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Nasa: Trauer im Weltall

Eigentlich wollte ISS-Ingenieur Daniel Tani seine Mutter zu Weihnachten mit einem Anruf aus dem All überraschen und ihr ein schönes Fest wünschen. Dann musste er über einen Funkkanal hören, dass die Seniorin bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Berlin/Chicago/Houston - Einer Videobotschaft auf der Nasa-Homepage konnte man Tanis Pläne für den Weihnachtsgruß entnehmen. Doch dazu kommt es jetzt nicht mehr. Am 19. Dezember starb die 90-jährige Rose Tani bei einem Verkehrsunfall. Sie wurde an einem Bahnübergang ihres Heimatortes Lombard mit ihrem Wagen von einem Güterzug erfasst und rund 30 Meter mitgeschleift. Im Krankenhaus kam für die alte Dame jede Hilfe zu spät.

Tani, der seit Oktober als Bordingenieur in der internationalen Raumstation ISS arbeitet, erfuhr über einen Funkkanal der Nasa von dem Unglück. Doch nach Hause konnte der 46-Jährige nicht eilen. Es gibt zwar ein „Rettungsboot“ an der ISS. Die russische „Sojus“-Kapsel darf aber nur für die Rückkehr zur Erde benutzt werden, wenn das Leben der Besatzung in akuter Gefahr ist. Und so muss der amerikanische Astronaut auf seine normale Ablösung durch die Raumfähre „Atlantis“ warten. Diese sollte bereits am 6. Dezember zur ISS starten und Tani noch vor Weihnachten nach Hause bringen. Doch dann tauchten Probleme mit den Tanksensoren auf. Der Start zu der elftägigen Mission musste mehrfach verschoben werden und soll nun am 10. Januar stattfinden.

Nasa-Sprecher Jim Rostohar teilte mit, Tani werde in der Raumstation Zeit zur Trauer gegeben. Er erhalte jeden erforderlichen „persönlichen, psychologischen und geistigen Beistand“. Er könne über eine private Telefonleitung auch mit seiner Frau und seinen beiden Kindern sprechen. Tani trifft der Schicksalsschlag besonders schwer, weil er ein enges Verhältnis zu seiner Mutter hatte. Noch vor einem Monat hatte der Astronaut seiner Mutter bei einem seiner „Weltraumspaziergänge“ eine spezielle Botschaft geschickt. „Ich weiß, dass meine Mutter in Chicago im Internet zuschaut – also: Hi, Mom“, sagte Tani. Niemand konnte damals ahnen, dass es der letzte persönliche Gruß an seine Mutter sein würde. (ddp)

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