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Panorama: Nasa unter Druck

Schwere Vorwürfe im Bericht zum „Columbia“-Unglück

Wenn sich die eingefahrenen Strukturen der Nasa nicht grundlegend ändern, sei die nächste Tragödie vorprogrammiert, heißt es im Abschlussbericht zur „Columbia"-Katastrophe, der gestern von der unabhängigen Untersuchungskommission in Washington vorgestellt wurde. Der Bericht wirft der Nasa gravierende Fehler vor, sowie organisatorische Mängel, die genauso bedeutsam für das Unglück seien wie physische Mängel, so die 13köpfige Expertengruppe unter Leitung des pensionierten Admirals Harold Gehman.

Seit der Explosion des Space-Shuttles „Challenger", bei der 1986 ebenfalls sieben Astronauten starben, habe sich an der Sicherheitspolitik der Nasa wenig geändert, stellt das Columbia Accident Investigation Board (CAIB) fest. Enge Zeitpläne, fehlende Geldmittel und unzulängliches Sicherheitsprogramm hätten das Handeln der Verantwortlichen geprägt.

Die Raumfähre „Columbia" war am 1. Februar beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinander gebrochen und hatte die sieben Besatzungsmitglieder in den Tod gerissen. 16 Tage zuvor hatte sich beim Start ein Teil der Hartschaumisolierung des Zusatztanks gelöst und die linke Tragfläche des Shuttle beschädigt. Weil bereits bei früheren Starts im internen Jargon als „Popcorn" bezeichnete Schaumteile abgefallen waren, ohne nennenswerte Schäden zu verursachen, hatten die zuständigen Führungskräfte auch beim letzten Flug keine ernsthaften Konsequenzen befürchtet und zahlreiche Warnungen von Mitarbeitern in den Wind geschlagen.

Es ist geradezu tragisch, dass es bei der hohen Motivation aller beteiligten Experten zu einer solchen Katastrophe kommen konnte. Der Bericht macht eklatantes Versagen und Ignorieren von Warnungen deutlich.

Tatsächlich ist das knapp ein Kilo schwere Hartschaumteil mit einer Geschwindigkeit von 900 Kilometern in der Stunde und 18 Mal pro Sekunde um sich selbst drehend wie ein Artilleriegeschoss eingeschlagen. Es riss ein Loch von rund 20 Zentimetern Durchmesser in die Hitzeschutzkacheln an der Vorderkante der linken Tragfläche. Das ereignete sich bereits zu einem frühen Zeitpunkt und wurde von einem Radar der US-Luftwaffe erfasst. Aber erst 16 Tage später, eine Woche nach der Katastrophe wurden diese Bilder entdeckt. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre konnten so mehrere tausend Grad heiße Gase in den Flügel eindringen und diesen schließlich zum Bersten bringen. Elf Minuten dauerte der Todeskampf der „Columbia" vom ersten Ansteigen der Temperatursensoren über den Verlust erster Strukturteile über Kalifornien und Nevada bis zum Bersten des Rumpfes über Texas.

Rainer W. During

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