zum Hauptinhalt
Flut in England

© AFP

Naturkatastrophe: Flut-Chaos in England

Großbritannien ist fest im Griff der schwersten Flutkatastrophe seit 60 Jahren. Zwar fallen die Pegelstände in einigen Gebieten, doch sind 350.000 Menschen weiter ohne Trinkwasser. Die Flut bedroht nun Windsor und andere Orte nahe London.

Nach der schwersten Flutkatastrophe in Großbritannien seit 60 Jahren sind Teile von West- und Zentralengland im Chaos versunken. Zwar fielen die Pegelstände in den am schwersten betroffenen Gebieten, doch sind bis zu 350.000 Menschen weiter ohne Trinkwasser. Sie könnten bis zu zwei Wochen von der Wasserversorgung abgeschnitten sein, sagte ein Sprecher des Versorgers Severn Trent Water. Die Angst vor Gesundheitsgefahren durch verdrecktes Wasser geht um. Erschöpfte Feuerwehrleute sprachen von einer "Hölle" - und dieser Zustand soll sich offenbar nicht wesentlich bessern: Nach kurzer Regenpause sagen Meteorologen für die kommenden Tage wieder heftigen Regen voraus.

Die Stadt Gloucester entging in der Nacht nur um Haaresbreite einer Katastrophe, als ein Wasser- und Elektrizitätswerk, das hunderttausende Menschen versorgt, fast überschwemmt wurde. Reporter sprachen von einer "Geisterstadt", nachdem die Geschäfte geschlossen hatten. "Wir sind weit davon entfernt, dass dies kein Notfall mehr ist", warnte Tim Brain, Polizeichef in Gloucestershire. In der Grafschaft Gloucestershire konnten Einsatzkräfte die Stromversorgung für 48.000 Haushalte wieder herstellen.

Anwohner rüsten sich für die Flut

Die britische Regierung verteidigte sich gegen Kritik, schlecht vorbereitet gewesen zu sein. "Es war sehr schwierig, exakt vorauszusehen, wie die Flut die Gegend treffen würde. Das war ein außergewöhnliches Ereignis", sagte ein Sprecher von Premierminister Gordon Brown.

Während in vielen Orten die Aufräumarbeiten begannen und Straßen wieder freigegeben wurden, rüsteten sich Anwohner in Orten nahe London wie Windsor und Reading entlang der Themse für die angekündigte Flut. Die Universitätsstadt Oxford war dagegen nicht so stark betroffen wie befürchtet. Die Themse und die Severn hatten nach den sintflutartigen Regenfällen vom Wochenende den Pegelstand der bisher verheerendsten Flut von 1947 überschritten. Städte hatten sich in Inseln verwandelt, Menschen waren mit Schlauchbooten unterwegs.

Am schlimmsten traf es Tewkesbury, Gloucester und Cheltenham, wo die Trinkwasserversorgung unterbrochen ist. Die Menschen sollten im Laufe des Dienstags aus 900 großen Behältern mit frischem Wasser versorgt werden. Mit Hilfe des Militärs würden zudem drei Millionen Liter abgefülltes Wasser verteilt, kündigte Severn Trent Water an. Anwohner berichteten von langen Schlangen vor Supermärkten und Tankstellen.

Schaden von drei Milliarden Euro befürchtet

In London beriet das Notfall-Komitee der Regierung, Cobra, über das weitere Vorgehen. Die Regierung war in die Kritik geraten, weil sie nicht genug für den Hochwasserschutz getan hätte. Der Hochwasserschutz in Großbritannien gilt als veraltet. Premierminister Brown hatte eine Überprüfung der Ursachen angekündigt und mehrere Millionen Pfund finanzielle Hilfe zugesagt. Die Versicherer rechneten mit einem Schaden von umgerechnet rund drei Milliarden Euro. Es ist bereits die zweite große Flut, die Großbritannien in diesem Sommer heimsucht. (mit dpa)

Zur Startseite