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Nachbeben: Erneut Panik in Chile nach Tsunami-Warnung

In Chile haben vier Tage nach dem verheerenden Beben der Stärke 8,8 weitere Nachbeben für Panik und Angst vor einem neuen Tsunami gesorgt. Viele Menschen in der Küstenregion um die Stadt Concepción versuchten, sich in höher gelegenen Gebieten in Sicherheit zu bringen.

Nach zwei heftigen Nachbeben der Stärke 5,9 und 6,0 riefen die Behörden in den Küstenstädten Concepción und Constitución die Bewohner am Mittwoch auf, ihre Häuser zu verlassen, hoben die Warnung aber wenig später wieder auf. Die Lage in den vom Beben betroffenen Gebieten blieb trotz anlaufender Hilfe gespannt.

In Concepción und Constitución rannten hunderte von Menschen nach der erneuten Tsunami-Warnung in Richtung der höher gelegenen Stadtgebiete. Sirenen ertönten, um die Bewohner vor der heranrollenden Gefahr zu warnen. Soldaten forderten die Menschen auf, Ruhe zu bewahren und wiesen den Weg in sichere Höhen. Selbst als die Warnung bereits wieder aufgehoben war, staute sich stadtauswärts immer noch der Verkehr.

Um Plünderungen zu verhindern, galt in der vom Beben am Samstag besonders betroffenen zweitgrößten chilenischen Stadt Concepción eine 18-stündige Ausgangsperre. Das Militär postierte gepanzerte Fahrzeuge an strategisch wichtigen Stellen. In der Nacht wurden erneut 35 Plünderer festgenommen. In der Nacht zuvor waren es noch 160 gewesen. Ausgangssperren bis in die Mittagsstunden galten auch in anderen vom Erdbeben der Stärke 8,8 schwer zerstörten Ortschaften südlich der Hauptstadt Santiago.

Der Bürgermeister von Hualpén, Marcelo Rivera, in der noch weiter südlich gelegenen Region Bío Bío sagte im Radio: "Die Gangster haben die Stadt übernommen. Jetzt fürchten wir uns nicht vor den Erdbeben, wir fürchten uns vor den Kriminellen". Er forderte Staatschefin Michelle Bachelet auf, Soldaten in seine Stadt zu schicken und fügte hinzu: "Wenn sie töten müssen, dann lasst sie töten".

Bachelet, die eine Verdoppelung des Militärs in den Erdbebengebieten auf 14.000 Soldaten angeordnet und zu Ruhe und Ordnung aufgerufen hatte, verteidigte ihr Krisenmanagement. Sie verwies darauf, dass erste Hilfslieferungen in den am schlimmsten betroffenen Regionen einträfen und Soldaten mit Wasser und Nahrungsmitteln unterwegs seien.

Die von dem Beben ausgelösten Riesenwellen überschwemmten am Samstag nach Angaben von Hilfskräften einen 200 Kilometer langen Küstenstreifen. Teilweise wurden die Fluten zwei Kilometer landeinwärts gespült. In Küstendörfern und Badeorten wie Pulluhue, Cobquecura, Dichato und Constitución hatten die Flutwellen zahlreiche Häuser mitgerissen. Viele Menschen galten weiter als vermisst.

Vorläufigen amtlichen Angaben zufolge kamen durch die Naturkatastrophe rund 800 Menschen uns Leben. Die Behörden rechneten aber mit einem deutlichen Anstieg der Opferzahlen, sobald es den Rettungskräfte gelingen werde, weiter in die von der Außenwelt abgeschnittene Gebiete vorzudringen. (AFP/dpa)

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