukommen.“

Das schwerste Erdbeben in dem Gebiet seit mehreren hundert Jahren kostete Sonntagfrüh sieben Menschen das Leben. Bei den Todesopfern handelte es sich um vier Arbeiter, deren Fabriken bei dem Beben einstürzten, und drei weitere Menschen, die offenbar an Herzinfarkten starben. Unter ihnen war auch eine deutsche Frau, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin erklärte. Aus den umliegenden Regionen Lombardei, Venetien, der Toskana und Latium waren insgesamt 650 Helfer auf dem Weg in das Erdbebengebiet. 500 Häftlinge aus dem Gefängnis von Ferrara wurden nach einem Bericht des Portals „repubblica.it“ vorsorglich in andere Gebäude gebracht.

Fast zwölf Stunden nach dem Erdstoß erschütterte ein Nachbeben der Stärke 5,1 die Ortschaft Sant’Agostino di Ferrara. Teile einer Wand des Rathauses stürzten ein. In Finale Emilia stürzte der Uhrenturm fast vollständig ein. Ein Feuerwehrmann wurde verletzt. „Tausend Jahre Geschichte verschwinden mit einem Schlag“, sagte Fernando Ferioli, Bürgermeister von Finale Emilia.

In der Region Emilia Romagna blieben die meisten modernen zweigeschossigen Wohnbauten intakt, aber Jugendstilvillen und alte Bauernhäuser stürzten zusammen. In dem kleinen Ort San Carlo wurde das Ghisilieri-Oratorium aus dem 16. Jahrhundert mit seinen wertvollen Fresken stark beschädigt, an dem seit acht Jahren Restauratoren arbeiteten.

Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti erklärte, bei dem Erdbeben seien auch rund 200 000 Käselaibe zerstört worden. Der Verband sprach von einem Schaden in Höhe von 50 Millionen Euro für die Hersteller.

Nach dem Erdbeben müssen Touristen in der Region nicht mit größeren Einschränkungen rechnen. Alle Autobahnen seien frei, sagte ein Sprecher des ADAC am Montag. Das Erdbeben habe hauptsächlich das Gebiet zwischen Modena, Bologna und Ferrara getroffen. Dort könne es regional zu Umleitungen auf kleineren Straßen kommen. Die Küstenregion zwischen Venedig und Rimini sei nicht betroffen. dapd/dpa/AFP

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